Unternehmen

Frauen in Führung: Anteil in deutschen Börsenunternehmen auf Rekordniveau

Lesezeit: 2 min
22.07.2024 12:15
Im Mai 2024 lag der Frauenanteil in den Aufsichtsräten deutscher Dax-Unternehmen bei 37,3 Prozent und in den Vorständen bei 19,3 Prozent, ein neuer Höchstwert. Trotz dieser Fortschritte ist Parität in den Chefetagen noch nicht erreicht.
Frauen in Führung: Anteil in deutschen Börsenunternehmen auf Rekordniveau
37,3 Prozent der Aufsichtsratspositionen sind von Frauen besetzt, ein Rekordwert für Dax-Unternehmen. (Foto: dpa)
Foto: Andreas Arnold

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Börsenunternehmen ist einer aktuellen Untersuchung zufolge so hoch wie noch nie. Im Mai 2024 waren in den Aufsichtsräten der 180 untersuchten Konzerne 37,3 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt - und damit so viele wie noch nie in der Geschichte der Dax-Unternehmen. Das geht aus dem Women-on-Board-Index der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) hervor, der am Montag veröffentlicht wird und der dpa vorab vorlag.

Betrachtet wurden die Firmen aus der Dax-Familie sowie weitere börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen. Die Frauenquote in den Aufsichtsräten der 180 Konzerne hatte 2023 noch bei 35,3 Prozent gelegen. In den Vorständen erreichten die Unternehmen einen Frauenanteil von 19,3 Prozent, ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr.

Fidar betonte, dass die Studie den Stand der Besetzungen im Mai 2024 abbilde. Im Juni und Juli seien noch sechs weibliche Führungskräfte in den Vorständen hinzugekommen. Von Parität in den Chefetagen seien die meisten Unternehmen aber noch immer weit entfernt, hieß es.

30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte seit 2016

Für den Frauenanteil in den Chefetagen großer Konzerne gibt es seit einigen Jahren gesetzliche Vorgaben. Eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten gilt seit 2016 und betrifft laut Fidar 104 der 180 betrachteten Unternehmen. Seit Sommer 2022 müssen außerdem in Firmen mit Vorständen, die mehr als drei Mitglieder haben, mindestens eine Frau und ein Mann vertreten sein (Mindestbeteiligungsgebot). Das Gesetz sieht dies bislang allerdings nur für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten vor. Laut Fidar betrifft dies 65 der untersuchten Konzerne.

Die große Mehrheit erfülle die Vorgabe zu den Vorständen, hieß es. Lediglich in drei Konzernen gebe es trotz Pflicht keine Frau im Vorstand: bei Koenig & Bauer, Südzucker und Wüstenrot & Württembergische. Eine Konzernsprecherin von Wüstenrot & Württembergische teilte auf dpa-Anfrage mit, dass der Vorstand mittlerweile nur noch aus drei Personen bestehe. Dadurch würde das Mindestbeteiligungsgebot nicht mehr gelten. Ein Sprecher von Südzucker erklärte: „Unser aktueller Vorstand setzt sich aus vier Männern zusammen. Zum Ende Januar 2024 ist unsere Vorständin, Helen Arnold, aus dem Vorstand ausgeschieden.“ Der Sprecher deutete lediglich an, dass der Konzern anstrebe, die Stelle bald mit einer Frau nachzubesetzen. Koenig & Bauer will dies nach eigenen Angaben künftig ebenfalls tun.

Mehr als ein Drittel haben keine Frau im Vorstand

Keine einzige Frau im Vorstand hatten laut Fidar 65 der untersuchten Unternehmen, im Vorjahr habe die Zahl noch bei 71 gelegen. Noch immer würden sich viele dieser Unternehmen die Zielgröße „Null“ für ihren Frauenanteil setzen, beklagt die Organisation.

Die Studienmacher sehen eine deutliche Wirkung von gesetzlichen Regeln. Seit der Vorgabe für Vorstände im Jahr 2022 habe es beim durchschnittlichen Frauenanteil in den Vorständen einen Zuwachs um 4,6 Prozentpunkte auf fast 20 Prozent gegeben. Bei den 76 nicht der Quote unterliegenden Firmen stagniere der Anteil dagegen bei 14,9 Prozent.

Die Organisation fordert daher seit längerem, die Quotenregelungen auf deutlich mehr Unternehmen auszuweiten. „Wenn die Unternehmen nicht mehr Engagement zeigen, muss der Gesetzgeber handeln“, betonte Fidar-Präsidentin Anja Seng. Mit der jetzigen Geschwindigkeit und Quotenregeln, die nur für ungefähr 100 Unternehmen gelten, sei Parität nicht zu erreichen.

 


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Klima-Betrug in China: Umweltbundesamt will zwei Drittel aller Projekte stoppen
16.09.2024

Das Umweltbundesamt geht gegen ein Betrugssystem mit Klima-Projekten in China vor. Die Anzahl der betrügerischen Vorhaben, mit denen...

DWN
Politik
Politik Brandenburg-Wahl: AfD und SPD kämpfen um den Sieg - und das politische Momentum
16.09.2024

Die Brandenburger Landtagswahl ist so spannend wie nie. Es könnte eine richtungsweisende Wahl pro oder contra rechts werden. Im Kampf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Energiewende: Versteckte Kosten - droht Eigentümern eine schleichende Enteignung?
16.09.2024

Deutschlands Milliardeninvestitionen in die Energiewende setzen Eigentümer unter Druck: Von Zwangssanierungen bis zu Wertverlusten –...

DWN
Politik
Politik Zu wenig, zu spät? Kontrollen an deutschen Grenzen werden ausgeweitet
16.09.2024

Im Schengen-Raum sind eigentlich nur an den Außengrenzen Kontrollen vorgesehen. Doch das hat sich nun im Zuge der Migrationsdebatte...

DWN
Politik
Politik Erneutes Trump-Attentat: Secret Service nimmt Verdächtigen an Golfplatz fest
16.09.2024

Der Secret Service entdeckt einen bewaffneten Mann in den Büschen rund um den Golfplatz, auf dem Donald Trump seine Bälle schlägt, und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schnelle Übersetzungen per DeepL: Das deutsche Einhorn der Künstlichen Intelligenz
16.09.2024

Lichtblicke am deutschen Technologie-Horizont schimmern immer wieder mal durch - und oftmals ganz unverhofft. Das Startup „DeepL“ ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
16.09.2024

Viele Anleger wollen an der Börse reich werden. Doch ist das wirklich der Königsweg? Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben mehrere...

DWN
Finanzen
Finanzen Größere Summe anlegen: Wie investiert man 100.000 Euro in Aktien?
15.09.2024

Trotz der Bedeutung von Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau investieren die meisten Deutschen immer noch nicht in Einzelaktien...