Politik
Kommentar

DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch emotional diskutieren. An dieser Stelle stellen wir - wie jeden Freitag - unseren Standpunkt klar. Diese Woche geht es um das unglückliche Heizungsgesetz. Wirtschaftsminister Robert Habeck sollte es endgültig zurückziehen.
03.05.2024 16:30
Lesezeit: 2 min
DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
Wirtschaftsminister Robert Habeck von Bündnis 90/Grüne hat sich mit seinem Heizungsgesetz völlig vergaloppiert. Das Problem ließe sich lösen: weg damit! (Foto: dpa) Foto: Jessica Lichetzki

Die Bürger im Land haben vor nicht allzu langer Zeit mehrheitlich Rot-Grün-Gelb gewählt, so viel mal vorab, nur als Erinnerung. Drängt sich mithin die Frage auf, warum die Ampel jetzt schon dermaßen abgerockt und heruntergewirtschaftet ausschaut?

Die schlichte Antwort liegt in den Wirren des Heizungsgesetzes begründet. Mit ihm hat sich Vater Staat ungebührlich ins Leben seiner Bürger eingemischt - und das nicht mal mit sinnvollen Vorschlägen. Robert Habeck hat seinen für das Desaster maßgeblichen Staatssekretär Patrick Graichen in die Wüste geschickt. Doch geholfen hat es nichts. Die Stimmung ist weiterhin schlecht. Das Verständnis für die geplanten Eingriffe im Heizungskeller Deutschland sind weiterhin bei Null.

Die Lösung ist denkbar einfach - für Robert Habeck und seine Grünen, den Ruf seines Ministeriums, für die (wie ein Alarmknopf dauerblinkende) Ampel, vor allem aber die Bürger. Heute morgen um 8.17 Uhr dämmerte es mir: Einfach mal allen politischen Mut zusammennehmen und das Heizungsgesetz wieder abschaffen! Das würde bei Hausbesitzern und Mietern gleichermaßen für neuen Respekt sorgen.

Mein Schornsteinfeger öffnete mir morgens in Berlin-Pankow die Augen. „Legen Sie sich am besten eine neue Gasheizung zu - und fertig“, sagte der Mann, der sprichwörtlich das Glück in Haus und Hof bringt.

Der Zwang zur Wärmepumpe, das sollten Sie noch wissen, verfängt bei mir einfach nicht. Nicht rein aus ideologischen Gründen oder purer kontradiktorischer Ablehnung. Nein, ich bin tatsächlich gezwungen, technologieoffen vorzugehen: Ich wohne ich einem Denkmal, da darf ich gar nicht, den Fußboden herausreißen und dämmen, wie es mir, dem Wirtschaftsminister und seinen Experten womöglich zupass käme. Und so wünscht sich das wohl auch die große Mehrheit im Lande. Einmal mal raushalten mit gutgemeinten, aber schlecht umgesetzten Vorschlägen - und den mündigen Bürger selbst entscheiden, vor allem mal machen lassen. Mit der Stadtwärme wird das nämlich auch nichts im Kiez.

Ich habe prima Dienstleister in meiner Region, die mich beraten: der Gas- und Wasser-Installateur und, wie gesagt, mein weitsichtiger Schornsteinfeger. Sie sagen an, was Phase ist. Ich entscheide, wann und wie ich mein Geld investiere, eigenverantwortlich. Wer das respektiert, dem zolle auch ich gleichen Tribut.

Als ich später beim Frühstück die Nachrichten las, schwante mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin - und mir die Berliner Politik am besten Folge leisten sollte. Selbst falls ich nicht sonderlich überzeugend wirken mag im Regierungsviertel, dann vielleicht die Bauministerin aus NRW? Sie ist zwar von der Union, doch das spielt in ihrer Argumentation als Fachfrau gar nicht die entscheidende Rolle. Sie sagt, das Land Nordrhein-Westfalen ist wie Deutschland im Kleinen - das schärft den Blick für die Zusammenhänge.

Ina Scharrenbach, seit 2017 im Amt, hält deshalb den Abbau der Bürokratie für essenziell, nicht nur in ihrem ureigenen Baubereich, sondern ganz generell. Vor allem warnte die Ministerin jetzt in einem sehr informativen Interview vor „Übergriffigkeit der Politik“.

Sie hat zum Beispiel herausgefunden, dass es gar nicht auf die Fördergelder ankommt, wenn die Genehmigungszahlen im Neubaubereich schrumpfen - im Bund, nicht anders als an Rhein und Ruhr. „Die immer neuen Vorgaben vom Bundesgesetzgeber, aber auch unklare Förderregeln, haben viel Vertrauen und das Investitionsklima in der Immobilienwirtschaft zerstört“, so ihre schonungslose Analyse. Und das gelte halt auch für den Heizungsbereich: „Die Politik sollte die Menschen als mündige Bürger behandeln, die selbst wissen, was in ihrem Heizungskeller möglich ist.“ Das hat bei mir ein Lächeln hervorgezaubert!

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...