Wirtschaft

Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten anhält. Die Zahlen weisen auf eine anhaltende wirtschaftliche Instabilität hin.
08.05.2024 14:05
Lesezeit: 2 min
Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
Die deutsche Wirtschaft steck in der Krise und die Insolvenzwelle schreitet weiter voran. (Foto: dpa)

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland ist im April weiter stark gestiegen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Mittwoch zeigten in dem Monat 28,5 Prozent mehr Unternehmen ihre drohende Zahlungsunfähigkeit an als ein Jahr zuvor. Es war der zehnte Monat in Folge mit einer zweistelligen Zuwachsrate. Im März hatte die Pleiten-Steigerungsrate 12,3 Prozent betragen. Die Hauptgründe sind hohe Energiekosten und Personalmangel. Vor allem in der Bauindustrie schreitet die Insolvenzwelle mit großem Tempo voran.

Insolvenzen haben Vorcorona-Niveau erreicht

Die Statistiker wiesen darauf hin, dass trotz des permanent zweistelligen Anstiegs der Firmenpleiten seit Juni 2023 jetzt wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht sei. Die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen Mai 2023 und April 2024 entspreche „in etwa“ der aus dem selben Zeitraum vor vier Jahren. Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt oft annähernd drei Monate davor.

Die Forderungen der Gläubiger in 1785 Insolvenzverfahren im Februar bezifferten die Amtsgerichte auf 4,1 Milliarden Euro nach 3,2 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, wie das Bundesamt in Wiesbaden weiter mitteilte. Am häufigsten traf es Betriebe aus dem Bereich Verkehr und Lagerei. Auch im Baugewerbe waren Insolvenzen häufiger als in der Gesamtwirtschaft.

Auftragsmangel: „Kaum eine Branche bleibt verschont“

Die Zukunftsaufsichten bleiben derweil weiter trübe. Deutschlands Exporteure haben das erste Quartal trotz Zuwächsen im März mit einem Minus abgeschlossen. Von Januar bis einschließlich März 2024 wurden Waren "Made in Germany" im Gesamtwert von 402,2 Milliarden Euro ins Ausland geliefert, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das waren nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde 1,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Außerdem leiden Immer mehr deutsche Unternehmen unter aktuem Auftragsmangel. In der Industrie beklagten dies im April 39,5 Prozent der Betriebe, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch mitteilte. Das waren 2,6 Punkte mehr als noch im Januar. Im Dienstleistungssektor stieg der Anteil leicht auf 32,4 Prozent. „Der Mangel an Aufträgen hemmt die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland“, warnt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Kaum eine Branche bleibt verschont.“

Besonders stark betroffen waren im Industriebereich die Hersteller von Textilien, wo 61,5 Prozent über Auftragsmangel klagten. Dahinter folgten Papierhersteller mit 53,9 Prozent. Insgesamt seien die energieintensiven Branchen besonders betroffen, hieß es vom Ifo. In der Metallerzeugung und -bearbeitung seien es 50,6 Prozent und in der Chemischen Industrie 46,6 Prozent. Im Dienstleistungssektor ist die Spanne ebenfalls groß. Am härtesten trifft es Personalagenturen, wo 63,9 Prozent über Auftragsmangel klagen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bremst wirtschaftlichen Aufschwung
26.05.2025

Wer in Deutschland einen Handwerker braucht, der muss sich oft gedulden. Es fehlen die Fachkräfte in vielen verschiedenen Branchen. Zwar...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zweifel nach dem Jobwechsel? So sollten Sie reagieren - die besten Tipps
25.05.2025

Ein Jobwechsel bringt Chancen – aber manchmal auch Enttäuschungen. Was tun, wenn der neue Job nicht hält, was er verspricht? Wann ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abkopplung von den USA: Wann erhebt die EU Zölle gegen China?
25.05.2025

Die USA nähern sich China taktisch an – strategisch aber bleibt das Ziel dasselbe: sich von chinesischem Import Schritt für Schritt...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmspritzen: Wie Ozempic, Wegovy und Co. in den Fokus von Kriminellen geraten
25.05.2025

Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy sind gefragt wie nie – doch die Schattenseiten nehmen zu. Kriminelle nutzen die Situation aus. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt und Mittelstandsfinanzierung: Wie Unternehmer in Unternehmer investieren
25.05.2025

Der Kreditmarkt wandelt sich: Immer mehr Mittelständler finanzieren sich abseits der Banken – private Investoren schließen die Lücke....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diesel-Preisvergleich: Neue Plattform zeigt, wie viel Diesel wirklich kostet
25.05.2025

Kraftstoffpreise im Transportsektor sind ein Mysterium – oft verschleiert, manipuliert oder schlicht falsch verstanden. Ein Start-up will...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führen im Blindflug: Warum Unternehmen jetzt entschlossener handeln müssen
25.05.2025

Geopolitik, Digitalisierung, Rezessionsangst – Unternehmen stehen unter massivem Druck. Doch wer auf alte Strategien setzt, verliert....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wie London und Brüssel ihre Beziehung neu beleben wollen
25.05.2025

Brüssel und London nähern sich nach Jahren des Stillstands wieder an. Ein neues Partnerschaftsabkommen soll gemeinsame Interessen...