Technologie

Der schwierige Verzicht auf chinesische Technologie im 5G-Netz - eine Kurzanalyse

Die Bundesregierung und die deutschen Mobilfunknetzbetreiber haben sich nach langen Diskussionen auf einen umfassenden Ausschluss chinesischer 5G-Technologie geeinigt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verkündete in Berlin, dass der Kompromiss in Form eines öffentlich-rechtlichen Vertrags erfolgte, um mögliche Schadensersatzklagen zu vermeiden.
14.07.2024 09:37
Lesezeit: 2 min
Der schwierige Verzicht auf chinesische Technologie im 5G-Netz - eine Kurzanalyse
Die Provider dürfen weiterhin einfache Huawei- und ZTE-Komponenten nutzen - noch (Foto: dpa). Foto: Andre M. Chang

Demnach dürfen die Provider weiterhin einfache Huawei- und ZTE-Komponenten nutzen, haben jedoch die Verpflichtung, flächendeckend auf andere Lösungen umzustellen – nicht nur in der Nähe sensibler Einrichtungen und Ministerien.

Ab spätestens Ende 2026 sind kritische Komponenten im Kernnetz, einschließlich zentraler 5G-Rechenzentren, nicht mehr zugelassen, erklärte Faeser. Anschließend folgt der Austausch der Zugangs- und Transportnetze, wie beispielsweise Funkmasten. Die finanziellen Details der Vereinbarung wurden vertraulich behandelt, und über mögliche Ausgleichszahlungen äußerte sich Faeser nicht.

Sorgen um Sabotage und Spionage

Faeser betonte die Dringlichkeit der Maßnahmen, um Deutschland vor Risiken durch Sabotage und Spionage beim Netzausbau zu schützen. Wirtschaftsminister Habeck und Außenministerin Baerbock (beide Grüne) verglichen die Situation mit der früheren Abhängigkeit von russischem Gas und unterstrichen die Notwendigkeit, kritische Infrastrukturen wie das 5G-Mobilfunknetz nicht auf chinesische Technologie zu stützen. Digitalminister Volker Wissing (FDP) äußerte Bedenken hinsichtlich möglicher Einschränkungen der Mobilfunkversorgung nach dem Umbau.

Besonders Huawei als weltweit führendes Unternehmen in der Mobilfunk-Infrastruktur steht im Mittelpunkt der politischen Vorbehalte. Auch der kleinere Wettbewerber ZTE aus China gerät in den Fokus. Huawei, bekannt für Smartphones, Tablets und Laptops sowie als Zulieferer für Infrastrukturprojekte, ist nicht börsennotiert und gehört seinen Mitarbeitern. Es unterliegt jedoch dem Einfluss der Kommunistischen Partei und der chinesischen Staatsführung, was Vertrauensfragen aufwirft.

US-Politiker und Wirtschaftswissenschaftler behaupten, dass Huawei aufgrund der autoritären Strukturen in China zur Spionage im Ausland gezwungen sei. Kritisiert wird auch die intransparente Firmenstruktur, obwohl konkrete Beweise für Spionage oder Sabotage fehlen.

Alternative Anbieter aus Skandinavien

Neben Huawei und ZTE dominieren Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden den Markt für Radio Access Networks (RAN). Diese europäischen Unternehmen bieten technologisch vergleichbare Lösungen an, obwohl chinesische Anbieter häufig preislich attraktiver sind. Alternativ wird Open RAN diskutiert, bei dem Komponenten verschiedener Hersteller kombiniert werden können. Neue Anbieter wie Rakuten Symphony (Japan) und Juniper Networks (USA) gewinnen dadurch an Bedeutung.

Großbritannien hat bereits 2020 Huawei als Ausrüster ausgeschlossen. Ein 5G-Benchmarking-Test von Medux aus Spanien im Februar 2024 zeigte, dass Großbritannien international schlecht abschnitt. Berlin führte das Metropolen-Ranking an, gefolgt von Barcelona und Paris, während London auf dem letzten Platz landete. Digitalminister Wissing zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass Deutschland diese Probleme durch die geplanten Übergangsfristen vermeiden wird und der 5G-Ausbau planmäßig voranschreitet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...