Der kriselnde Batteriekonzern Varta rechnet wegen einer mauen Nachfrage mit weniger Umsatz als erhofft. Der Erlös dürfte sich im laufenden Jahr nun bei 820 Millionen bis 870 Millionen Euro einpendeln, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Ellwangen mit. Bislang hatte der Vorstand mindestens 900 Millionen Euro auf dem Zettel. In den ersten neun Monaten 2023 machte Varta rund 554 Millionen Euro Umsatz, aktuellere Geschäftszahlen gibt es wegen eines Hackerangriffs seitdem nicht.
Nächste Tiefschlag für Aktionäre
An den Börsen kam das nicht gut an. Im laufenden Jahr hat Varta weit mehr als die Hälfte an Börsenwert verloren, aus Sicht von fünf Jahren liegt das Minus sogar bei gut 80 Prozent.
Das Marktumfeld für Energiespeicher habe sich weiter deutlich verschlechtert, insbesondere im zweiten Quartal des laufenden Jahres, hieß es von Varta. Neben der schwachen weltweiten Nachfrage verliere Varta auch im Heimatmarkt bei Energiespeichersystemen an Marktanteilen. Zudem belasteten verzögerte Produkteinführungen von Hochvoltspeicher die Umsatzentwicklung.
Der Batteriekonzern steckt schon länger in der Krise. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, etwa für Kopfhörer, schwankt stark. Zudem klagte Varta zuletzt über Billig-Konkurrenz aus China und anhaltende Probleme in den Lieferketten. Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt.
Mitte April hatte Varta eingestehen müssen, dass das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr ausreicht, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Der Konzern rief seine Geldgeber erneut um Hilfe – die sollen aber erst einmal stillhalten, bis der Gutachter AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat. Das neue Gutachten soll Mitte des Jahres vorliegen.
Vor rund sechs Wochen war die Varta-Aktie außerdem aus dem SDAX geflogen, denn infolge des Hackerangriffs konnte der geprüfte Jahresfinanzbericht nicht fristgerecht veröffentlicht werden. Mitte März hatte der Batteriekonzern bekannt gegeben, die Veröffentlichung aufgrund des am 13. Februar öffentlich gemachten Hackerangriffs nicht vor dem 30. April vornehmen zu können. Aktuell peilt Varta für die Veröffentlichung des Geschäftsberichts den August an.
Das ist der nächste Tiefschlag für die Aktionäre. Es scheint sich auch keine Besserung des Geschäfts einstellen zu wollen. Anleger bleiben angesichts der negativen Gemengelage auch auf dem aktuellen Kursniveau an der Seitenlinie.
Das Batterietechnologie-Unternehmen Varta aus dem schwäbischen Ellwangen an der Jagst besteht seit 137 Jahren, seit der Gründung im Jahr 1887. Anfang der 2000er Jahre kam es zu Umstrukturierungen und Geschäftsaufteilungen. Der Börsengang erfolgte am 19. Oktober 2017.