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Krypto-Betrug erkennen und vermeiden: Tipps zum Schutz von Bitcoin, Ether und Co.

Lesezeit: 5 min
11.05.2024 17:43
Während der Kryptomarkt wieder an Dynamik gewinnt und der Bitcoin immer teurer wird, ist es entscheidend, sich vor betrügerischen Angeboten zu schützen. In einem Gastbeitrag erklärt der Digitalunternehmer und Blockchain-Experte Maximilian Schmidt, worauf Anleger bei Krypto-Investitionen achten müssen und wie Sie Coins am besten sichern.
Krypto-Betrug erkennen und vermeiden: Tipps zum Schutz von Bitcoin, Ether und Co.
Besitzer von Bitcoin und anderen Kryptowährungen sollten ihre Coins gut vor Hackern schützen (Bild: Pixabay).

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Neueste Entwicklungen im Bereich der Blockchain und Bitcoin wie Spot-ETFs oder tokenisierte Fonds lassen den Kryptomarkt wieder aufleben. Die Preise der traditionellen Kryptowährungen steigen wieder. Auch das jüngste Bitcoin Halving dürfte langfristig zu weiter steigenden Preisen beitragen. Neben den guten Entwicklungen erhöht sich jedoch auch das Risiko von Betrug. Investoren möchten nun wissen, wie sie sich am besten vor Krypto-Betrug schützen können. Wie lassen sich betrügerische Angebote erkennen? Wie schützt man die eigenen Coins? Und welche Maßnahmen sollten ergriffen werden?

Betrügerische Krypto-Projekte identifizieren

Zahlreiche betrügerische Krypto-Projekte sind im Internet im Umlauf. Bei diesen Projekten besteht die Gefahr, dass man sein gesamtes investiertes Geld oder die eigenen Coins verliert. In vielen Fällen machen die Betreiber falsche Versprechungen und sind nach Erhalt der Gelder nicht mehr erreichbar. Zum Beispiel versprechen sie, dass sich das Geld automatisch vermehrt, wenn man eine bestimmte Summe einzahlt. Ebenfalls verdächtig sind Projekte, die damit werben, dass man einen Geldbetrag erhält, wenn man neue Mitglieder anwirbt. Das geschieht häufig in Verbindung mit dem Versprechen unrealistisch hoher Renditen. Dies sind oft Schneeballsysteme, die darauf abzielen, so viele Menschen wie möglich an Bord zu holen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Daher ist es ratsam, solchen Projekten fernzubleiben.

Wenn von Beginn an „Staking“ – also das Verleihen von Coins gegen meist hochattraktive Zinsen an den Betreiber oder andere Nutzer – angeboten wird, sollte man direkt skeptisch sein. Das Beispiel Terra (Luna) hat gezeigt, dass selbst eine Deckung durch Bitcoin keineswegs hundertprozentige Sicherheit vor einem dramatischen Werteinbruch einer Kryptowährung gibt. Nicht immer handelt es sich hierbei um konkreten Betrug, aber Anleger können auch bei legalen Projekten sehr viel Geld verlieren.

Sollte man einem betrügerisch wirkenden Projekt begegnen, ist es wichtig, Nachforschungen anzustellen. Nur so kann sichergestellt werden, ob es sich um ein wirklich vertrauenswürdiges Projekt handelt oder nicht. Dabei sollte man als Anleger verschiedene Punkte überprüfen. Zunächst gilt es, Informationen über die Betreiber einzuholen: Wer sind die Personen hinter dem Projekt? Existieren sie überhaupt oder steckt lediglich Künstliche Intelligenz dahinter? Außerdem ist es immer ratsam, die Social-Media-Kanäle zu überprüfen. Dort kann Authentizität nachgewiesen werden.

Darüber hinaus kann man herausfinden, wo das Unternehmen registriert ist und wie viele Entwickler an der Softwareentwicklung beteiligt sind. Ein einzelner Entwickler ist verdächtig, es sollten schon mehrere sein. Wenn viele nachverfolgbare Entwickler nämlich an einem Krypto-Projekt arbeiten, die im besten Fall eine Historie haben und in der Vergangenheit an anderen erfolgreichen Projekten oder in namhaften Firmen gearbeitet haben, ist das auf jeden Fall ein Pluspunkt für das Vertrauen.

Gute Recherche ist das A und O

Eine gründliche Recherche über das Projekt, in das man investieren möchte, ist unerlässlich. Neben der Beantwortung verschiedener Fragen sollte auch vorhandenen Bewertungen Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, da es sich natürlich auch immer um falsche Bewertungen handeln kann. Um die Echtheit ausmachen zu können, kann sich die Person hinter der Bewertung näher angesehen werden. Findet man im Profil weitere Bewertungen, ist das ein gutes Zeichen. Aber auch die Schreibweise gibt einen Hinweis auf die Echtheit. Ein kleiner Rechtschreibfehler passiert einem echten Menschen nämlich eher als einer KI. Eine KI drückt sich außerdem eher emotionslos aus. Bei echten Menschen können bei besonders guten oder schlechten Bewertungen auch Emotionen zum Vorschein kommen. Viele wortkarge Bewertungen mit ähnlichem Schreibstil sind ein Warnsignal, da es auf mehrere Fake-Bewertungen einer einzelnen Person oder gar Bots hindeutet. Wenn man sich also Bewertungen ansieht, sollte man sich bewusst sein, dass sie nicht immer echt sein müssen.

