Politik

Pistorius: Bundeswehr schnellstmöglich einsatzbereit machen

Lesezeit: 2 min
29.09.2024 08:20
Verteidigungsminister Boris Pistorius unterstreicht die Notwendigkeit, die Bundeswehr zügig auf zukünftige Bedrohungen vorzubereiten und betont Deutschlands Verantwortung als größter europäischer Nato-Partner.
Pistorius: Bundeswehr schnellstmöglich einsatzbereit machen
Verteidigungsminister Boris Pistorius betont die Dringlichkeit, die Bundeswehr schnell einsatzbereit zu machen (Foto: dpa).
Foto: Boris Roessler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat klargestellt, dass die Ausstattung der Bundeswehr so schnell wie möglich vorangetrieben werden muss. Im Hinblick auf die langfristigen militärischen Ambitionen Russlands, die bis 2029 ihre volle Schlagkraft wiedererlangen könnten, sieht Pistorius die Notwendigkeit, dass Deutschland sich bereits jetzt auf mögliche Bedrohungen einstellt. „Es ist entscheidend, dass wir auf dieses Szenario vorbereitet sind“, betonte er während eines Besuchs beim Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ im nordhessischen Fritzlar.

Pistorius machte zudem deutlich, dass Deutschland als Teil der Nato eng eingebunden sei und die Verantwortung als größter europäischer Partner des Bündnisses ernst nehme. Er verwies auf die gewachsene Allianz durch den Beitritt von Schweden und Finnland. „Wir übernehmen unsere Rolle innerhalb der Nato und müssen der Verantwortung durch eine schnellstmögliche Modernisierung der Bundeswehr gerecht werden“, so der Minister.

Hürden in der Industrie und Bauwirtschaft

Auf die Frage nach den Kosten für diese Modernisierung ging Pistorius nicht ins Detail, wies jedoch darauf hin, dass selbst bei einer erheblichen Aufstockung der finanziellen Mittel nicht alle Prozesse beschleunigt werden könnten. „Die Industrie und Bauwirtschaft müssen in der Lage sein, die Aufträge abzuarbeiten“, erklärte er. Dennoch betonte er die Notwendigkeit, angemessene finanzielle Mittel bereitzustellen.

Ein Bericht des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hatte kürzlich aufgezeigt, dass die Modernisierung der Bundeswehr schleppend vorangehe. Dem Bericht zufolge könnte es Jahre dauern, bis die Bestände an Militärgerät wieder das Niveau von 2004 erreichen – bei Kampfjets könnte dies etwa 15 Jahre und bei Kampfpanzern sogar rund 40 Jahre dauern. Besonders besorgniserregend sei die Lage bei Haubitzen, wo eine Rückkehr auf das frühere Niveau erst im Jahr 2121 möglich wäre.

Pistorius weist Kritik zurück

Verteidigungsminister Pistorius wies diese Kritik zurück. Der IfW-Bericht sei plakativ und berücksichtige nicht die tatsächlichen militärischen Entwicklungen. So seien einige der angesprochenen Systeme, wie das Phantom-Kampfflugzeug, bereits 2004 veraltet gewesen. „Heute reden wir über hochmoderne Eurofighter und die Einführung der F-35, die demnächst geliefert werden. Ein direkter Vergleich ist daher nicht sinnvoll“, so Pistorius.

Zudem betonte er, dass die Bundeswehr von heute mit etwa 180.000 Soldaten nicht mit der 500.000 Mann starken Armee des Kalten Krieges vergleichbar sei. Er räumte jedoch ein, dass die Studie wichtige Hinweise liefere.

Langfristige Planung notwendig

Pistorius stellte klar, dass die Geschwindigkeit der Beschaffung nur im Rahmen langfristig gesicherter finanzieller Mittel gesteigert werden könne. Es sei entscheidend, dass sowohl die Industrie als auch die Bundeswehr über verlässliche Budgets und Verträge verfügten, um eine stabile Lieferkette sicherzustellen. „Die Herausforderung besteht darin, langfristige Planungen zu ermöglichen, sodass in einem angemessenen Tempo nachgerüstet werden kann“, erklärte er.

Während seines Besuchs in Fritzlar führte Pistorius Gespräche mit Soldatinnen, Soldaten und zivilen Mitarbeitenden des Kampfhubschrauberregiments 36, dem einzigen fliegenden Kampfverband der Bundeswehr, der mit Tiger-Kampfhubschraubern ausgestattet ist. Das Regiment umfasst rund 1.200 Dienstposten und war in verschiedenen Auslandseinsätzen aktiv, unter anderem in Afghanistan und Mali.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Nato-Ziele: Trump und der mögliche Nato-Kurswechsel in der Ukraine
04.12.2024

Könnte Donald Trump ein Ende des Ukraine-Kriegs herbeiführen? Der Nato-Generalsekretär warnt vor Friedensverhandlungen, die unter Druck...

DWN
Finanzen
Finanzen Ist bei VW, BMW und Mercedes der Lack ab? Deutsche Auto-Aktien im Sinkflug – was das für Anleger bedeutet
04.12.2024

Deutsche Autobauer stehen unter Druck: VW streicht Stellen, BMW ruft Modelle zurück, Opel kämpft mit der Konkurrenz im eigenen Konzern...

DWN
Politik
Politik Bitcoin im Wahlprogramm der AfD: Wie die politische Debatte Deutschland erreicht
03.12.2024

Bundestagswahl 2025: Die Kryptowährung Bitcoin glänzt mit Rekordwerten. Grund genug für die Alternative für Deutschland (AfD), mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Haftbefehl gegen René Benko: Italienische Justiz erlässt Haftbefehl gegen Signa-Gründer
03.12.2024

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Neues DAX-Allzeithoch bei über 20.000 Punkten - drohen nun Gewinnmitnahmen?
03.12.2024

Steil bergauf geht es für den DAX aktuell: Nach dem DAX-Allzeithoch am Montag kletterte der deutsche Leitindex am Dienstag über die Marke...

DWN
Politik
Politik Rot-Grün strebt Entlastung bei Stromkosten an - Mehrheitsfindung im Fokus
03.12.2024

Die rot-grüne Minderheitsregierung plant eine Entlastung bei Stromkosten für Unternehmen. Das Bundeskabinett hat in einem Umlaufverfahren...

DWN
Politik
Politik Kriegsrecht: Südkoreas Präsident erklärt Ausnahmezustand – was das genau heißt
03.12.2024

In einer überraschenden Ansprache hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live übertragenen Rede...

DWN
Politik
Politik Warum sich Ungarn „Viktor Donald Scholz“ wünscht - und eine Zeitmaschine
03.12.2024

Ungarn hat im Sommer die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – ist jedoch ausgegrenzt und weitgehend isoliert. Nicht erst seit dem...