Politik

Mietpreisbremse: Bundesregierung strebt Anpassungen an

Lesezeit: 3 min
26.10.2024 13:18
Die Bundesregierung plant eine Verlängerung der Mietpreisbremse bis Ende 2028, doch nicht alle Koalitionspartner sind zufrieden. Während die SPD eine Verschärfung fordert, warnen die Liberalen vor den Folgen für den Wohnungsbau. Der Artikel beleuchtet die aktuellen Entwicklungen und die Herausforderungen für Mieter und Vermieter.
Mietpreisbremse: Bundesregierung strebt Anpassungen an
Die Mietpreisbremse stellt sicher, dass Vermieter bei neuen Verträgen keine überhöhten Preise verlangen dürfen. (Foto: dpa)
Foto: Julian Stratenschulte

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wer in den nächsten vier Jahren in ein gefragtes Wohngebiet zieht, kann weiterhin auf die Mietpreisbremse setzen. Diese Regelung sorgt dafür, dass Vermieter bei neuen Verträgen nicht übermäßig hohe Preise verlangen dürfen. Während sie in einigen Regionen schon Mitte 2025 auslaufen sollte, plant Justizminister Marco Buschmann (FDP) eine Verlängerung bis Ende 2028.

In der Ampel-Koalition löst dies nicht überall Begeisterung aus, denn im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP eine Verlängerung "bis zum Jahre 2029" beschlossen. Die baupolitischen Sprecherinnen der Grünen, Christina-Johanne Schröder und Julia Verlinden, drängten sofort auf die Einhaltung des Vertrags. Allerdings bleibt nicht viel Zeit, um im Bundestag noch Änderungen durchzusetzen. Auch andere Koalitionsversprechen zum Schutz von Mietern sind noch offen.

Die Mietpreisbremse im Detail

Die Mietpreisbremse gilt seit 2015 und setzt Grenzen für Mietpreise bei neuen Verträgen. Vermieter dürfen in Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten im Grundsatz maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete verlangen. Welche Regionen betroffen sind, entscheidet die jeweilige Landesregierung.

Es gibt jedoch einige Ausnahmen und Schlupflöcher, die der Deutsche Mieterbund wiederholt kritisiert hat. So ist die Regelung nicht auf Wohnungen anwendbar, die nach dem 1. Oktober 2014 erstmals genutzt und vermietet wurden. Mit der Zeit fallen daher immer mehr Neubauten unter diese Ausnahme. Auch die erste Vermietung nach einer umfassenden Modernisierung bleibt außen vor. Wenn der Vormieter bereits einen höheren Betrag zahlen musste als laut Mietpreisbremse erlaubt, darf der Vermieter vom neuen Mieter ebenfalls denselben Betrag verlangen. Bei möblierten Wohnungen gilt die Bremse zwar grundsätzlich, jedoch können Vermieter einen Zuschlag erheben.

Wirkung der Mietpreisbremse

Die Begrenzung habe den Anstieg der Mieten in den betroffenen Regionen "zumindest moderat verlangsamt", teilt das Justizministerium mit. Eine Anfang 2019 veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag des Ministeriums bescheinigt der Mietpreisbremse eine messbare Wirkung. Der Effekt liege jedoch nur zwischen zwei und vier Prozent. In Zahlen ausgedrückt: Wer heute 1000 Euro Miete zahlt, müsste ohne Mietpreisbremse 1020 bis 1040 Euro monatlich bezahlen. Allerdings hielten sich damals nicht alle Vermieter an die Preisbremse, und Mieter klagten nicht unbedingt.

Änderungen in Aussicht

Buschmann plant, höhere Hürden zu schaffen: Wenn die Mietpreisbremse in einem bestimmten Gebiet wiederholt Anwendung finden soll, müssen neue Anforderungen für die Begründung gelten. So müsste das Land beispielsweise darlegen, was unternommen wurde, um den Mietmarkt in der Region zu entspannen. Dies soll sicherstellen, dass die Verlängerung einer verfassungsgerichtlichen Kontrolle standhält, wurde aus dem Justizministerium verlautbart.

Weitere Maßnahmen für Mieter

Die Verlängerung der Mietpreisbremse kommt deutlich später als von manchen in der Ampel-Koalition erwartet. Erst brauchte Buschmann lange, um das Thema anzugehen. Dann warf er der SPD vor, die Verlängerung mit Nachforderungen hinauszuzögern.

Die Sozialdemokraten wollten die Bremse gern noch verschärfen. SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese erklärte: "Im parlamentarischen Verfahren werden wir nun darauf drängen, dass auch die Schlupflöcher bei möbliertem und befristetem Wohnen geschlossen werden." Die Ausnahme von Neubauten müsse zeitlich angepasst werden. Dies ist im Ministeriumsentwurf nicht vorgesehen.

Im Koalitionsvertrag sind auch strengere Regeln für bereits bestehende Mietverträge vereinbart, von denen also Mieter profitieren, die schon länger in ihrer Wohnung leben. So sollten Mieterhöhungen von über elf Prozent verboten werden, wenn Wohnraum knapp ist, betonte Verlinden. Auch Wiese forderte Buschmann auf, die im Koalitionsvertrag festgelegten Punkte umzusetzen.

Die FDP hingegen bremst: Seit dem Abschluss des Koalitionsvertrags hätten sich die Rahmenbedingungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft drastisch verschlechtert, hieß es aus Buschmanns Ministerium. "Weitere Verschärfungen des sozialen Mietrechts könnten den Neubau von Wohnungen möglicherweise noch unattraktiver machen." Daher müsse kritisch geprüft werden, ob die im Koalitionsvertrag vorgesehenen Maßnahmen noch sinnvoll sind.

Politische Verknüpfungen zur Mietpreisbremse

Der Fortschritt bei der Mietpreisbremse war intern nur aufgrund einer parallelen Einigung über ein ganz anderes Thema möglich: den lange umstrittenen Umgang mit Kommunikationsdaten zu Ermittlungszwecken. Buschmann brachte auch hierzu einen Entwurf auf den Weg, über den zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Vorgesehen ist keine Vorratsdatenspeicherung, sondern das sogenannte "Quick-Freeze-Verfahren". Dabei werden Verbindungsdaten wie IP-Adressen und an Anrufen beteiligte Telefonnummern erst dann gespeichert, wenn der Verdacht auf eine Straftat erheblicher Bedeutung - etwa Mord oder Totschlag - besteht.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...