Immobilien

Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und Kliniken im ersten Quartal 2024 eher Zurückhaltung, so eine Analyse der Berliner Immobilienberatung JLL. Nur vorübergehend? Was sind die Aussichten kurz vor der Jahresmitte und darüber hinaus?
07.05.2024 08:13
Aktualisiert: 07.05.2024 13:13
Lesezeit: 2 min
Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
Der Healthcare-Immobilieninvestmentmarkt zieht erhöhtes Interesse von Investoren (Foto: iStock.com/Lightfield Studio). Foto: LightFieldStudios

Nach einem weitgehend gesunden Verlauf in den vergangenen Jahren (besonders im Jahr 2020, gegen Ende 2021 und bis ins Jahr 2022) auf dem Markt für sogenannte „Healthcare-Immobilien“, war im ersten Quartal des Jahres 2024 hauptsächlich Zurückhaltung angesagt. Doch der Markt steht nicht still: Verschiedene Einzelobjekte und größere Portfolios sind in der Vermarktung - und Pflegeheime, Reha-Kliniken und betreutes Wohnen sollten in Kürze für Belebung sorgen.

Das sind die jüngsten Ansichten von Peter Tölzel, Team Leader für Healthcare Investment bei JLL. „Der niedrige Umsatz im ersten Quartal 2024 kommt nicht überraschend. Im Gegensatz zum Vorjahr fehlten die Überhänge aus dem Vorquartal, also bereits vertraglich fixierte Transaktionen, die aber noch nicht final vollzogen wurden“, erläuterte Tölzel.

Globale Investoren könnten mehr als nur schnuppern

Verschiedene Immobilien und Geschäfte werden aktuell vermarktet. Bei einigen erwartet JLL bereits in den kommenden Wochen Vertragsunterzeichnungen. „Zusätzlich dürfte zeitnah ein sehr großvolumiges Produkt … wie Pflegeheime, Reha-Kliniken sowie betreutes Wohnen auf den Markt kommen“, so Tölzel. Davon würden zwar nur ein Teil in die Abschlussbilanz für 2024 einfließen, dennoch rechnet die Immobilien-Investmentmanagementfirma mit einer klaren Marktbelebung im Verlauf des Jahres.

Mit der Vermarktung großvolumiger Portfolios könnten auch globale Investoren, die in der Vergangenheit häufig umfangreiche Transaktionen gestemmt haben, auf den deutschen Markt für Gesundheitsimmobilien zurückkehren. Internationale Investoren waren im ersten Quartal 2024 dem Markt ferngeblieben, nachdem sie in den Vorjahren einen beträchtlichen Teil des Transaktionsvolumens ausmachten.

Bessere steuerliche Abschreibung auch positiv

Auch verbesserte steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten könnten den Markt mit frischer Energie versorgen. Insbesondere bei Pflegeheimen und betreutem Wohnen könnten Aufteilermodelle attraktive Steuervorteile für Privatanleger bieten. Tölzel betonte: „Wir erwarten, dass entsprechende steuermotivierte Fonds vermehrt an den Start gehen werden … das könnte zu einer kleinen Sonderkonjunktur für den Healthcare-Investmentmarkt führen."

Hintergrund: Markt-Interesse wegen alternde Gesellschaft

Der Healthcare-Immobilienmarkt zieht seit einigen Jahren erhöhtes Interesse von Investoren und gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Einer der Hauptgründe: Die Bevölkerung in Deutschland altert seit Jahrzehnten. Laut JLL trägt nicht nur die verbesserte medizinische Versorgung der Menschen zu einem längeren Leben bei, auch die geburtenstarke Generation der Baby-Boomer, die demnächst in den Ruhestand gehen wird.

Vor Kurzem wies der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther, darauf hin, dass die jetzt in Rente gehende Generation der Babyboomer sich auf einen wachsenden Mangel an altersgerechten Wohnungen einstellen müsse. Eine Studie des Forschungsinstituts im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel zeigte, dass schon heute in Deutschland 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen fehlten, und der Bedarf rasant wachse. In den kommenden 20 Jahren werde die Altersgruppe „67 plus“ um 3,5 Millionen auf 21 Millionen Menschen wachsen. Der Wohnungsmarkt sei darauf nicht vorbereitet, hieß es in der Studie.

Healthcare-Immobilien gehören zu den sogenannten Sozialimmobilien, d.h. Immobilientypen, die sozialwirtschaftlichen Aktivitäten gewidmet sind. In Deutschland gibt es rund 16.100 Pflegeheime. Ein für die Pflegebranche wichtiger Wachstumsmarkt ist dabei unter anderem das Bundesland Nordrhein-Westfalen, wo sich ein Großteil der Pflegeheime (19,5 Prozent) befindet, gefolgt von Bayern (13,0 Prozent), Niedersachen (12,6 Prozent) und Baden Württemberg (12,5 Prozent).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...