Finanzen

Trotz wiederholter Sparversprechen: Bundesregierung verfolgt expansive Ausgabenpolitik

Lesezeit: 3 min
02.06.2024 07:15
Hohe Ausgaben im Bundeshaushalt 2024: Der Steuerzahlerbund schlägt Alarm über die finanzielle Belastung zukünftiger Generationen und fordert rigorosere Budgetkontrollen sowie eine umfassende Prüfung der Ausgabenpolitik. Wo bietet sich Einsparpotenzial und wie kann Deutschland zu einer soliden Haushaltspolitik zurückfinden?

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In seiner Haushaltsanalyse kritisiert der Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. (BdSt) den Bundeshaushalt 2024 als „deutlich überdimensioniert“ und verlangt eine umfassende Prüfung der Ausgabenpolitik. Er hebt hervor, dass der Haushaltsplan sogar in Krisenzeiten nicht so umfangreich war. Besonders bemerkenswert ist, dass die vorgesehenen Ausgaben für 2024, etwa 477 Milliarden Euro, den Etat des Jahres 2020 – dem Höhepunkt der Corona-Pandemie – um 35 Milliarden Euro übersteigen.

Besonders kritisch sieht es der Steuerzahlerbund, dass die Ampel-Koalition ihre neuen Prioritäten wie der Klima- und Energiepolitik ohne entsprechende Budgetanpassungen umsetzt. Diese Praxis des „Draufsattelns“ könnte in wirtschaftlich angespannten Zeiten den staatlichen Verbrauch unnötig steigern und zu einer weiteren Aufblähung der Bürokratie führen."

Exzessive Kostensteigerungen in den Ministeriumsbudgets

Tatsache ist, dass seit dem Beginn der Ampel-Koalition alle Ministerien mehr finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Die Budgets sind deutlich angestiegen, insbesondere im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dessen Haushalt um 65-Prozent des Gesamtbudgets gewachsen ist - ein erheblicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.

Auch im Verteidigungsministerium ist eine beunruhigende Verschiebung zu beobachten: 65-Prozent des 52 Milliarden Euro schweren Budgets werden 2024 für Personal- und Verwaltungskosten verwendet, was einem Anstieg von fast 7 Prozentpunkten seit 2022 entspricht. „Vor allem die Verwaltungskosten sind seit 2022 um mehr als 2 Milliarden auf über 11 Milliarden Euro stark gestiegen“, analysiert der Steuerzahlerbund.

Parallel dazu wurden die Ausgaben für militärische Beschaffungen sowie Forschung und Entwicklung drastisch um fast 7 Milliarden Euro gekürzt und größtenteils in das schuldenfinanzierte Sondervermögen der Bundeswehr verlagert.

Zunehmende Belastung durch wachsende Beschäftigungszahlen im öffentlichen Dienst

Die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes hat seit 2013 stetig zugenommen, mit deutlichen Zuwächsen jedes Jahr. Diese Entwicklung setzt sich auch unter der aktuellen Ampel-Koalition fort. Die Bundesverwaltung steht vor einem rapide ansteigenden Personalaufwand, der 2024 voraussichtlich 45 Milliarden Euro erreichen wird. In Folge sind auch die Verwaltungsausgaben, unter anderem für Büros und Ausstattung, deutlich gestiegen. Im Jahr 2024 werden die primären Eigenausgaben für Personal und Verwaltung voraussichtlich nahezu 70 Milliarden Euro betragen. Zusätzlich belasten Pensionsansprüche ehemaliger Post- und Bahnbeamter den Haushalt mit weiteren 15 Milliarden Euro.

Von 2015 bis 2024 stieg die Zahl der Beschäftigten in den Ministerien von 249.000 auf 298.000. Besonders auffällig ist der Ausbau der Führungsebenen. Seit der Regierungsübernahme durch die Ampel wurden 173 neue Führungskräfte ernannt, darunter viele hochbezahlte Beamte.

„Selbst während der Haushaltsberatungen 2024 wurden noch einmal vier zusätzliche Spitzenpositionen bewilligt, obwohl Beamtenposten und Arbeitnehmerstellen zugleich leicht reduziert wurden“, so der Steuerzahlerbund. Er sieht den wachsenden Personalbestand als bedenklichen Trend: „Denn es fehlen die Mittel für drängende gesellschaftliche Aufgaben.“

Steuerzahlerbund sieht dringenden Handlungsbedarf zur Sicherung der finanziellen Zukunft Deutschlands

Die aktuellen finanziellen Herausforderungen erfordern eine gründliche Prüfung und Neuverteilung der Bundesbudgets, um Deutschlands Haushalt auf eine nachhaltige Basis zu stellen und künftigen Generationen eine gerechte Lastenverteilung zu sichern. Angesichts historisch hoher Steuereinnahmen sind substanzielle Einsparungen unumgänglich, um die Einhaltung der Schuldenbremse zu gewährleisten.

Der Bund steht vor einem deutlichen Ausgabenproblem, nicht einem Einnahmenproblem, konstatiert der Steuerzahlerbund. Er fordert die Regierung nachdrücklich auf, ihre Versprechen zur Haushaltsoptimierung zu erfüllen. Trotz zugesagter Kürzungen mangelt es an deren Umsetzung und eine transparente Bewertung der Einsparpotenziale bleibt aus. Es ist zudem entscheidend, dass der Bund keine weiteren Mitarbeiter einstellt und einen umfassenden, nachvollziehbaren Plan für das Personalmanagement entwickelt, der Transparenz und Kontrolle gewährleistet. Die aktuelle Politik muss eine ressortübergreifende Strategie vorlegen, die eine nachhaltige Ausgabenkontrolle sicherstellt.

Außerdem warnt der Steuerzahlerbund: „Noch nie waren Bund, Länder und Kommunen so hoch verschuldet“. So nimmt die Verschuldung des Bundes stetig zu, mit einer Rate von 3.472 Euro pro Sekunde. Ende 2023 erreichte Deutschlands Staatsverschuldung einen neuen Höchststand: 2.445 Milliarden Euro. Eine gigantische Zahl, die nur schwer zu begreifen ist - und sie bedeutet, dass jeder Bürger, von Neugeborenen bis zu Senioren, durchschnittlich mit etwa 29.000 Euro belastet ist.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...