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Wirtschaft: Traditionsunternehmen „Pelikan“ gibt zwei Standorte in Deutschland auf

Lesezeit: 3 min
17.06.2024 12:02  Aktualisiert: 14.06.2030 18:00
Fast jeder Deutsche hatte schon einmal einen Füller der Marke Pelikan in der Hand. Nach der Übernahme durch den Konkurrenten Hamelin stehen bei der Traditionsmarke überraschend Standortschließungen an: Zum Ende des Jahres wird das Unternehmen seine Vertriebsstandorte in Hannover und Falkensee schließen – 250 Arbeitsplätze fallen weg. Wird die Kultmarke bald ganz vom Markt verschwinden? Oder wird Hamelins neue Vertriebs-Strategie langfristig die Position von Pelikan und Herlitz stärken?
Wirtschaft: Traditionsunternehmen „Pelikan“ gibt zwei Standorte in Deutschland auf
Pelikan-Krise: Traditionsstandort Hannover und Falkensee werden geschlossen. (Foto: dpa)
Foto: David Ebener

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Der Schreibwarenhersteller Pelikan, dessen Geschichte bis ins Jahr 1832 zurückreicht, erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Gegründet in Hannover, steht das Unternehmen heute unter der Kontrolle eines französischen Konkurrenten, Hamelin, der nun drastische Maßnahmen ankündigt. Zwei von drei deutschen Standorten schließen, was die Hälfte der Belegschaft betrifft.

Seit über 180 Jahren sind Produkte der Marke Pelikan im Umlauf. Vor allem die Füller der Firma erfreuen sich bei Schülern nach wie vor großer Beliebtheit. Und dennoch stecken die Geschäfte in der Krise. Kaum mehr Wachstum, zunehmende Konkurrenz aus der digitalen Welt und mangelndes Kapital für notwendige Investitionen. All das führte im Dezember 2023 zur Übernahme durch den französischen Konzern Hamelin, der hierzulande etwa mit Namen wie Oxford oder Unilux bekannt ist. Im Dezember hatte Hamelin Pelikan für 136 Millionen Euro übernommen. Hamelin beschäftigt rund 3500 Mitarbeiter weltweit.

Hamelin: Optimierung der Vertriebsstruktur

Der Betrieb der Pelikan Vertriebsgesellschaft endet zum Jahresende, wie der französische Mutterkonzern jetzt mitteilte. Hamelin erklärt diesen Schritt mit der Optimierung und Neuausrichtung seiner Vertriebsstruktur. Die jetzigen Schließungen sollen helfen, die Effizienz zu steigern und die Vertriebsstruktur zu verbessern.

Pelikan hat die Produktion bereits 1973 von Hannover nach Peine verlagert. Hannover fungierte weiterhin als Vertriebsstandort, doch nun endet diese Ära. Nach Angaben der "FAZ" solle das Werk in Peine, wo zuletzt rund 230 Mitarbeiter beschäftigt waren, aber bestehen bleiben. Es soll ein stabiler Faktor in der Unternehmenskultur bleiben. Ab 2025 würden die Marken Pelikan sowie Herlitz außerdem von Hamelin selbst vertrieben, so die Pläne. Brisant: Hamelin, der französische Mutterkonzern, übernahm Pelikan erst im vergangenen Jahr.

Kritik: Schließungen kamen völlig unerwartet

Die Auswirkungen der Schließungen auf die Belegschaft sind erheblich. Kritik kommt von den Arbeitnehmervertretern: Manuela Meyer, Betriebsratsvorsitzende der PVG am Standort Hannover, sprach gegenüber der "HAZ" von einem „Schlag ins Gesicht.“ Die Schließung komme ohne Vorwarnung, nachdem Hamelin über Monate hinweg keine klaren Aussagen zur Zukunft der beiden Standorte getroffen habe. Auf Nachfrage sprach das Unternehmen davon, man wolle „sozialverträgliche Lösungen für die betroffenen Mitarbeitenden“ finden.