Nur mit ausreichender Recherche lassen sich die eigenen Coins schützen. Es ist auch immer ratsam, einen Bekannten, der sich mehr mit Kryptowährungen auskennt, um Hilfe zu bitten. Menschen, die bereits länger investieren oder in der Branche tätig sind, können betrügerische Projekte meist schneller erkennen als Anleger, die noch nicht so viel Erfahrung mit Kryptoprojekten gesammelt haben.

Wie sich Coins schützen lassen

In der Vergangenheit sind Menschen oft auf Websites gelandet, die wie echte Kryptoprojekte aussahen, es aber nicht waren. In solchen Fällen wird normalerweise das eigene Wallet mit der Website verbunden und man wird aufgefordert, sich anzumelden. Dabei wird eine digitale Unterschrift („Signature“) verlangt, die das eigene Wallet danach für Betrüger sehr angreifbar macht. Die Signatur dient dazu, nachzuweisen, dass man tatsächlich der Besitzet des privaten Schlüssels der Coin-Adresse ist (siehe unten). Die digitale Unterschrift ist eine Online-Schnittstelle, über die ein Angreifer das Wallet unter Umständen hacken kann. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, die Projekte gründlich zu überprüfen, bevor man dort Kryptogeld einzahlt.

Insgesamt sollten präventiv immer zwei Dinge getan werden, um Coins vor Betrug zu schützen. Erstens ist es sicherer, nicht alle Coins auf einem Wallet aufzubewahren. Zweitens sollte man ein Hardware-Wallet verwenden. Hardware-Wallets (auch „Cold Wallets“ genannt) sind physische Wallets, mit denen Sie Ihre Coins zusätzlich sichern können. Eine Transaktion muss dann immer auch auf dem physischen Gerät bestätigt werden, welches nicht mit dem Internet verbunden ist, und nicht nur auf dem digitalen (Hot) Wallet. Dies entspricht einer Zwei-Schritt-Verifizierung. Beispiele für vertrauenswürdige Hardware Wallets sind Ledger oder Trezor. Größere Beträge sollten immer auf einem solchen Wallet gespeichert werden.

Außerdem ist es wichtig, eine Hardware-Wallet so selten wie möglich für Anmeldungen zu verwenden. Zu diesem Zweck sollte man besser ein separates Online- oder Software-Wallet nutzen, auf dem nur wenige Coins aufbewahrt werden. Dieses dient dann sozusagen als Zwischenstation bei Transaktionen.

Wallets als digitaler Schlüsselbund

Der Begriff „Wallet“ (deutsch: Geldbörse) ist streng genommen irreführend. Einheiten von Kryptowährungen (Coins) liegen immer in der Blockchain – die Frage ist nur, wem sie gehören. Um dem Netzwerk zu beweisen, dass man der Besitzer eines Coin ist, bedarf es eines öffentlichen und privaten Schlüssels. Wobei der öffentliche Schlüssel aus dem privaten Schlüssel generiert wird. Eine zusätzliche optionale Sicherheitsstufe ist die Einrichtung eines „Master Keys“, der jedes Mal einen neuen Private Key generiert.

Wallets kann man also eher als Schlüsselbund interpretieren. Eine Wallet repräsentiert eine bestimmte Adresse in der Blockchain, verwahrt also quasi den privaten Schlüssel für den Benutzer. Mithilfe des sogenannten „Recovery Seeds“ (bei Bitcoin entspricht dies einer Abfolge von 24 Wörtern), der aus dem privaten Schlüssel generiert wird, kommt man selbst bei einem defekten Hardware-Wallet noch an seine Coins. Wenn man allerdings Gerät, privaten Schlüssel und Recovery Seed verliert, sind die Coins für immer „weg“. „Weg“ bedeutet, die Coins liegen weiter auf der Blockchain, aber niemand kann mehr darauf zugreifen. Für die Recovery Seed gibt es verschiedene Wege sie extra sicher aufzubewahren, zum Beispiel gestanzt auf Stahlplatten. Dafür muss man sich dann aber ein exzellentes Versteck überlegen, denn als ultimatives Backup ist die Recovery Seed auch die ultimative Angriffsfläche für Diebstahl. Am sichersten ist es, sich die Wortfolge komplett einzuprägen oder in einer bestimmten Kodierung aufzuschreiben, die nur man selbst verstehen kann.

Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Sicherheitselement ist die persönliche Geheimhaltung. Es ist riskant, anderen Menschen Details über das eigene Krypto-Vermögen zu erzählen. Idealerweise weiß überhaupt niemand, dass man überhaupt Kryptowährungen besitzt. Außerdem sollte man seinen Computer (bei Nutzung von Software-Wallets) stets gut schützen und Hardware-Wallets sicher aufbewahren.

Fazit

Im Internet gibt es eine Vielzahl von Krypto-Betrügern, die alle dasselbe Ziel verfolgen: Bitcoin und Co. zu stehlen. Um dies zu verhindern, müssen die eigenen Coins geschützt werden. Dies gelingt am besten durch die zusätzliche Verwendung eines Hardware Wallets. Darüber hinaus ist es unerlässlich, sich immer gründlich zu informieren. Bevor in ein Kryptoprojekt investiert wird, sollte man immer erst dessen Echtheit überprüfen. Das gelingt, indem man Informationen über die Personen hinter dem Projekt sammelt oder sich bei Bekannten, die sich gut in der Branche auskennen, informiert. Vor einem Investment sollte man sich bezüglich der Echtheit zu 100 Prozent sicher sein. Wenn man sich nicht vollkommen sicher ist, sollte man als Anleger besser davon absehen.

Zum Autor:

Maximilian Schmidt ist CEO der CPI Technologies GmbH (cpitech.io/). Die Firma ist spezialisiert auf Softwareentwicklung in den Bereichen Blockchain und digitale Produktentwicklung.


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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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