Unternehmen

Tarifstreit: Harte Verhandlungen bei Bund und Kommunen kündigen sich an - Beamte wollen mehr Geld

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen steuern auf harte Tarifverhandlungen zu. Die Vorstellungen über Lohnerhöhungen liegen bei beiden Seiten weit auseinander. Verdi fordert Entlastung und mehr Geld für 2,5 Millionen Tarifbeschäftigte – trotz angespannter Haushaltslage und klammer Kassen.
10.10.2024 07:27
Aktualisiert: 10.10.2024 08:00
Lesezeit: 2 min
Tarifstreit: Harte Verhandlungen bei Bund und Kommunen kündigen sich an - Beamte wollen mehr Geld
Verhandelt wird für rund 2,5 Millionen Tarifbeschäftigte, der überwiegende Teil von ihnen arbeitet in den Kommunen. Der aktuelle Tarifvertrag läuft nach zwei Jahren zum Jahresende aus. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Wie viel Gehalt bekommen die Mitarbeiter vieler deutscher Behörden in den kommenden Jahren? Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen steuern auf schwierige Tarifverhandlungen zu. Die Vorstellungen über Lohnerhöhungen liegen nach ersten Äußerungen beider Seiten weit auseinander. Die beiden Gewerkschaften Verdi und dbb wollen an diesem Mittwoch ihren Forderungskatalog vorstellen.

„Wir müssen in der Personalgewinnung deutlich attraktiver werden“, sagte der Bundesvorsitzende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, vor Beschlüssen der Tarifkommissionen von Verdi und dbb zu der Tarifrunde, die Ende Januar beginnt.

Verhandelt wird für rund 2,5 Millionen Tarifbeschäftigte, der überwiegende Teil von ihnen arbeitet in den Kommunen. Der aktuelle Tarifvertrag läuft nach zwei Jahren zum Jahresende aus. Für die Beschäftigten der Länder wird separat verhandelt.

Arbeitgeber-Unterhändlerin bringt zwei Prozent plus ins Spiel

Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge, hatte im „Tagesspiegel“ mit Blick auf Lohnsteigerungen gesagt: „Die Inflation wird bei rund zwei Prozent liegen, das ist eine Orientierungsgröße, die auf dem Tisch liegt.“ Sie verwies auch auf die angespannten kommunalen Haushalte. Die VKA verhandelt gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium für die Arbeitgeberseite.

Der dbb-Vorsitzende Silberbach hält nichts von der Größenordnung, die die Arbeitgeber im Sinn haben. „Mit den von Frau Welge vorgeschlagenen 2 Prozent Einkommenssteigerung kann man das vergessen“, erklärte er mit Blick auf die von ihm geforderte Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes. „Darauf werden die Gewerkschaften sich auf keinen Fall einlassen. Unsere Forderung wird viel höher sein.“ Das könne er auch vor den Sitzungen der zuständigen Gremien an diesem Mittwoch bereits sagen.

Verdi-Chef Frank Werneke sagte, es gehe in allen bevorstehenden Tarifrunden darum, die Kaufkraft und damit die Binnennachfrage zu stärken. „Das gilt insbesondere für den öffentlichen Dienst. Das ist wesentlich für das Wirtschaftswachstum in Deutschland.“ Man fordere zudem einen Ausgleich für die besonderen Belastungen in vielen Berufen des öffentlichen Dienstes.

Verdi setzt auf Entlastungen

Werneke hatte im Mai angekündigt, seine Gewerkschaft wolle neben höheren Einkommen vor allem Entlastungen für die Beschäftigten erreichen. Viele Beschäftigte wünschten sich gesicherte freie Zeit, um ihre Belastungen im Job zu senken, sowie höhere Zuschläge bei Schichtarbeit.

Nach Angaben von Welge fehlt es für eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit zumindest bei Erzieherinnen und Erziehern etwa in Kitas an Personal. Zugleich machte sie deutlich: „Bei flexiblen Arbeitszeiten gehen wir mit. Viele Beschäftigte können die Arbeitszeit frei wählen und reduzieren. Was uns fehlt, ist die Möglichkeit, auch mehr arbeiten zu können.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasimporte aus Russland: EU-Kommission plant komplettes Aus – welche Folgen das hat
18.06.2025

Russisches Gas fließt trotz Sanktionen weiterhin nach Europa – doch die EU-Kommission will das ändern. Ab 2028 sollen Gasimporte aus...

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...

DWN
Politik
Politik Kriegswaffe Hunger? Israel greift erneut Menge bei Gaza-Hilfszentrum an
17.06.2025

Das israelische Militär hat erneut wartende Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Slowenien verliert Glanz: Deutsche Firmen zweifeln am Standort
17.06.2025

Deutschlands Wirtschaft verliert das Vertrauen in Slowenien: Hohe Kosten, politische Unsicherheit und Reformstau treiben Firmen in Richtung...

DWN
Technologie
Technologie Starlink gegen den Rest der Welt: Wem gehört der Orbit?
17.06.2025

Während Elon Musk mit Starlink das All kolonisiert, stolpern Amazon, China und Europa hinterher. Geht es im neuen Weltraumrennen wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
17.06.2025

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aus Alt wird Auto: EU will Rohstoffe besser nutzen- Mehr Recycling im Auto
17.06.2025

Autos bestehen aus wertvollen Rohstoffen – und viele davon lassen sich wiederverwenden. Damit in Europa künftig mehr Recyclingmaterial...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor dem Absturz? Citi warnt vor Ende der Rekordrally
17.06.2025

Der Goldpreis steht auf wackligen Füßen: Nach einem Höhenflug von über 30 % warnt Citigroup vor dem Absturz – kommt jetzt der...