Politik

Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe

Hunderte Raketen und Kampfdrohnen hatte der Iran am Wochenende nach Israel gefeuert. Dass dieser Angriff vergleichsweise glimpflich ausging, liegt an einem ausgeklügelten Luftabwehrsystem.
16.04.2024 17:18
Lesezeit: 2 min
Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe
Eine Einheit der israelischen Streitkräfte beim Test des Laser-Raketenabwehrsystem Iron Beam. (Foto: dpa picture alliance/ Israeli Ministry of Defense's Spokesperson's Office) Foto: -

Immer wieder fängt das israelische Luftverteidigungssystem Raketen- und Drohnenangriffe ab. Die mehr als 300 Geschosse, die der Iran am Wochenende abfeuerte, stellten die Abwehr des Landes auf die Probe. Fast alle Attacken konnten nach Angaben des israelischen Militärs abgewehrt werden. Möglich macht das ein komplexes Luftverteidigungssystem, das mit mehreren Reichweiten arbeitet:

„Eiserne Kuppel“ schützt Israel in kurzer Entfernung

Der von Israel entwickelte Iron Dome (Eisenkuppel) fungiert in der Nähe. Das Abwehrsystem ist darauf spezialisiert, Raketen und Geschosse über kurze Distanz abzufangen. Eine Batterie kann ein kreisrundes Gebiet mit einem Radius von etwa sieben Kilometern beschützen. Die Fläche entspricht etwa einer Stadt wie Freiburg. Bau, Entwicklung und Instandhaltung haben die USA bisher mit mehr als drei Milliarden Dollar unterstützt - der Iron Dome gilt daher als Symbol für die Rolle der USA als Schutzmacht Israels.

Seit dem Start 2011 kam das System nach Angaben Israels mehrere Tausend Mal zum Einsatz. Es ist mobil und kann binnen weniger Stunden verlegt werden. Ein Radargerät erfasst bedrohliche Geschosse wie Mörsergranaten und Kurzstreckenraketen. Die Daten gehen an einen Raketenwerfer weiter, der eine Abfangrakete mit bis zu 70 Kilometern Reichweite startet. Dem Jahresbericht „Military Balance 2023“ des Internationalen Instituts für strategische Studien zufolge hat Iron Dome dabei eine Erfolgsquote von über 90 Prozent.

Einen Schritt weiter bei der Abwehr Israels geht die ebenfalls mit den USA entwickelte „David's Sling“ (Schleuder Davids). Seit Frühjahr 2017 einsatzbereit, dient das System dazu, im Vergleich zum Iron Dome größere ballistische Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite bis zu 300 Kilometern unschädlich zu machen. Solche Waffen hat nach US-Angaben der Iran, Syrien und die Hisbollah im Libanon.

Die Reichweite der zur Abwehr eingesetzten Stunner-Abfangraketen beträgt den Angaben zufolge rund 25 Kilometer. Eine Abschussvorrichtung kann bis zu 16 solcher Raketen aufnehmen. Zwei Batterien reichen demnach, um die Fläche von Israel abzudecken. Die USA haben nach eigenen Angaben rund 2,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung gesteckt.

Die Evolution des „Arrow“-Systems: Schutz auf hoher Ebene

Um sich gegen Bedrohungen in der Ferne zu schützen, konzipierte Israel ab 1986 mit den USA das Abwehrsystem „Arrow“ (Pfeil). Es zielt darauf, Mittel- bis Langstreckenraketen abzufangen. Der Fokus liegt auf der Abwehr von außerhalb der Erdatmosphäre fliegenden Raketen. Entwickelt wurde das System in Zusammenarbeit mit Boeing und dem israelischen Luft- und Raumfahrtkonzern IAI. Die USA haben Arrow insgesamt mit mehr als 4,5 Milliarden Dollar unterstützt.

Mittlerweile greift Israel auf Raketen des Typs „Arrow 2“ und „Arrow 3“ zurück. Laut Hersteller kann „Arrow 3“ Abfangraketen in große Höhen von bis zu 100 Kilometern schießen und hat eine Reichweite von bis zu 2400 Kilometern. Dabei werden keine explodierenden Stoffe eingesetzt, sondern Ziele durch einen direkten Aufprall - ein sogenannter Hit-to-Kill - zerstört, was die Risiken von Trümmerschäden minimieren soll.

Von den Anfängen der Flugabwehr bis zum Hochenergielaser

Israel hat ab den 1960er-Jahren eine moderne Luftabwehr aufgebaut und kontinuierlich entwickelt - beginnend mit dem Hawk- und gefolgt vom Patriot-System, das seit 1991 zum Einsatz kommt. Neuerungen wie der 2021 verbesserte Iron Dome und die Entwicklung des fortschrittlicheren „Arrow 4“ eigen Israels Bestreben, seine Abwehr ständig zu aktualisieren.

Vor etwa zwei Jahren hat Israel den „Iron Beam“ (Eiserner Strahl) vorgestellt. Das kosteneffektive Lasersystem kann nach US-Angaben Ziele wie Drohnen für etwa vier Dollar pro Einsatz neutralisieren. Laut Hersteller soll die Laser-Abwehrwaffe, die noch vom Militär erprobt wird, ab 2025 einsatzbereit sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...