Technologie

5G für alle: Mobilfunk-Konzerne versprechen nahezu flächendeckendes Netz

Alle zehn Jahre kommt ein neuer Mobilfunkstandard in Deutschland. Nun ist gewissermaßen Halbzeit bei 5G, dessen Netzausbau rasch voranschreitet. Die Telekommunikationsbetreiber planen bis Ende 2025 eine bundesweite Abdeckung von annähernd 100 Prozent. Der Nachfolge-Standard 6G ist indes noch Zukunftsmusik.
16.07.2024 10:16
Aktualisiert: 16.07.2024 11:33
Lesezeit: 2 min

Fünf Jahre nach dem Start des ersten deutschen 5G-Handynetzes peilen die Mobilfunk-Unternehmen eine fast vollständige Haushaltsabdeckung an. „Bis Ende 2025 soll die gesamte Bevölkerung mit 5G erreicht werden“, sagte der Technikchef von O2 Telefónica, Mallik Rao, in München. 100 Prozent dürften es aber nicht werden, da O2 wie andere Netzbetreiber auch Schwierigkeiten hat, überall geeignete Grundstücke für seine Antennen zu finden. Die Telekom peilt für Ende 2025 einen Wert von 99 Prozent an, Vodafone will im März 2025 bei 95 Prozent sein.

Vodafone hatte am 17. Juli 2019 sein damals noch kleines 5G-Netz für Endkunden freigeschaltet. Später folgten die Deutsche Telekom und O2 Telefónica mit der Netzöffnung für Verbraucher. Nach dem frühen 5G-Start fiel Vodafone zurück, die Konkurrenten zogen vorbei: Die Deutsche Telekom erreicht mit ihren Antennen nach eigenen Angaben mehr als 96 Prozent der deutschen Haushalte, O2 spricht von 96 Prozent. Vodafone kommt auf mehr als 92 Prozent. Ende 2023 folgte 1&1 als vierter 5G-Mobilfunker, sein noch sehr kleines eigenes Netz wird schrittweise vergrößert.

Die Prozentwerte beziehen sich auf Häuser, diese Vorgabe stammt aus einem Auflagenkatalog der Bundesnetzagentur. Für Bürger aussagekräftiger ist aber die Fläche, schließlich wollen sie nicht nur dort Netz bekommen, wo es Häuser gibt, sondern überall, wo sie unterwegs sind.

5G-Netz: Telekom deckt die größte Fläche ab

Hierzu hat die Bundesnetzagentur Angaben der Netzbetreiber publiziert, Stand April 2024. Hier zeigt sich, dass die Deutsche Telekom deutlich vorne liegt: Der Bonner Konzern kommt bei 5G auf eine Flächenabdeckung von 81,1 Prozent, Vodafone auf 69 Prozent und O2 Telefónica auf 66,5 Prozent.

O2 ist der einzige der drei Betreiber, der sein Netz schon komplett auf „5G Standalone“ umgestellt hat und bei dem im 5G-Netz komplett auf Technologie des Vorgängerstandards 4G verzichtet wird. Das ist technisch gesehen zwar ein Vorteil, die allermeisten Smartphone-Nutzer dürfte diesen Zusatznutzen bei ihren alltäglichen Anwendungen aber kaum merken.

Geschwindigkeitsvorteile von 5G

5G bietet eine schnellere Datenübertragung. Vodafone gibt sein Maximum bei der Vorgängertechnologie 4G (auch LTE genannt) für Privatkunden mit 300 Megabit pro Sekunde im Download an und bei 5G mit 1000 Megabit. Wichtig ist zudem, dass 5G eine relativ verlässliche Bandbreite bietet, selbst wenn sehr viele Menschen in einer Funkzelle sind. Bei 4G sinkt die Bandbreite dann hingegen deutlich.

