Politik
Kommentar

Angriff auf Israel: Warum die Revolutionsgarde im Iran eine große Gefahr ist

Der massive Raketen- und Drohnenangriff aus dem Iran auf Israel markiert einen Wendepunkt im langjährigen Konflikt der beiden Länder. Was können nun Deutschland und die EU tun?
15.04.2024 16:34
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Angriff auf Israel: Warum die Revolutionsgarde im Iran eine große Gefahr ist
Die Drohnen vom Typ „Schahed“, hergestellt von der Revolutionsgarde im Iran, wurden gegen Israel und im russischen Krieg gegen die Ukraine eingesetzt. Zum ersten Mal treffen solche Militärprodukte des Landes während eines Krieges den europäischen Boden (Foto: Nachrichtenagentur IRNA).

Der Luftangriff der Islamisten im Iran auf Israel markiert eine Wende im bisherigen Konflikt beider Länder und ist eine charakteristische Aktion der Revolutionsgarden. Diese beschrifteten ihre Raketen bei früheren Tests oft mit den Worten „Israel muss von der Weltkarte radiert werden!“. Es handelt sich bei dem Angriff um die Kehrseite der Medaille der Islamischen Republik, die sich jüngst in der blutigen Unterdrückung innerer Freiheitsbestrebungen offenbarte und nun durch außenpolitisches Säbelrasseln nach außen tritt.

Die Islamische Revolutionsgarde (IRGC) im Iran hat am vergangenen Samstag über 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel abgefeuert, was auf ein Ende des Schattenkriegs zwischen den beiden Staaten und eine neue Eskalationsstufe hindeutet. Der Konflikt verschärfte sich zuvor, als Israel iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bombardierte und sieben IRGC-Mitglieder tötete.

Die IRGC hat ihren Einfluss in der Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik Irans in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig ausgebaut. Dieses ideologische Militär, das schätzungsweise etwa 125.000 Mitglieder umfasst, ist unter anderem in der Entwicklung und dem Einsatz von Drohnen aktiv. Diese werden nicht nur gegen Israel, sondern auch im russischen Krieg tödlich gegen die Ukraine eingesetzt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes treffen seine Militärprodukte während eines Krieges auch den europäischen Boden.

Effektive Verteidigung

Das US-Regionalkommando (Centcom) war an der Zerstörung von über 80 Drohnen und mindestens sechs Raketen beteiligt, die auf Israel abgefeuert wurden.

Der massive Raketen- und Drohnenangriff der Revolutionsgarden wurde durch koordinierte Verteidigungsmaßnahmen Israels und die Unterstützung der USA, Großbritanniens und Jordaniens abgewehrt, wobei 99 Prozent der Geschosse abgefangen wurden. Dies demonstrierte die Verteidigungsfähigkeit Israels, obwohl die Aktion der Revolutionsgarde als Vergeltung und zu propagandistischen Zwecken gedacht war.

Israel prüft derzeit trotz Warnungen aus dem Iran verschiedene Optionen für eine Reaktion, wobei noch keine Entscheidung über das Ausmaß und den Zeitpunkt einer Vergeltung getroffen wurde.

Revolutionsgarde: Jenseits des Mehrheitswillens

Bei den Parlamentswahlen in der Islamischen Republik Iran haben Oppositionelle oder Andersdenkende keine Möglichkeit zu kandidieren. Der Wächterrat im Iran kontrolliert die Kandidatenauswahl streng und schließt viele Kandidaten aus, die nicht den strikten ideologischen und politischen Kriterien entsprechen. Dies führt dazu, dass das aktuelle Parlament nicht die wahre Vertretung der Mehrheit der Bevölkerung darstellt.

In diesem Kontext besitzt die Revolutionsgarde, die dem Obersten Führer untersteht, kein echtes Mandat für Auslandseinsätze, die den Willen der Mehrheit der iranischen Bevölkerung widerspiegeln. Entscheidungen über solche Einsätze, einschließlich jener, die gegen die Interessen Israels gerichtet sind, werden in engen Kreisen oft in Absprache mit dem Obersten Führer im Iran, Ali Chamenei, getroffen.

Dies zeigt das hierarchische und autokratische Wesen der Entscheidungsfindung im politischen System des Regimes. Proteste, die mehr Rechte bei den Wahlen fordern, wurden bereits mehrfach gewaltsam unterdrückt.

