Unternehmen

Ifo-Institut: Anstieg der Kurzarbeit in der Industrie bleibt aus

Laut dem Ifo-Institut verschärft sich die Anzahl der Unternehmen, die von Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter betroffen sind, nicht weiter. Wie ist es dazu gekommen?
12.06.2024 07:51
Aktualisiert: 12.06.2024 07:51
Lesezeit: 2 min
Ifo-Institut: Anstieg der Kurzarbeit in der Industrie bleibt aus
Arbeiter laufen durch die Zinkhütte (Symbolbild): Deutsche Industrie stabilisiert Kurzarbeit. Trotz winterlicher Konjunkturflaute planen im zweiten Quartal 2024 rund 19 Prozent der Firmen weiterhin Kurzarbeit (Foto: dpa). Foto: Sina Schuldt

Der Anstieg der Kurzarbeit in der deutschen Industrie ist gestoppt. Nach einer deutlichen Zunahme in der winterlichen Konjunkturflaute bleibt die Zahl der betroffenen Firmen nun laut dem Ifo-Institut stabil.

Das Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut berichtet, dass 18,8 Prozent der Industriefirmen im zweiten Quartal 2024 Kurzarbeit für die kommenden drei Monate planen. Im ersten Quartal waren es noch 19,6 Prozent. Laut den Quartalsumfragen des Ifo-Instituts liegt die tatsächliche Zahl der Kurzarbeitenden jedoch darunter. Aktuell fahren 12,5 Prozent der Industriefirmen Kurzarbeit, so das Ifo-Institut. Besonders betroffen sind Unternehmen in der Metallerzeugung und -bearbeitung, wo 42,9 Prozent der Firmen Kurzarbeit planen, gefolgt von Herstellern von Metallerzeugnissen mit 30,8 Prozent. Auch bei den Elektroausrüstern (28,3 Prozent) und im Maschinenbau (23,7 Prozent) bleibt Kurzarbeit ein wichtiges Instrument.

In der Autobranche ist die Zahl der Firmen, die Kurzarbeit planen, von 17,3 auf 16,1 Prozent gesunken. Die Möbelhersteller, eine kleinere Branche, verzeichneten einen Rückgang von 52,9 auf 46,7 Prozent.

Stabile Zahlen nach Anstieg

Die Bundesagentur für Arbeit meldete ebenfalls einen signifikanten Anstieg der konjunkturell bedingten Kurzarbeit im Winterhalbjahr um 44 Prozent. Die Zahl der Kurzarbeitenden stieg von 152.000 im September 2023 auf 219.000 im März 2024. Mehr als 80 Prozent der Kurzarbeitenden sind in der Industrie beschäftigt. Trotz des Anstiegs bleibt das Niveau weit unter den Rekordständen während der Corona-Pandemie.

Die Entwicklung zeigt, dass die Industrie weiterhin mit wirtschaftlichen Unsicherheiten zu kämpfen hat. Experten betonen, dass Kurzarbeit ein wichtiges Instrument ist, um Arbeitsplätze zu sichern und Unternehmen durch konjunkturelle Schwankungen zu helfen. Im Vergleich zu den Höchstständen während der Corona-Pandemie hat sich die Situation zwar verbessert, dennoch bleibt die Unsicherheit hoch. Unternehmen müssen weiterhin flexibel bleiben und auf mögliche Veränderungen in der wirtschaftlichen Lage reagieren.

Laut der Statistik-Plattform „Statista“ gab es im Jahresdurchschnitt 2023 etwa 18.810 Betriebe in Deutschland, die Kurzarbeit eingeführt haben. Diese Zahl zeigt einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stieg die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeit auf über 318.000 an.

Warum Kurzarbeit eingeführt wird

Kurzarbeit ist ein arbeitsmarktpolitisches Instrument, das es Unternehmen ermöglicht, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter vorübergehend zu reduzieren, um wirtschaftliche Schwierigkeiten zu überbrücken, ohne zu Entlassungen zu greifen.

In Deutschland wurde diese Maßnahme insbesondere während der Finanzkrise 2008 und der Corona-Pandemie 2020 ergriffen. Das Instrument trägt dazu bei, die Personalkosten zu senken, während die Bundesagentur für Arbeit den betroffenen Arbeitnehmern einen Teil des entgangenen Lohns durch Kurzarbeitergeld ausgleicht.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...