Politik

Studie: Bei Fachkräften fehlen oft Kompetenzen für die Energiewende

Für den Ausbau von Sonnenenergie und Windkraft braucht man Handwerker. Bereits in den klassischen Branchen fehlt es aber am Personal. Wirtschaftsminister Habeck hat einen Ratschlag.
15.08.2024 09:01
Aktualisiert: 15.08.2024 09:12
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Fehlende Fachkräfte drohen die Energiewende auszubremsen. Die Bertelsmann Stiftung hat analysiert, inwieweit etwa traditionelle Handwerksberufe für die Aufgaben der Energiewende vorbereitet sind. Laut der jetzt veröffentlichten Studie gibt es außer den bereits heute fehlenden rund 300.000 Fachkräften auch eine Kompetenzlücke. Am Beispiel von Dachdeckern: Wer gekonnt Einfamilienhäuser mit Dachpfannen bestückt, kann nicht automatisch auch Photovoltaikanlagen auf dem Dach installieren. Dabei wird jeder vierte Dachdecker von Solarunternehmen gesucht, wie eine Auswertung der Stiftung von 2,7 Millionen Online-Stellenanzeigen ergeben hat.

Dabei liegt der Ähnlichkeitswert der benötigten Kompetenzen im Dachdeckerhandwerk im Vergleich des traditionellen Einsatzfeldes und der Solarbranche bei lediglich 0,71. Bei einer Übereinstimmung von 100 Prozent läge der Wert bei 1, wie die Autoren erklären. Wissen um Solarthermie, Photovoltaikanlagen und die Montage von Versorgungstechnik erwarten die Arbeitgeber von den Dachdeckerinnen und Dachdeckern.

Habeck rät zur Geduld

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mahnte zur Geduld. „Das System ist jetzt jahrzehntelang auf Gas- und Ölheizung beispielsweise ausgerichtet gewesen. Also muss neu gelernt und nachgedacht werden“, sagte er zum Abschluss einer dreitägigen Reise durch Norddeutschland, bei der er sich vor Ort über den Einsatz von Wärmepumpen informiert hatte.

Das Wissen, dass Heizen, Energie- und Verkehrssysteme künftig klimaneutral werden müssten, sei weit verbreitet, erklärte Habeck. Nun brauche es Geduld bei der Umsetzung. „Die ganze Transformation, also das Umstellen eines hoch industrialisierten Landes, das hoch abhängig war von fossilen Energien, auf Klimaneutralität dauert.“ Gerade die Wärmewende, also die Umstellung auf klimafreundlicheres Heizen, sei ein Projekt für Jahrzehnte.

Bei Windenergie ebenfalls große Kompetenzlücke

Bei der Windenergie werden ebenfalls noch mehr zusätzliche Kompetenzen erwartet. Hier liegt der Ähnlichkeitswert in der Gesamtwirtschaft und der Windbranche laut den Autoren nur bei 0,77. Bei den Fachkräften für Bauelektrik liegt der Wert mit 0,64 sogar noch niedriger. „Zentral für Fachkräfte der Bauelektrik in der Windbranche sind Kompetenzen im Bereich Inbetriebnahme und Wartung von Windkraftanlagen“, schreiben die Studienautoren. Bei klassischen Bauelektrikern seien vor allem Elektroinstallation und Montage von Elektrotechnik gefragt.

„Die starken Unterschiede bei den Kompetenzanforderungen innerhalb eines Berufes zeigen, dass der Blick auf die Zahl der Arbeitskräfte allein nicht ausreicht“, sagt Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. „Wir brauchen nicht nur mehr Fachkräfte. Sie müssen eben auch die richtigen Kompetenzen für die Aufgaben in der Wind- und Solarbranche mitbringen. Diese Kompetenzen müssen erst erlernt werden.“ Daher benötigten die Branchen der Energiewende mehr gezielte Weiterbildungen, die sich sowohl an Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung richteten als auch an diejenigen mit Berufserfahrungen, aber ohne einen anerkannten Abschluss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...

DWN
Politik
Politik Regierungskrise in Frankreich - Premier ringt um Kompromiss
08.10.2025

Frankreich steht mitten in einer Regierungskrise vor einer Entscheidung. An diesem Mittwochabend endet eine Frist, die Präsident Emmanuel...

DWN
Panorama
Panorama Ukraine-Krieg heizt Klimakrise an - 237 Millionen Tonnen CO₂
08.10.2025

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nicht nur Zehntausende Menschen das Leben gekostet und Millionen in die Flucht...

DWN
Politik
Politik „Koalitionsausschuss der Ergebnisse“: Gelingen Durchbrüche bei Bürgergeld & Infrastruktur?
08.10.2025

Kanzler Friedrich Merz (CDU) und seine schwarz-rote Koalition haben sich für den Herbst einiges vorgenommen – und die Erwartungen sind...

DWN
Technologie
Technologie Wero soll PayPal Konkurrenz machen – und Europa weiter vom Bargeld entfernen
08.10.2025

Der europäische Bezahldienst Wero steht kurz vor dem Start im Online-Shopping. Noch in diesem Herbst sollen Kundinnen und Kunden erstmals...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität: Europas Nachfrage beflügelt Chinas Hybridfahrzeugindustrie
08.10.2025

Die Nachfrage nach Hybridfahrzeugen wächst in Europa rasant. Während klassische Verbrenner an Marktanteilen verlieren, setzen immer mehr...