Politik

Scholz sichert der Ukraine fortwährende Hilfe zu

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine erneut zugesichert, dass Deutschland ihr verlässlicher und größter europäischer Unterstützer im Verteidigungskampf gegen Russland bleiben wird. "Deutschland wird bei der Ukraine-Hilfe nicht nachlassen", versprach der SPD-Politiker während seines Besuchs in Moldau, das an die Ukraine grenzt und sich ebenfalls von Russland bedroht fühlt.
21.08.2024 21:43
Aktualisiert: 21.08.2024 21:43
Lesezeit: 2 min
Scholz sichert der Ukraine fortwährende Hilfe zu
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Maia Sandu, Präsidentin der Republik Moldau geben eine gemeinsame Pressekonferenz (Foto: dpa). Foto: Kay Nietfeld

"Wir werden die Ukraine so lange unterstützen, wie es notwendig ist. Und wir werden der größte nationale Unterstützer der Ukraine in Europa sein. Nur die USA leistet als große Weltmacht mehr", betonte der Kanzler. Darauf könnten sich alle Menschen in der Ukraine verlassen und alle, die außerhalb des Landes "mitfiebern".

Am Wochenende hatte ein Zeitungsbericht für Verwirrung gesorgt, wonach die Bundesregierung die Ukraine-Hilfe verringern wolle. Scholz stellte klar, dass sich lediglich die Finanzierungsquellen ändern würden.

Deutschland habe in diesem Jahr mehr als sieben Milliarden Euro und im nächsten Jahr vier Milliarden Euro für die Ukraine-Hilfe eingeplant. Für die langfristige Unterstützung werde die Ukraine, nach einem G7-Beschluss, einen Kredit über rund 50 Milliarden US-Dollar (etwa 45 Milliarden Euro) erhalten. Die Zinsen sollen aus den Erträgen eingefrorener russischer Staatsvermögen finanziert werden. "Das ist technisch komplex, aber politisch geklärt."

Scholz kommentiert ukrainische Offensive nicht

Scholz äußerte sich zurückhaltend zur jüngsten Offensive der Ukraine in der russischen Region Kursk. Die Frage, ob dabei auch von Deutschland gelieferte Waffen eingesetzt wurden, beantwortete er nicht. Die Ukraine habe ihre militärische Operation dort sehr geheim vorbereitet "und ohne Rücksprache, was der Situation auch geschuldet ist".

Die Bundesregierung beobachte die Entwicklung genau. "Das ist eine räumlich sehr begrenzte und wohl auch zeitlich begrenzte Operation", sagte er, obwohl man dies nicht sicher wissen könne. "Aber zum aktuellen Zeitpunkt verbietet sich jede weitere Kommentierung. Das kann man sicher bewerten, wenn die Zeit fortgeschritten ist."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt die Partner wiederholt, den Einsatz westlicher Raketen mit größerer Reichweite auf russischem Gebiet zu erlauben. Derzeit gelten dafür Beschränkungen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hatte kürzlich kritisiert, dass die Ukraine westliche Waffen benutze, um zivile Infrastruktur im Kursker Gebiet zu zerstören. Die Verantwortlichen für das "unmenschliche Vorgehen" würden bestraft.

Erste Auslandsreise nach der Sommerpause

Für die erste Auslandsreise des Kanzlers nach seinem von Koalitionsquerelen überschatteten Sommerurlaub waren nur etwa viereinhalb Stunden angesetzt. Der Kanzler war zwar bereits im Juni vergangenen Jahres zu einem Europa-Gipfel in Moldau. Seine jetzige Reise ist jedoch der erste bilaterale Besuch eines deutschen Regierungschefs seit zwölf Jahren.

Politisch ist Moldau, eines der ärmsten Länder Europas, weiterhin zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespalten. In der abtrünnigen Region Transnistrien, einem schmalen Landstreifen im Osten der Republik, sind seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert.

Moldau wirft Moskau Destabilisierungs- und Desinformationskampagnen vor. Scholz sicherte dem Land Solidarität zu. "Deutschland steht fest an der Seite von Moldau. Wir werden die Republik Moldau nach Kräften unterstützen", sagte er nach Gesprächen mit Staatspräsidentin Maia Sandu und Ministerpräsident Dorin Recean in der Hauptstadt Chisinau. Er versprach dem Land mit seinen 2,6 Millionen Einwohnern auch Unterstützung für den angestrebten EU-Beitritt.

Moldaus Regierung will EU-Beitritt in der Verfassung verankern

Die proeuropäische Regierung Moldaus drängt entschlossen in die Europäische Union. Deutschland hat Moldau seit 2018 bereits mit mehr als 41 Millionen Euro im Sicherheitsbereich unterstützt und ist nach Angaben der Bundesregierung insgesamt der fünftgrößte Geldgeber.

Moldau ist wie die Ukraine seit 2022 EU-Beitrittskandidat. Am 20. Oktober wird gleichzeitig mit der Präsidentenwahl in einem Referendum darüber abgestimmt, ob der EU-Beitritt als Ziel in der Verfassung verankert wird. Damit würde der eingeschlagene Weg Richtung Europa gefestigt. "Moldau möchte Teil dieser europäischen Familie werden; und der Beitrittsprozess ist entscheidend für unsere Zukunft", sagte die proeuropäische Präsidentin Sandu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: Polen interveniert - ein verdächtiges Manöver?
22.05.2025

Ein russisches Schiff der „Schattenflotte“ hat verdächtige Manöver in der Nähe des Verbindungskabels zwischen Polen und Schweden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI statt Ruhestand: Google-Mitgründer Brin kehrt zurück – jetzt wird’s ernst
22.05.2025

Sergey Brin ist zurück – getrieben von der KI-Revolution. Google greift mit neuer Macht an, doch die Fehler der Vergangenheit sitzen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardär Arnault warnt: EU treibt Industrie in den Abgrund
22.05.2025

Bernard Arnault, der reichste Mann Europas, schlägt Alarm: Die EU spiele mit dem Feuer, während Zölle explodieren und ganze Branchen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel bremst Billig-Boom: EU erklärt Temu und Shein den Zoll-Krieg
22.05.2025

Die EU greift zur Zollkeule: Mit einer neuen Pauschalabgabe sollen Temu und Shein ausgebremst werden – doch am Ende zahlen Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien: Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
22.05.2025

Die Immobilienpreise waren zeitweise spürbar gefallen, nun kommt der Markt wieder in Fahrt. Verbraucher und Investoren schließen deutlich...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
22.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Einwanderungsland Deutschland: Jeder vierte Mensch hat einen Migrationshintergrund
22.05.2025

Rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben im vergangenen Jahr in Deutschland gelebt. Das sind vier Prozent mehr als im...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - Alle sechs AfD-Kandidatin scheitern
22.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...