Finanzen

Kurz vor dem nächsten "Halving": Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?

Der Bitcoin hat in diesem Jahr eine rasante Rally hingelegt. Die bevorstehende Halbierung des täglich neugeschöpften Bitcoin-Angebots treibt die Spekulationen weiter an, wobei deutsche Anleger eher zurückhaltend sind. Wie sieht die Zukunft der Digitalwährung und des gesamten Bitcoin-Netzwerks aus?
15.04.2024 15:25
Aktualisiert: 15.04.2024 18:00
Lesezeit: 3 min
Kurz vor dem nächsten "Halving": Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?
Das bevorstehende "Halving" sorgt für Bitcoin-Euphorie bei vielen Anlegen. (Foto: Pixabay)

Die Digitalwährung Bitcoin ist nichts für schwache Nerven. In diesen Wochen schauen die Besitzer der ältesten und größten Kryptowährung allerdings eher entspannt in ihre digitalen Brieftaschen, denn der Kurs bewegt sich immer wieder auf Rekordniveau.

Allein seit Jahresbeginn hat der Bitcoin rund 50 Prozent zugelegt und damit die Erinnerungen an den dramatischen Kursverfall nach November 2021 verblassen lassen. Allerdings kühlten am Wochenende der Angriff des Irans auf Israel sowie Gewinnmitnahmen das überhitzte Bitcoin-Geschäft wieder stark ab und drückten den Kurs von rund 71.000 Dollar auf unter 62.000 Dollar. Am Montag bewegte sich der Bitcoin wieder bei um die 66.000 Dollar.

Bitcoin-Boom durch ETFs

Experten machen für den jüngsten Boom vor allem die hohe Nachfrage mehrerer ETF-Anbieter verantwortlich, die seit Januar neuartige Bitcoin-Fonds in den USA anbieten dürfen. Anlegern ist es damit möglich, in die Digitalwährung zu investieren, ohne diese selbst unmittelbar kaufen zu müssen. Die Rally wird aber auch durch die Aussicht auf ein langsameres Bitcoin-Wachstum angetrieben, weil Ende dieser Woche die Belohnung für die Verifizierung von Bitcoin-Transaktionen halbiert wird.

Nach dem technischen Protokoll des Bitcoins wird vermutlich in fünf Tagen am Samstagmorgen das vierte sogenannte „Halving“ umgesetzt. Satoshi Nakamoto, der geheimnisumwitterte pseudonyme Bitcoin-Gründer, hatte festgelegt, dass die Gesamtmenge aller Bitcoins auf 21 Millionen Stück begrenzt wird. Die Bitcoins sollten nach seinem Konzept nicht auf einen Schlag ausgeschüttet werden. Deshalb werden die Bitcoin-Bestände nach und nach durch das Lösen von komplexen Rechenaufgaben verfügbar gemacht.

Für jeden neuen Block an Transaktionen in der öffentlichen Bitcoin-Datenbank (Blockchain) darf sich der Miner, welcher diesen errechnet hat, eine Belohnung auszahlen. Diese sogenannte Blocksubvention soll die Miner dazu bringen, die Funktionalität des Netzwerks sicherzustellen. Gleichzeitig werden damit neue Bitcoins herausgegeben.

Zu Beginn des Bitcoin-Zeitalters 2009 betrug die Belohnung noch 50 Bitcoins pro neuem Block. Nach den Regeln von Satoshi Nakamoto halbierte sich die Belohnung dann alle 210.000 Blöcke, was ungefähr allen vier Jahren entspricht. Seit Mai 2020 werden 6,25 Bitcoin pro Block ausgeschüttet. Nun steht das nächste Halving an.

Mining-Belohnung wird alle vier Jahre halbiert

„Durch die Kürzung der Belohnung für Miner auf 3,125 Bitcoin wird die Menge der Token, die in das System eingeführt werden, erneut halbiert“, erläutert Eric Demuth, Mitgründer und CEO der Krypto-Handelsplattform Bitpanda. „Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage könnte dies zu einem Anstieg des Bitcoin-Preises führen, wenn die Nachfrage weiterhin die nun kleiner werdende Angebotsausweitung übersteigt.“

Kryptounternehmer Peter Grosskopf vom Berliner Fintech Unstoppable Finance verweist ebenfalls darauf, dass es in der Vergangenheit immer einen Anstieg vor und nach dem Halving gegeben habe. „Den Anstieg vor dem Halving konnten wir in den jüngsten Monaten bereits beobachten. Märkte sind Psychologie. Daher kann es sein, dass sich die Geschichte hier noch mal wiederholt. Aber ich bin kein Wahrsager und halte mich normalerweise mit Prognosen und Spekulation zurück.“

So wenig wie man den Bitcoin-Kurs fest vorhersagen kann, so unklar bleiben die Folgen des Halvings für die Miner, die mit ihren Spezialrechnern und einem Einsatz großer Energiemengen das Bitcoin-Netwerk am Laufen halten. Wenn sich die Belohnung für das „Schürfen“ neuer Bitcoins halbiert, könnte das etliche Marktteilnehmer in Schwierigkeiten bringen. „In der Tat könnte das Halving dazu führen, dass weniger effiziente oder kostspielige Miner aus dem Markt ausscheiden, vornehmlich solche, die auf veraltete oder weniger effiziente Prozesse und Hardware setzen - oder schlichtweg zu hohe Energiekosten haben“, sagt Bitpanda-Chef Demuth.

Nach Demuths Einschätzung könnte aber auch ein starker Preisanstieg folgen, was wiederum dazu führe, dass das Mining für die meisten Marktteilnehmer rentabel bleibe. „Das ist jedoch alles sehr spekulativ. Was sicher ist: Die professionellen Miner konnten und haben sich seit langer Zeit auf das Halving vorbereitet und werden auch danach noch profitabel arbeiten können.“ Die Mining-Landschaft werde sich verändern, glaubt Demuth. „Allerdings denke ich nicht, dass das große Auswirkungen auf das Netzwerk haben wird.“

Viele deutsche Verbraucher bleiben skeptisch

Bei vielen traditionellen Anlegern herrscht trotz der Rekordkurse keine Bullen-Stimmung. Sie erwarten nicht, dass sich der Bitcoin-Kurs in Richtung 100.000 Dollar oder höher entwickeln könnte. Nach einer Umfrage der Deutschen Bank sind zumindest die Verbraucher in den USA über die Wertentwicklung des Bitcoins geteilter Meinung: Danach erwartet etwa ein Drittel, dass die Kryptowährung bis zum Ende des Jahres unter 20.000 Dollar fallen wird. Das wäre ein Abschlag von etwa 50.000 Dollar auf den aktuellen Preis und würde den Bitcoin-Token auf das Niveau des Bärenmarktes im Jahr 2022 zurückbringen. Nur jeder Zehnte der über 3600 Befragten sieht den Bitcoin bis zum Jahresende über 75.000 Dollar. 40 Prozent denken, dass der Bitcoin in den kommenden Jahren florieren wird, während 38 Prozent sein Verschwinden erwarten.

Wegen der großen Unsicherheiten sehen die deutschen Verbraucherzentralen im Bitcoin keine geeignete Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie verweisen auf die Risiken in Form von massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Finanzen
Finanzen Zehn S&P 500‑Aktien mit Aufholpotenzial: So bewerten Analysten Chancen und Risiken
01.11.2025

Zehn S&P 500‑Aktien, die Analysten trotz schwächerer Jahresperformance als chancenreich einstufen, werden auf Wachstum, Bewertung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...