Unternehmen

Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt gegenüber. Während die Wolfsburger zurückliegen, bleiben sie optimistisch für die Zukunft - und schmieden neue Pläne.
24.04.2024 09:52
Aktualisiert: 24.04.2024 09:52
Lesezeit: 2 min

Der China-Chef von Volkswagen, Ralf Brandstätter, beschreibt die aktuelle Situation auf dem größten Automarkt der Welt vor der beginnenden Automesse in Peking (25. April) als herausfordernd: "Die Preise fallen und der Wettbewerb wird härter."

Trotz weiterhin hoher Profitabilität im Geschäft mit konventionellen Verbrennungsmotoren sieht Volkswagen die Notwendigkeit für umfangreiche Investitionen und Anpassungen. Der chinesische Markt wandelt sich rapide hin zu intelligenten Elektrofahrzeugen. Im ersten Quartal wurden laut eigenen Angaben von Volkswagen in China 693.600 Fahrzeuge ausgeliefert, davon 41.000 reine Elektroautos. Dies markiert eine Verbesserung für VW, aber im Vergleich zum Gesamtmarkt für Elektroautos ist dies noch relativ gering.

Prognosen für das laufende Jahr deuten darauf hin, dass 40 Prozent aller verkauften Fahrzeuge in China Elektroautos sein werden. Bereits im nächsten Jahr könnte jedes zweite Neufahrzeug in China ein Elektroauto sein, wie die staatliche Zeitung "China Daily" berichtet.

Während chinesische Hersteller bisher bei Verbrennungsmotoren nicht mit der deutschen Technik mithalten konnten, haben sie im Elektroauto-Segment die Karten neu gemischt. Der chinesische Hersteller BYD verkauft mittlerweile mehr Fahrzeuge als Volkswagen. Mit staatlichen Subventionen und Innovationsgeist gelingt es den Chinesen, Fahrzeuge zu produzieren, die den Geschmack der Käufer treffen.

Neben den etablierten Herstellern drängen auch zahlreiche neue chinesische Anbieter mit technisch ausgereiften Elektrofahrzeugen auf den Markt. In den Großstädten Chinas fahren mittlerweile so viele verschiedene E-Auto-Marken, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten.

Tesla ist ebenfalls ein wichtiger Akteur, der dank einer großen Fabrik in Shanghai seine Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten kann. Cui Dongshu, Generalsekretär des chinesischen Automobilverbands CPCA, spricht von einem regelrechten "Preiskrieg" auf dem Markt.

Dies geschieht vor dem Hintergrund einer schwächelnden chinesischen Wirtschaft, wodurch die Verbraucher zögern, neue Autos zu kaufen. Die Hersteller sind gezwungen, hohe Rabatte zu gewähren, was das Geschäft weniger profitabel macht.

Die Automesse in Peking, mittlerweile das wichtigste Branchentreffen der Welt, wird erneut viele Modelle präsentieren. Volkswagen allein plant, mit seinen Konzernmarken wie Audi und Porsche 44 Fahrzeuge zu zeigen, darunter sechs Weltpremieren. Konzernchef Oliver Blume verspricht, die "innovative Stärke" des deutschen Autobauers unter Beweis zu stellen.

Trotz Diskussionen über die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China sehen Experten kaum eine Alternative für die Hersteller, als auf dem chinesischen Markt präsent zu bleiben.

Frank Schwope, Dozent für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover, betont: "China muss ein wichtiger Markt für die deutschen Autobauer bleiben." Der chinesische Markt bietet noch viel Wachstumspotenzial, da im Vergleich zur Gesamtbevölkerung dort deutlich weniger Menschen ein Auto besitzen als in Amerika oder Europa.

Philipp Kupferschmidt von der Unternehmensberatung Accenture, zuständig für die Automobilindustrie im deutschsprachigen Raum, warnt jedoch vor politischen Unsicherheiten: "Es gibt einige Unsicherheit. Insbesondere hängt das Damoklesschwert Taiwan über dem Markt." Die Spannungen zwischen Taiwan und China könnten Auswirkungen auf den Automobilmarkt haben.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt China für deutsche Automobilhersteller ein entscheidender Markt, den sie im Auge behalten müssen, um ihre Position nicht nur in China, sondern auch auf den Zukunftsmärkten Südostasiens zu behaupten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...

DWN
Panorama
Panorama Unwetterwarnungen: Was sie können und was nicht
29.06.2025

Unwetterwarnungen sollen Leben retten – und das möglichst rechtzeitig. Doch nicht immer klappt das. Warum ist es trotz modernster...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr: Rüstung auf dem Papier – Defizite auf dem Feld
29.06.2025

Die Bundeswehr bleibt trotz 100-Milliarden-Sondervermögen kaum einsatzfähig. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und Struktur. Ist das...

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...