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Unternehmer-Initiative: Deutschland schmiert ab, wir müssen handeln!

Deutschlands Unternehmer haben die Nase voll, vom Stillstand, vom Niedergang. Sie wollen von der Politik nicht noch tiefer in die Krise geführt werden. Unternehmerin Sarna Röser und Unternehmer Josef Brunner haben die Initiative „Unternehmer in Bewegung“ ins Leben gerufen – mit dem Ziel, die dringenden Themen der deutschen Wirtschaft in den Bundestag zu bringen. Für sie ist klar: „Die Stimme der Mehrheit wird politisch ignoriert. Die Folgen für den Wirtschaftsstandort sind fatal!“
27.09.2024 17:00
Lesezeit: 3 min
Unternehmer-Initiative: Deutschland schmiert ab, wir müssen handeln!
Techwunderkind Josef Brunner (r.) bei der Preisverleihung des „Success for Future Award“. Sein viertes Unternehmen (JouleX) hat er für 83 Millionen Euro verkauft! (Foto: dpa) Foto: Lennart Preiss

Deutschland scheint auf dem absteigenden Ast. Das Bruttosozialprodukt sinkt. Die Energiepreise und die Zahl der Insolvenzen steigen. Die Missverständnisse und die Lautstärke nehmen zu. Die Zuversicht nimmt ab. Zwei führende Wirtschaftsköpfe möchten es etwas ändern: Unternehmerin Sarna Röser (37) und Unternehmer Josef Brunner (42) haben die Initiative „Unternehmer in Bewegung“ (UiB) gegründet. Sie möchten die zentralen Herausforderungen des deutschen Mittelstands angehen und den öffentlichen Diskurs positiv verändern. Die Aktion soll der deutschen Wirtschaftspolitik zu neuen Schwung verhelfen.

Zwei prominente Köpfe

Sarna Röser (37) ist Familienunternehmerin und „Höhle der Löwen“-Investorin. Ihre Familie führt das Beton-Unternehmen Karl Röser & Sohn seit 1923. Als ehemalige Bundesvorsitzende der „Jungen Unternehmer“ sowie als Autorin und Aufsichtsrätin, unter anderem bei Fielmann, kritisiert sie die derzeitige Lage der deutschen Wirtschaft scharf. „Wir können nicht länger zusehen, wie unser Wirtschaftsstandort ins Straucheln gerät. Jetzt ist die Zeit, zu handeln.“

Josef Brunner (42) gründete mit 16 sein erstes Unternehmen. Sein viertes Unternehmen (JouleX) hat er für 83 Millionen Euro verkauft, das danach für 300 Mio. Dollar. Er ist erfolgreicher Multi-Unternehmer und Investor. Er hebt hervor: „Wir müssen den Fokus wieder auf die Bedeutung des Mittelstands legen, der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstellt. Erfolgreiche Unternehmen sind nicht nur große Konzerne, sondern auch die kleinen Betriebe, die täglich einen wichtigen Beitrag leisten“, sagte Brunner kürzlich in einem Interview mit der BILD Zeitung.

Machen statt Meckern

Ihr Ziel: die dringenden Themen der deutschen Wirtschaft auf den Tisch bringen. Denn für Röser ist klar: „Die Stimme der Mehrheit wird politisch ignoriert. Die Folgen sehen wir täglich. Deutschland schmiert ab. In weltweiten Rankings fallen wir zurück. Unsere Unternehmen gehen bankrott oder wandern ab. Unsere Gesellschaft spaltet sich.“

Was die Initiatoren bis Bundestagswahl 2025 erreichen möchten:

Verändern wir den gesellschaftlichen und medialen Dialog. Durch positive Statements beeinflussen wir die Schwerpunktthemen des öffentlichen Diskurses. Wir verschieben den Fokus zurück auf die wirklich wichtigen Themen, die unser Land voranbringen.

Werden Hidden Champions zu Champions. Die Sichtbarkeit von Familienunternehmen durch unsere Kampagne sorgt dafür, dass die Leistung von Unternehmer und ihren Mitarbeitenden stärker gewürdigt wird.

Erzeugen wir Aufbruchsstimmung. Mitarbeitende, Partner und Konsumenten erhalten positive, zukunftsgerichtete Signale, die zeigen, was in diesem Land schon alles getan wird und was möglich ist. Wir setzen etwas in Bewegung.

Unternehmer sehen drei Großbaustellen

Wie die BILD berichtete, sind das für beide die drei größten Baustellen der deutschen Wirtschaft:

1. „Das Rückgrat unserer Wirtschaft steht verloren in der Ecke

Damit meint Sarna Röser den Mittelstand. Sie warnt: „Die aktuelle Politik ist unternehmerfeindlich. Mit Investitionshemmnissen und wachsenden Steuerlasten baut sie unserem Mittelstand rücksichtslos immer mehr Hürden. Wir sollten Erfolg von Unternehmen nicht nur am DAX ablesen, sondern lieber auch mal beim Friseur um die Ecke. Dann versteht man, wie es um Unternehmen steht.“

2. „Massive Fehlentscheidungen der Politik“

Für Josef Brunner ist klar: „Die Politik hat den Knall nicht gehört!“ Konkretes Beispiel? Röser: „Die Bürokratie wird immer massiver und stellt die Unternehmen vor schier unlösbare Aufgaben. Wir ersticken an den Rahmenbedingungen, an der massiven Steuerlast, am Arbeitskräftemangel. Die den Laden am Laufen halten, fühlen sich von der Politik hintergangen.“

3. „Viele Menschen fühlen sich im Stich gelassen“

Sarna Röser: „Wir haben eine Vollkasko-Mentalität. Aber uns muss klar werden: Wir können nicht die ganze Welt retten.“ Der Sozialstaat sei zu aufgeblasen. „Wir brauchen eine Politik mit Vernunft und gesundem Menschenverstand. Da geht es nicht darum, welche Parteifarbe man innehat.“

Der Traum der beiden Initiatoren: Bis zur Bundestagswahl 2025 flächendeckend in Deutschland Unternehmen gewinnen.

Zielbild für Deutschland

Damit es in Deutschland wieder bergauf geht, fordert die Initiative ein klares Zielbild für Deutschland als Nation und Wirtschaftsstandort.

Sind die Ziele der Initiative erreicht, wolle man sich sofort auflösen. Sarna Röser: „Wir machen eine ganz klare Analyse nach der Bundestagswahl 2025. Was haben wir erreicht? Braucht es uns noch? Oder – und das wäre natürlich der Glücksfall – wir haben es geschafft, die Tonalität zu ändern, ein Zielbild für Deutschland zu entwickeln und unseren Standort wieder attraktiv zu machen und dass sich die Mehrheit in der Politik wieder vertreten fühlt.“

Ihr Slogan: „Wir sind keine Partei und kein Verband. Wir wollen nicht gewählt werden. Wir denken nicht in Wahlperioden, sondern in Generationen. Darum blicken wir anders auf die Themen, die Diskussionen und unser Land. Dafür setzen wir uns in Bewegung. Alle. Die großen und die kleinen Unternehmen. Die Jungen und die Etablierten. Je mehr, desto wirkungsvoller können wir uns einbringen, um die Themen und die Tonalität zum Positiven zu verändern.“

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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