Notwendigkeit einer ernsthafteren Reaktion

Als Reaktion auf die aktuelle Situation sollte in Deutschland ein klares Zeichen gesetzt werden: Zunächst ist das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) zu schließen, das eine antisemitische Linie verfolgt. Dies könnte der erste Schritt einer umfassenden neuen Iran-Strategie der Bundesregierung sein. Die Bundesregierung und die deutschen Medien sollten sich nicht länger auf Berater und vermeintliche Iran-Experten stützen, die immer wieder apokalyptische Szenarien und die Gefahren einer Verschärfung der EU-Politik gegenüber den Islamisten in Teheran betonen. Beobachtungen der jüdischen Einrichtungen in Deutschland und manche Anschläge gegen sie, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, verübt von Agenten oder Anhängern der Islamisten in Teheran, zeigen, dass eine Änderung der deutschen Politik erforderlich ist.

Die IRGC führt Operationen durch, die nicht nur gegen Israel gerichtet sind, sondern auch zur Unterstützung von Terrorgruppen in Syrien, dem Libanon und Jemen beitragen, was die regionale Stabilität bedroht. Diese Aktivitäten verstoßen häufig gegen internationales Recht. Angesichts der Bedrohung durch die IRGC und ihrer Rolle in der Förderung von Terrorismus und regionaler Instabilität ist eine Einstufung der IRGC als Terrororganisation durch die EU eine logische und notwendige Konsequenz.

Diese Maßnahme würde die Bedrohung durch die IRGC anerkennen und ein starkes Signal an den Iran senden, seine Politik gegenüber Israel zu überdenken, was zu einer stabileren Region beitragen und die soziale Stellung der IRGC im Iran treffen könnte. Es wird jedoch scheinbar eine schwierige bis unmögliche Entscheidung sein, solange Josep Borrell die Position des Außenbeauftragten der EU besetzt. Er hat bis jetzt die Versuche einer Terrorlistung der IRGC mit blockiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen COME Mining App Officially Launches: Supports BTC, USDC, and XRP, Start a Bitcoin Miner for Free, and Easily Earn $11,700 Daily

New York, October 2025—With the global cryptocurrency bull market in full swing, investor demand for stable and sustainable passive...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Politik
Politik Nato-Manöver: Deutschland entsendet Bundeswehr-Tornados zur Atomwaffenübung der Nato
10.10.2025

Die Atomwaffenübung der Nato sorgt für Aufmerksamkeit: Deutschland entsendet Tornados und beteiligt sich am jährlichen Nato-Manöver...

DWN
Panorama
Panorama Kein Trump-Nobelpreis: Friedensnobelpreis für Venezolanerin Maria Corina Machado
10.10.2025

Die Entscheidung um den Friedensnobelpreis 2025 sorgt für weltweite Überraschung: Nicht der mächtige US-Präsident Donald Trump, sondern...

DWN
Politik
Politik Frankreich ist krank – und ganz Europa leidet mit
10.10.2025

Fünf Premierminister in weniger als zwei Jahren, ein Staatspräsident ohne Autorität und eine Schuldenlawine, die selbst Brüssel nervös...

DWN
Politik
Politik Israels Kabinett stimmt dem neuen Gaza-Abkommen mit der Hamas zu
10.10.2025

Nach Monaten harter Verhandlungen hat Israels Regierung einem historischen Gaza-Abkommen mit der Hamas zugestimmt. Doch während Hoffnung...

DWN
Finanzen
Finanzen Energiekontor-Aktie bricht ein: Gewinnausblick gekappt, Verzögerungen und Regeländerungen
10.10.2025

Die Energiekontor-Aktie ist im frühen Freitagshandel eingebrochen. Der Wind- und Solarparkentwickler Energiekontor hat seinen Ausblick...

DWN
Panorama
Panorama Deloitte-Analyse: Defizit der Krankenkassen steigt dramatisch
10.10.2025

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) spitzt sich zu: Experten warnen vor Milliardenverlusten und strukturellen...

DWN
Finanzen
Finanzen VW-Aktie: Volkswagen steigert Absatz von VW-E-Autos in Europa wohl deutlich
10.10.2025

Die VW-Aktie steht im Börsenhandel am Freitag im Fokus, weil Volkswagen bei seinen VW-E-Autos in Europa kräftig zulegt. Doch während die...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld wird zur Grundsicherung: Bundeskanzler Merz verteidigt Kurs bei harten Sanktionen
10.10.2025

Die Debatte um die Grundsicherung spitzt sich zu: CDU-Chef Friedrich Merz verteidigt harte Sanktionen, während Sozialverbände Alarm...