Wirtschaft

Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem Zusammenhang?
19.04.2024 07:33
Aktualisiert: 19.04.2024 08:11
Lesezeit: 3 min

Trotz Exportbeschränkungen wegen Wirtschaftssanktionen sind die deutschen Exporte in den Iran gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt haben die Ausfuhren im Zeitraum von Januar bis Februar 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,1 Prozent zugenommen.

Die Importe aus dem Iran sind entsprechend um 13,1 Prozent gesunken. Die hauptsächlich exportierten Güter umfassen Maschinen, pharmazeutische Produkte und chemische Erzeugnisse. Die Importe aus dem Iran bestehen vorwiegend aus Nahrungsmitteln wie Pistazien.

Im Jahr 2023 betrug das Handelsvolumen zwischen Deutschland und dem Iran 1,090 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 26 Prozent gegenüber 2022 zeigt.

Rückgang der Exporte im Jahresvergleich

Die Exporte in den Iran waren 2023 um 24,2 Prozent niedriger als im Vorjahr. Dieser signifikante Rückgang folgte einem starken Abfall von 43,9 Prozent zwischen 2018 und 2019, ausgelöst durch die Aufkündigung des Atomabkommens mit Teheran und die Einführung neuer Sanktionen durch die USA während Donald Trumps Präsidentschaft. Die nachfolgenden Exportbeschränkungen hatten erhebliche Auswirkungen auf den Handel zwischen Deutschland und dem Iran.

Verschärfung der EU-Sanktionen

Inzwischen hat auch die Europäische Union (EU) ihre Sanktionen und entsprechende Exportbeschränkungen gegen den Iran verschärft, insbesondere im Juli 2023. Die neuen Maßnahmen zielen darauf ab, Unternehmen zu sanktionieren, die in die Produktion von militärisch genutzten Drohnen und Raketen involviert sind. Diese Sanktionen sind eine Reaktion auf die Unterstützung Irans für militärische Konflikte und seine Rolle in regionalen Spannungen, vor allem im Konflikt mit Israel.

US-Sanktionen gegen iranische Drohnenproduktion

Als Reaktion auf Luftangriffe der Revolutionsgarden gegen Israel verschärfen die USA und Großbritannien aktuell neben der EU ihre Sanktionen gegen den Iran. Sie treffen laut US-Finanzministerium in Washington auch die Metall- und Automobilindustrie. Die neuen Strafmaßnahmen der beiden Länder richten sich gegen das Drohnen- und Raketenprogramm sowie das Verteidigungsministerium im Iran.

Die USA auch vorher spezifische Sanktionen gegen Netzwerke verhängt, die die Revolutionsgarden (IRGC) im Iran bei der Beschaffung von Materialien und Technologien für ihre Drohnenprogramme unterstützen. Diese Netzwerke umfassen Akteure in mehreren Ländern, darunter Deutschland, und sind auf die Beschaffung kritischer Komponenten wie Kohlefaser und Epoxidharze ausgerichtet. Zu den Maßnahmen der USA gehörten das Einfrieren von Vermögenswerten und Handelsbeschränkungen gegenüber diesen Netzwerken.

Auswirkungen der Sanktionen und Menschenrechtsfragen

Die Sanktionen und geopolitischen Konflikte haben tiefgreifende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Dies gilt vor allem für Unternehmen, die in den Handel mit dem Iran involviert sind. Trotz der Herausforderungen zeigen die jüngsten Handelsdaten, dass diese Firmen weiterhin in bedeutendem Umfang in den Iran exportieren. Dies verdeutlicht die Komplexität der wirtschaftlichen Beziehungen im Kontext internationaler Spannungen und der Bedenken bezüglich Menschenrechte.

Die aktuellen Handelsaktivitäten sind mit einer Mischung aus politischen Herausforderungen und wirtschaftlichen Beschränkungen konfrontiert. Die verschärften Handelsrestriktionen der EU und die US-Maßnahmen haben zu einer komplexen Situation geführt, in der sich deutsche Akteure sorgfältig orientieren müssen, um sowohl den rechtlichen Rahmenbedingungen als auch ihren wirtschaftlichen Interessen gerecht zu werden. Vor dem Hintergrund massiver staatlicher Menschenrechtsverletzungen wird der Handel mit dem Iran kritisch betrachtet, besonders im Kontext der Niederschlagung der Proteste der letzten Jahre dort, während derer Hunderte von Menschen getötet, verletzt oder verhaftet wurden.

Der Anstieg der deutschen Ausfuhren steht angesichts der Menschenrechtsverletzungen und der Lieferungen von Kampfdrohnen durch Irans Revolutionsgarden an Russland für den Einsatz im Ukraine-Krieg vor Herausforderungen. Nach dem Angriff auf Israel muss Deutschland kritisch prüfen, inwiefern der Handel mit einem Regime fortgesetzt werden kann, das offen die Vernichtung Israels propagiert und gleichzeitig die eigene Bevölkerung unterdrückt, indem es ihren Wunsch nach Wandel brutal mit zahlreichen Toten unterdrückt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Politik
Politik EU plant Ukraine-Hilfe: Kann Russlands eingefrorenes Vermögen helfen?
13.11.2025

Die Europäische Union steht vor einer heiklen Entscheidung: Sie will die Ukraine weiterhin finanziell unterstützen, sucht jedoch nach...

DWN
Politik
Politik Zollfreigrenze in der EU: Billigwaren künftig ab dem ersten Euro zollpflichtig
13.11.2025

Billige Online-Waren aus Asien könnten bald teurer werden. Die EU plant, die 150-Euro-Freigrenze für Sendungen aus Drittländern...

DWN
Politik
Politik EU-Politik: Fall der Brandmauer öffnet Tür für Konzernentlastungen
13.11.2025

Das EU-Parlament hat das Lieferkettengesetz deutlich abgeschwächt. Künftig sollen nur noch sehr große Unternehmen verpflichtet sein,...

DWN
Politik
Politik Wehrdienst-Reform: Union und SPD einigen sich auf Kompromiss
13.11.2025

Union und SPD haben ihren Streit über den Wehrdienst beigelegt – und ein Modell beschlossen, das auf Freiwilligkeit setzt, aber eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Google: Milliardenstreits um Marktmissbrauch
13.11.2025

Google steht erneut unter Druck: Die Preissuchmaschine Idealo verlangt Milliarden, weil der US-Konzern angeblich seit Jahren seine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Stabilisierungsversuch nach Kursverlusten
13.11.2025

Nach der kräftigen Korrektur in den vergangenen Tagen zeigt sich der Bitcoin-Kurs aktuell moderat erholt – was steckt hinter dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gender Pay Gap in der EU: Was die neue Richtlinie wirklich fordert
13.11.2025

Die EU hat mit der Richtlinie 2023/970 zur Gehaltstransparenz die Gender Pay Gap im Fokus. Unternehmen stehen vor neuen Pflichten bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Telekom-Aktie: US-Geschäft treibt Umsatz trotz schwachem Heimatmarkt
13.11.2025

Die Telekom-Aktie profitiert weiter vom starken US-Geschäft und einer angehobenen Jahresprognose. Während T-Mobile US kräftig wächst,...