Wirtschaft

Ukraine-Effekt: Rheinmetall bekommt Rekordauftrag von der Bundeswehr

Rheinmetall stellt Panzer, Geschütze und Militär-Lkw her. Vor allem die Nachfrage nach Artilleriemunition zog seit Beginn des Ukraine-Kriegs massiv an. Die Auftragsbücher von Deutschlands führendem Rüstungskonzern sind dank eines neuen Liefervertrags mit der Bundeswehr so voll wie noch nie.
20.06.2024 18:03
Aktualisiert: 20.06.2024 18:03
Lesezeit: 2 min

Als Folge des Ukraine-Krieges hat der Rüstungskonzern Rheinmetall einen so großen Auftrag bekommen wie nie zuvor in seiner Firmengeschichte. Das Unternehmen teilte am Donnerstag in Düsseldorf mit, dass man von der Bundeswehr einen Rahmenvertrag für Artilleriemunition im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro erhalten habe.

Der seit Juli 2023 bestehende Rahmenvertrag hatte einen Maximalwert von rund 1,3 Milliarden Euro, nun wurde dieser Vertrag um circa 7,2 Milliarden Euro aufgestockt. Die Anzahl der bestellten Geschosse, die 40 Kilometer weit fliegen können und ein Kaliber von 155 Millimetern haben, wurde nicht genannt - es dürften mehrere Millionen sein. Produziert wird vor allem im niedersächsischen Unterlüß. Außerdem hat Rheinmetall bei Artilleriemunition Fertigungskapazitäten in Spanien, Südafrika und Australien.

Munition soll Lager der Bundeswehr füllen

Die Munition, auf die sich die am Donnerstag abgeschlossene Vereinbarung bezieht, soll die ziemlich leeren Lager der Bundeswehr füllen. Zudem sollen die deutschen Verbündeten Niederlande, Estland und Dänemark an dem Auftrag teilhaben. Ein großer Teil der Volumina soll an die Ukraine gehen. Das von Russland angegriffene Land hat bereits mehrere Munitionslieferungen aus Deutschland bekommen, künftig sollen weitere Sendungen folgen. „Wir sind dankbar für das große Vertrauen, das sich in dieser langfristigen Beauftragung im Rahmen der Sicherheitsvorsorge der Bundesrepublik und ihrer Verbündeten ausdrückt“, sagte Firmenchef Armin Papperger.

Im Februar begann Rheinmetall mit dem Bau eines neuen Werks für Artilleriemunition an seinem größten Standort Unterlüß. Zu dem symbolischen ersten Spatenstich kamen damals auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD). „Die Bundesregierung hält Wort“, sagte Papperger, nachdem der jüngste Munitionsgroßauftrag verkündet worden war. „Dieser Rahmenvertrag sichert die erforderliche Auslastung des neuen Werks, das wir an unserem Standort Unterlüß in Niedersachsen zur Munitionsversorgung unserer Streitkräfte entstehen lassen.“

Lieferungen sollen 2025 beginnen

Der Beginn der Lieferungen aus dem am Donnerstag unterschriebenen Rahmenvertrag soll Anfang 2025 erfolgen, diese erste Tranche ist den Angaben zufolge 880 Millionen Euro wert. Wie lange der Rahmenvertrag gilt, ist unklar - die im vergangenen Jahr abgeschlossene Vereinbarung hatte eine Laufzeit von sechs Jahren.

Vor dem Ukraine-Krieg produzierte Rheinmetall 70 000 Schuss Artilleriemunition pro Jahr, nach der Aufstockung von Produktionskapazitäten und dem Kauf des spanischen Konkurrenten Expal ist diese Zahl inzwischen deutlich angewachsen. 2025 sollen es 700 000 sein - Tendenz weiter steigend. Älteren Angaben zufolge könnte dieser Wert 2027 bei 1,1 Millionen Schuss pro Jahr liegen.

Rheinmetall ist Deutschlands größte Waffenschmiede, sie stellt Panzer, Militär-Lastwagen und Geschütze her. Außerdem ist die Firma nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Nato-Großkalibermunition. Die Firma ist einer der Profiteure des 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögens, das die Bundesregierung als Reaktion auf den russischen Angriff im Jahr 2022 auf den Weg gebracht hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB-Zinsentscheid: Steht Europas Geldpolitik vor einem Kurswechsel?
17.12.2025

Die Geldpolitik in Europa gerät in Bewegung, während sich die Signale der Europäischen Zentralbank spürbar verändern. Deutet der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...