Immobilien

Wohnungsbau in Deutschland: Warum stockt der Bau trotz hoher Nachfrage?

Trotz hoher Nachfrage stockt der Wohnungsbau in Deutschland weiterhin. Welche Maßnahmen sind notwendig, um den Mangel zu beheben? Die aktuelle Lage und die Zukunft des Wohnungsmarktes im Überblick.
23.05.2024 03:06
Aktualisiert: 23.05.2024 11:06
Lesezeit: 2 min

Der Wohnungsbau in Deutschland ist auch im vergangenen Jahr trotz des hohen Bedarfs vor allem in Ballungsräumen nicht in Schwung gekommen. Das Ergebnis fiel mit 294.400 fertiggestellten Wohnungen allerdings besser aus als befürchtet, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Zahl der gebauten Wohnungen um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Fertigstellungen habe sich seit dem Jahr 2021 kaum verändert. Das einstige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wurde deutlich verfehlt. Befürchtet worden war allerdings ein Rückgang auf 215.000 bis 270.000 Wohnungen.

Bundesbauministerin Klaras Geywitz (SPD) bezeichnete die Lage am Bau als stabil. „Neben den 294.400 fertiggestellten Wohnungen befinden sich derzeit weitere 390.900 Wohnungen im Bau.“ Zudem habe es beim sozialen Wohnungsbau 2023 einen deutlichen Zuwachs bei den Bewilligungen gegeben. Die Zahl der geförderten Wohneinheiten sei um mehr als 20 Prozent auf insgesamt 49.430 gestiegen.

Bauvorhaben haben sich wegen des kräftigen Anstiegs der Kreditzinsen und der Baukosten in den vergangenen zwei Jahren stark verteuert. Besonders im Wohnungsbau wurden deswegen viele Vorhaben verschoben oder abgesagt. Die Branche klagt über fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte.

Viele der Fertigstellungen des Vorjahres dürften noch auf Genehmigungen zurückzuführen sein, die in den Jahren bis 2022 unter deutlich besseren Rahmenbedingungen beantragt und erteilt worden seien, erläuterte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. „Unterm Strich bleibt allerdings: Auch im Vorjahr wurden weniger Wohnungen gebaut, als es der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum eigentlich erfordert“, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.

Weniger Baugenehmigungen Seit Monaten geht es auch bei den Baugenehmigungen bergab. Der Bauindustrieverband ging zuletzt davon aus, dass im laufenden Jahr nur 220.000 bis 230.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Verbände der Bau- und Immobilienbranche dringen angesichts des Wohnungsmangels gerade in Ballungsräumen auf mehr staatliche Förderung.

Der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA beziffert die Neubaulücke in Deutschland auf 600.000 Wohnungen und warnte, dass dieser Wert ohne Korrekturen auf bis zu 830.000 Wohnungen im Jahr 2027 steigen könnte.

Viele Bauvorhaben stockten im vergangenen Jahr. Ein Grund dürfte der Fachkräftemangel sein. Die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung habe sich bei den 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate weiter verlängert, erläuterten die Statistiker.

In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten. 257.200 waren Neubauwohnungen. Auf Einfamilienhäuser entfielen davon 69.900 Wohnungen (minus 9,3 Prozent). Die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern stieg dagegen um 3,8 Prozent auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156.300 Neubauwohnungen geschaffen und damit 4,1 Prozent oder 6.100 mehr als im Vorjahr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie nachbörslich im Plus: Anleger reagieren positiv auf Apple-Bilanz – das sagen Experten
01.08.2025

Die Apple-Aktie hat nachbörslich zugelegt. Grund ist die Apple-Bilanz, die gut bei den Anlegern ankam. Apple überzeugt mit starken...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft-Aktie: Wie der KI-Boom den Gewinn über 100 Milliarden treibt
31.07.2025

Microsoft verdient erstmals mehr als 100 Milliarden Dollar – ein Meilenstein, der zeigt, wie tiefgreifend sich das Unternehmen unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Investoren warnen: Ist die Erfolgsgeschichte der Novo Nordisk-Aktie vorbei?
31.07.2025

Die Novo Nordisk-Aktie galt als Fels in der Brandung – doch nach einer drastischen Gewinnwarnung gerät das Erfolgsmodell ins Wanken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 2 Prozent Inflation: Kerninflation zieht Verbrauchern das Geld aus den Taschen
31.07.2025

Die Inflation liegt genau im Zielkorridor der EZB – ein scheinbar gutes Zeichen. Doch die Kerninflation bleibt hoch, vor allem...

DWN
Finanzen
Finanzen Renminbi im Welthandel: Warum Dollar und Euro dominant bleiben
31.07.2025

Chinas Regierung will den Renminbi zur globalen Handelswährung machen – und nutzt gezielt geopolitische Spannungen, um Druck auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF Stellenabbau: 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht
31.07.2025

Der Autozulieferer ZF rutscht immer tiefer in die Krise. Die "Zahnradfabrik" verzeichnet erneut einen hohen Verlust, steckt tief im...

DWN
Politik
Politik Trump tobt, doch Powell bleibt hart: Keine Zinsgeschenke für den Präsidenten
31.07.2025

Donald Trump fordert eine drastische Zinssenkung – doch Fed-Chef Jerome Powell verweigert den Gefolgschaftseid. Die US-Notenbank bleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Reserve kommt: Was Anleger jetzt wissen müssen
31.07.2025

Die USA lagern still und heimlich Bitcoin – als nationale Reserve. Was bedeutet das für Anleger? Was steckt hinter dieser strategischen...