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„Revolution“ 2030: Wenn Elektroautos günstiger und stärker als Verbrenner werden

Lesezeit: 3 min
09.06.2024 10:03
Die Elektromobilität erlebt eine Flaute — schon wieder. Die Absätze brechen ein und Endkunden präferieren Hybrid-Autos und Verbrenner. Das Ziel von 15 Millionen elektrisch betriebenen Pkw auf deutschen Straßen bis 2030 wird zunehmend unrealistisch. Und doch könnte in den kommenden fünf Jahren die Trendwende eingeleitet werden, die Elektroautos restlos effektiver und günstiger macht als klassische Verbrenner. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, erfahren Sie hier!
„Revolution“ 2030: Wenn Elektroautos günstiger und stärker als Verbrenner werden
Obwohl die Politik engagiert ist, hat das Elektroauto bisher nicht gegen Verbrenner durchsetzen können. Veränderung könnte bis 2030 eintreten (Foto: iStock.com, sarawuth702).
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Die Elektromobilität in der Krise?

Jeder vermeintliche Durchbruch der letzten Jahre zeigte nur geringfügige Verbesserungen innerhalb der Elektromobilität. Letztlich blieb die Fahrzeug-Reichweite immer weit unter den Erwartungen der Kunden, der Preis war zu hoch und die Zuverlässigkeit des Stromers blieb fraglich. Das mag auch an unglücklichen Medienberichten liegen. In Flammen stehende Elektroautos, SUV’s von BYD, die im Schlamm stecken bleiben und Tesla-Modelle, die per Dieselfahrzeug abgeschleppt werden müssen, sind nur einige Beispiele für recht unattraktive Berichte aus der Welt der Elektromobilität.

Doch nicht nur in der Popkultur, auch in der Finanzwelt haben Elektroautos Investoren immer wieder nachhaltig verärgert. Nicht zuletzt Elon Musks erratischer Kurs ist vielen Anlegern ein Dorn im Auge, ebenso wie die unzureichenden Innovationen von deutschen Herstellern wie VW und der volatile Kurs von chinesischen Anbietern wie NIO und BYD wirken eher abschreckend als vielversprechend.

Eine Befragung in Deutschland zeichnete ein klares Bild von der vorherrschenden Meinung über E-Autos: Lediglich 22 Prozent der Befragten würden sich beim Neukauf für ein E-Auto entscheiden, der Rest favorisiert klassische Verbrenner. Und so verwundert es nicht, dass Analysten höchstens von einer Gesamtzahl von 6,15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen bis 2030 ausgehen.

Bis 2030 kommt die „Batterie deiner Träume“

Etwas reißerisch titelte das Wall Street Journal (WSJ), die „Batterie deiner Träume“ könne bald schon auf den Markt kommen und die Elektromobilität nachhaltig verändern. Doch gab es dieses Versprechen nicht schon unzählige Male?

Tatsächlich könnte nun der Kipppunkt erreicht sein, an dem Elektrofahrzeuge günstiger und effektiver werden als Verbrenner. Laut dem WSJ könnten Bedenken wie zu hohe Preise und die sogenannte „Range Anxiety“, die Angst vor einer zu geringen Reichweite des E-Autos, der Vergangenheit angehören.

Lange war demnach versucht worden, bestehende Lithium-Akkus zu verbessern. Anstatt ein gänzlich neues System zu entwickeln, sollte die Energiedichte dieser Akkus erhöht werden. So konnten pro Jahr nur wenige Prozent Dichte hinzugewonnen werden, ein Grund für die langsam erscheinende Weiterentwicklung von Elektroautos.

Doch indessen haben große Marken interessante Ankündigungen gemacht, wonach das Batteriesystem für alle Elektroautos komplett erneuert werden könnte. BMW will im Jahr 2025 seine „Neue Klasse“ veröffentlichen, deren Batterien 20 Prozent mehr Energie transportieren können und die um bis zu 30 Prozent schneller aufgeladen werden sollen als bisherige. Dabei wird die bestehende Technologie nicht grundlegend verändert, doch die Form und Anordnung der Lithiumbatterien wird optimiert, sodass der große Sprung in der Energieverdichtung ermöglicht werden soll.

„Klingenbatterie“ und diversifizierte Batterietechnologien aus China

Derweil arbeitet der Konzern BYD aus Shenzhen mit Hochdruck an einer hochmodernen Klingenbatterie, dem sogenannten „Blade Akku“. Den Namen erhält die Batterie durch ihre einem Springmesser ähnelnde Form. Während klassische Lithiumbatterien zylindrische Zellen besitzen, werden die Bladebatteriezellen einzeln angeordnet. Diese Batterie kann laut BYD nicht nur eine deutlich höhere Energiedichte leisten, sondern auch mehr Sicherheit garantieren.

Laut BYD soll diese neuartige Batterietechnik Reichweite von über 1.000 Kilometern erlauben und innerhalb von nur 15 Minuten auf über 80 Prozent aufgeladen werden können. Doch diese Weiterentwicklung steht nicht allein im Fokus chinesischer Hersteller. Um einer wachsenden Preisvolatilität der Lithiumbatterien zu entgehen, setzen sie zunehmend auf Natriumionenbatterien, die deutlich günstiger zu produzieren sind. Da Rohstoffpreise bis zu 60 Prozent des Gesamtpreises eines E-Autos ausmachen, könnten chinesische Hersteller hier enorme Kosten einsparen. Bislang nutzen nur chinesische Hersteller diese preisstabile Technologie und könnten die ohnehin große Preiskluft zwischen ihren und westlichen E-Autos weiter ausbauen.

Chinesische und westliche Technologie: Fusion statt Wirtschaftskrieg?

Nicht wenigen Beobachtern bereitet der starke technologische Vorsprung chinesischer E-Autos Kopfschmerzen. So sagte Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz, in einem Interview mit den Financial Times, im Export chinesischer Unternehmen nach Europa bestehe eine natürliche Weiterentwicklung des Wettbewerbs. Es bedürfe besserer Produkte und Agilität sowie fortschrittlicherer Technologien, um in diesem Wettbewerb die Oberhand zu gewinnen. Protektionistische Maßnahmen lehnte Källenius hingegen ab.

Der Vorstandsvorsitzende ging damit indirekt auf die wachsende Kooperation westlicher und chinesischer Unternehmen ein. Mercedes-Benz wird beispielsweise von dem chinesischen Batteriehersteller CATL beliefert. Ob dieser Optimismus allerdings angebracht ist, bleibt abzuwarten. Das revolutionäre E-Auto könnte schon bald kommen; dass Chinas Konzerne dann ihre fortschrittlichere und ungleich günstigere Technologie mit den Autokonzernen der Alten Welt teilen wollen, ist mehr als unwahrscheinlich.

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Virgil Zólyom, Jahrgang 1992, lebt in Meißen und arbeitet dort als freier Autor. Sein besonderes Interesse gilt geopolitischen Entwicklungen in Europa und Russland. Aber auch alltagsnahe Themen wie Existenzgründung, Sport und Weinbau fließen in seine Arbeit ein.


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