Historische Wurzeln und Wandel

Die Pelikan AG geht zurück auf eine um 1832 von dem Chemiker Carl Hornemann (1811–1896) bei Hannover gegründete Farben- und Tintenfabrik. Hornemann war der Sohn eines Zeichenladeninhabers und Zeichenlehrers am Hofe Königs Georg V. in Hannover. Auf seine Geschäftsidee kam Hornemann, weil zu seiner Zeit Künstlerfarben aus Frankreich und England eingeführt wurden. So wurde Pelikan Hersteller von Schreibtinte und Künstlerfarben.

1982 musste die Pelikan AG, die durch die massive Expansion ins Straucheln geraten war, Vergleich anmelden. 1984 wurde die Pelikan AG von der Condorpart AG mit Sitz im schweizerischen Zug übernommen und teilweise zerschlagen, ein Drittel der Belegschaft musste gehen. Die Pelikan AG war nun Teil der von der Schweiz aus agierenden Dachgesellschaft Pelikan Holding AG, die 1986 in der Schweiz an die Börse gebracht wurde. 1990 wurde der Mitbewerber Geha in Hannover übernommen und ein Teil der Produktion in deren Werke verlegt. 1994 wurde der Bereich Druckerzubehör in die eigenständige Pelikan Hardcopy ausgegliedert, die 1995 an das US-amerikanische Unternehmen Nucote verkauft wurde.

1994 wurde die gesamte Produktion aus Werken in Hannover in das Werk Peine-Vöhrum verlagert, wo bereits seit 1973 die Schreibgeräte hergestellt wurden. Dadurch gingen 1.100 Arbeitsplätze verloren. Das Werksgelände in Hannover wurde ab 1993 in das Pelikanviertel umgewandelt, ein gehobenes Viertel mit Eigentumswohnungen, Restaurants, Hotel und Geschäftsräumen. 2003 verließ auch die Unternehmensverwaltung das Pelikan-Viertel und bezog Neubauten unweit des Mittellandkanals.

1996 übernahm das malaysische Unternehmen Goodace SDN BHD (das nunmehr als Pelikan International Corporation Berhad firmiert) die Aktienmehrheit an der Pelikan Holding. Im Januar 2007 übernahm die Pelikan-Holding wieder die im Jahr 1994 ausgegliederte Pelikan Hardcopy Holding und die German Hardcopy AG. 2010 übernahm Pelikan International Corporation Berhad (PICB) mit Sitz in Puchong, Selangor in Malaysia den Schreibwarenhersteller Herlitz einschließlich des Logistikzentrums Falkensee und übertrug dessen Schreibwarengeschäft zum 1. März 2014 an Pelikan.

Zukunftsaussichten und Herausforderungen

Dass der Markt für Schreib- und Bürowaren bereits seit Jahren nicht mehr wächst, habe nach Ansicht des Unternehmensberaters Jens von Wedel mehrere Ursachen. Einerseits würde die Branche durch technische Produkte wie Smartphones sowie billigerer Konkurrenz aus Fernost massiv unter Druck geraten. Andererseits fehle bei vielen Unternehmen das Geld für große Investitionsprogramme, um dadurch etwaige Rückstände aufzuholen, so von Wedel im Gespräch mit der FAZ.

Die Schließung der Standorte in Hannover und Falkensee bedeutet einen tiefen Einschnitt in die Geschichte von Pelikan. Doch mit der Übernahme des Vertriebs durch Hamelin ab 2025 können sich neue Chancen eröffnen. Der Erhalt des Produktionsstandorts in Peine zeigt, dass nicht alle Strukturen aufgegeben werden.

Hamelin setzt auf eine zentralisierte Vertriebsstruktur, um in einem wettbewerbsintensiven Markt bestehen zu können. Die Herausforderungen sind groß, aber die Maßnahmen sollen langfristig die Position von Pelikan und Herlitz stärken. Trotz der harten Einschnitte für die Belegschaft gibt es also auch Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung und zukünftige Erfolge.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Maßnahmen von Hamelin langfristig auf das Unternehmen auswirken. Klar ist jedoch, dass Pelikan eine traditionsreiche Marke bleibt, die sich stets den Marktgegebenheiten anpassen muss. Vergangenes Jahr feierte das Traditionsunternehmen stolz 185 Jahren Firmengeschichte.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.


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