Technologie

IW-Regionalranking 2024: Landkreise sind Vorreiter der Energiewende

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) spielen ländliche Regionen eine zentrale Rolle in der Energiewende Deutschlands. Neben Chancen gibt es auch wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern.
23.05.2024 13:21
Lesezeit: 2 min

Ländliche Regionen in Deutschland spielen eine zentrale Rolle bei der Energiewende und überzeugen mit hoher Lebensqualität sowie wirtschaftlicher Dynamik. Das geht aus dem aktuellen Regionalranking des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor.

„Mehr als drei Viertel der installierten Netto-Nennleistung der Energieträger Solar und Wind befinden sich in ländlichen Räumen“, so Johannes Ewald, Consultant beim IW. Die Netto-Nennleistung bezeichnet die maximale elektrische Leistung, die eine Energieerzeugungsanlage nach Abzug des Eigenbedarfs unter idealen Bedingungen kontinuierlich ins Stromnetz einspeisen kann.

Die ländlichen Regionen bieten durch ihre geografischen Gegebenheiten ideale Voraussetzungen für erneuerbare Energien und treiben somit die Energiewende maßgeblich voran.

Wirtschaftliche Bedeutung ländlicher Regionen

„Die ländlichen Räume sind nicht nur Betroffene, sondern auch Gestalter der Energiewende“, betont Vanessa Hünnemeyer, Expertin beim IW. Die Studie zeigt, dass diese Gebiete durch flexible Lösungen beim Ausbau erneuerbarer Energien eine Vorreiterrolle einnehmen können.

„Der Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt nicht nur technologische Fortschritte, sondern auch geeignete Fachkräfte. Die ländlichen Regionen müssen attraktive Bedingungen schaffen, um die notwendige Expertise vor Ort zu haben“, ergänzt der Geschäftsführer des IW, Hanno Kempermann.

Das Regionalranking zeigt auch die wirtschaftliche Entwicklung auf. Der Landkreis München führt sowohl im Niveau- als auch im Dynamikranking. „Der Erfolg dieser Regionen basiert auf einer starken Wirtschaftsstruktur und hoher Lebensqualität“, erklärt Hünnemeyer weiter.

Chancen und Herausforderungen der Energiewende

Die wirtschaftliche Bedeutung ländlicher Regionen ist nicht zu unterschätzen. „Nicht nur die Industrie selbst ist verantwortlich für 781 Milliarden Euro Wertschöpfung und 6,8 Millionen Beschäftigte, sondern auch durch die enge Verflechtung mit unternehmensnahen Dienstleistungen wird weitere Wertschöpfung initiiert“, erläutert Ewald.

Gleichzeitig ist die regionale Wirtschaft in den ländlichen Räumen stark von aktuellen Herausforderungen betroffen. Während ein knappes Drittel der Gesamtbeschäftigung in den ländlichen Regionen verortet ist, entfallen 42 Prozent der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe auf diese Gebiete. „Die Industrie ist ein wichtiger Arbeitgeber in den ländlichen Regionen“, betont Hünnemeyer.

Technologische Fortschritte und Flächennutzung

Ländliche Räume sind nicht nur wichtige Akteure, sondern auch stark von der Energiewende betroffen. Aufgrund der Notwendigkeit, Pufferzonen zwischen EEG-Anlagen und anderen Infrastrukturen einzuhalten, benötigen diese Anlagen viel Fläche. Dennoch können sie dezentral und kleinteilig installiert werden, was die Nutzung vorhandener Flächenpotenziale ermöglicht. „Technologischer Fortschritt im Bereich der Anlagen- und Energietechnik kann neue Flächenpotenziale für den zukünftigen Ausbau mobilisieren“, so Hanno Kempermann.

Geopolitische Herausforderungen

Die Dringlichkeit des Umbaus der deutschen Energieversorgung als Grundlage für die Transformation industrieller Produktionsprozesse wird durch die geopolitischen Veränderungen und die hohe Abhängigkeit von russischem Gas unterstrichen. „Die krisenbedingte Verteuerung von Energie kann als Katalysator für die Abkehr von fossilen Energieträgern und den Umstieg auf klimaneutrale Energieträger fungieren“, sagt Ewald.

Das IW-Regionalranking 2024 verdeutlicht, dass ländliche Gebiete in Deutschland nicht nur von den Herausforderungen der Energiewende betroffen sind, sondern aktiv die Zukunft der Energieversorgung mitgestalten und dabei wirtschaftlich erfolgreich sein können. Derzeit führt der Landkreis München das Niveauranking an. Gleichzeitig liegt Mainz im Dynamikranking vorne.

Das Ranking des IW bewertet jedes Jahr die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Dynamik der 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...