Risiken und Nachteile von 5G

Bei Umfragen zeigt sich ein erheblicher Teil der Kunden skeptisch gegenüber der 5G-Technologie. Ein Problem sind die mangelnde Kompatibilität älterer Smartphone-Modelle und die Begrenzung der 5G-Downloadgeschwindigkeit. Der größte Streitpunkt ist aber das Thema Sicherheit. Die Sicherheit von 5G wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Kritiker des neuen Mobilfunk-Standards sehen ein erhebliches Gesundheitsrisiko durch die sehr energiereiche elektromagnetische Strahlung.

5G-Wellen sind hochfrequent, gleichbedeutend mit energiereich, und die genutzten Wellenlängen niedriger als bei den Vorgängertechnologien. Aufgrund der geringeren Reichweite pro Funkmast braucht es also weitaus mehr Antennen, um denselben Bereich abzudecken. Die bedeutet mehr und energiereichere elektromagnetische Wellen, denen die Menschen im Umkreis von 5G-Masten ausgesetzt sind. Die Mahner haben also grundsätzlich Recht, wenn sie darauf hinweisen, dass mit 5G die Strahlenbelastung zunimmt. Fraglich ist, ob und wenn ja, wie schädlich die 5G-Strahlung für Mensch und Tier ist.

Blick auf 6G

In etwa alle zehn Jahre kommt ein neuer Funkstandard auf den Markt, mit 6G wird 2029 oder 2030 gerechnet. Die Übertragung und Latenz (Reaktionszeit) wird wohl noch besser. 5G werde dann noch sehr lange zeitgleich existieren, sagt Vodafone-Manager de Groot.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher erscheinen alltagstaugliche Vorteile hierbei aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, angesichts der steigenden Datenanforderungen von Virtual-Reality-Anwendungen und anderen Internetdiensten könnte aber auch ihnen 6G einen Nutzen bringen. Letztlich ist das aber noch Zukunftsmusik. Großes Potenzial wird 6G zum Beispiel in der Medizin beigemessen, etwa bei Operationen, die aus der Ferne gesteuert werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vattenfall übernimmt Nordlicht-Projekt – BASF zieht sich überraschend aus deutscher Windenergie zurück
17.04.2025

Ein unerwarteter Rückzieher sorgt für Unruhe im europäischen Energiemarkt: Der Chemiekonzern BASF verkauft seinen Anteil am...

DWN
Politik
Politik Kontrollstaat: digitale Identität mit Bürgerkonto wird im Koalitionsvertrag Pflicht – Hacker kritisieren Überwachung
16.04.2025

Ende der Freiwilligkeit? Im Koalitionsvertrags setzen CDU, CSU und SPD auf eine verpflichtende digitale Identität der Bürger in der BRD....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schlimmer als Finanzkrise oder Dotcom-Blase: Finanzexperte warnt vor einem globalen Beben
16.04.2025

Ulrik Ross, Ex-Banker bei Merrill Lynch, Nomura und HSBC, warnt vor einer Krise historischen Ausmaßes. Der globale Handelskrieg sei nur...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
16.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Panorama
Panorama „Tag des Sieges“ in Russland: Mehr als 20 Staatschefs stehen auf Putins Gästeliste
16.04.2025

Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Langsam zeichnet sich ab, wer am 9. Mai mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Sieg...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Whistleblowerin erhebt schwere Vorwürfe: Meta soll Nutzerdaten mit China geteilt haben
16.04.2025

Ein neuer Skandal erschüttert den US-Techgiganten Meta. Die ehemalige Facebook-Managerin Sarah Wynn-Williams, früher Director of Global...

DWN
Politik
Politik Taser statt Pistole: Kann die Elektrowaffe Gewalt verhindern?
16.04.2025

In Deutschland wird die Polizei immer häufiger mit Taser, auch bekannt als Distanzelektroimpulsgeräte, ausgestattet, um Gewalt zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bitcoin überrascht mit starkem Wochenplus – geopolitische Spannungen treiben Anleger in digitale Zufluchtsorte
16.04.2025

Während die etablierten Finanzmärkte angesichts von Handelszöllen, geopolitischen Unsicherheiten und einem wachsenden Vertrauensverlust...