Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel um 0,7 Punkte auf 88,6 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten dagegen einen leichten Zuwachs auf im Schnitt 89,6 Punkte erwartet. In den Monaten zuvor war das Stimmungsbarometer tendenziell gestiegen, im Mai hatte es sich aber nach neuen Zahlen leicht verschlechtert.
„Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer, die Stagnation zu überwinden“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerteten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte schlechter, während die Lagebeurteilung stagnierte. Im verarbeitenden Gewerbe und im Handel trübte sich das Geschäftsklima ein, im Dienstleistungssektor und am Bau hellte es sich auf.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass andere Wirtschaftsdaten – unter anderem Prognosen vom Ifo-Institut selbst, dem IWH und der Bundesbank – ein positiveres Bild zeichnen.
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Drastischer Anstieg der Insolvenzen
Die schlechte konjunkturelle Lage macht sich in immer mehr Firmenpleiten bemerkbar. Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr mit 11.000 um fast ein Drittel (30 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Das gab die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag bekannt. Die Insolvenzen erreichten damit den höchsten Stand seit 2016.
„Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Das zusammengenommen breche zahlreichen Betrieben das Genick. „Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr“, so Hantzsch.
Die Zahl der Insolvenzen ging in allen Wirtschaftsbereichen deutlich in die Höhe. Besonders betroffen ist die Dienstleistungsbranche, sie verzeichnete 6.500 Pleiten und legte damit um knapp 35 Prozent zu. Einen starken Anstieg gab es auch im Handel (+20,4 Prozent), im Baugewerbe (+27,5) und im verarbeitenden Gewerbe (+21,5). Vor allem bei größeren Unternehmen liegt das Insolvenzgeschehen weit über dem Niveau der vergangenen Jahre.
Etwas gestiegen ist auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Mit 35.400 waren es knapp sieben Prozent mehr Meldungen als im Vorjahr. Dies ist den Experten zufolge vor allem auf die Inflation und die hohen Zinsen zurückzuführen.
Eine Verbesserung der Situation erwartet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform nicht. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Zusammen mit den immer noch hohen Zinsen bleibt die Unternehmensfinanzierung eine echte Herausforderung“, sagte Hantzsch. Er rechnet damit, dass die Insolvenzzahlen in diesem Jahr erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie übertreffen werden.