Wirtschaft

Trübe Aussichten: Direktinvestitionen laut Bundesbank sind geradezu eingebrochen

Ausländische Direktinvestitionen sind wichtig für den Standort. Bundesbank-Daten zeigen, dass in den vergangenen Jahren weniger Geld nach Deutschland floss. Ein Grund: die gestiegenen Energiepreise.
22.10.2024 16:55
Lesezeit: 1 min
Trübe Aussichten: Direktinvestitionen laut Bundesbank sind geradezu eingebrochen
Trübe Aussichten: Christian Lindner ( FDP), Bundesminister der Finanzen, zusammen mit Joachim Nagel (l), Präsident der Deutschen Bundesbank. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Die Direktinvestitionen nach Deutschland sind einer Analyse der Bundesbank zufolge eingebrochen. Im Wettbewerb um ausländische Direktinvestitionen habe die Bundesrepublik im Vergleich zu europäischen Industrienationen wie Frankreich oder Spanien an Boden verloren, heißt es in einem Fachaufsatz, der vorab aus dem Monatsbericht der Bundesbank veröffentlicht wurde.

„Zusätzliches Beteiligungskapital aus anderen Ländern des Euroraums wurde seit Ende 2021 per saldo kaum noch bereitgestellt“, schrieben die Autoren. Die Zuflüsse aus Drittländern seien immer noch positiv, „haben sich aber im Vergleich zu den Jahren zwischen Ende 2019 und Ende 2021 signifikant abgeflacht.“ Investierten ausländische Unternehmen 2020 und 2021 zusammen knapp über 100 Milliarden Euro Beteiligungskapital in Deutschland, flossen demnach anschließend bis Mitte 2024 nur noch 62 Milliarden Euro an Beteiligungskapital. Ausländische Direktinvestitionen sind wichtig für den Standort: Investieren Unternehmen Geld in Deutschland, sichern sie Arbeitsplätze und Wohlstand.

Bundesbank: Keine gänzliche Abkehr internationaler Investoren

„Tatsächlich lässt sich 2022 ein statistisch signifikanter Strukturbruch feststellen, der zu einem deutlich niedrigeren Aufkommen von Direktinvestitionen in Deutschland führte“, schrieb die Bundesbank. Zugleich betonte sie: „Eine gänzliche Abkehr internationaler Investoren von Deutschland kann aus den vorliegenden Zahlen nicht abgelesen werden.“

Während Direktinvestoren aus den USA und den Niederlanden «sowohl vor als auch nach diesem Strukturbruch» eine zentrale Rolle spielten, seien die Mittelzuflüsse aus dem Vereinigten Königreich in den vergangenen zweieinhalb Jahren spürbar gesunken. Dabei dürfte laut Bundesbank auch der Brexit im Januar 2020 eine Rolle gespielt haben.

Deutschland im internationalen Standortwettbewerb

Gründe für die gesunkenen Direktinvestitionszuflüsse nach Deutschland ließen sich „noch nicht mit Gewissheit“ identifizieren, hieß es. „Allerdings könnten – wie bei den deutschen Direktinvestitionen im Ausland – hohe Energiepreise hierzulande eine Rolle spielen.“

Von Bedeutung sei sicher auch der intensive Standortwettbewerb um ausländische Investitionen. „Hier müssen Deutschland und Europa in den kommenden Jahren beweisen, dass sie international weiterhin wettbewerbsfähig und in der Lage sind, ausländisches Kapital anzuziehen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
21.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Jugendstudie: Junge Generation optimistischer, dennoch wird Deutschland "auf dem absteigenden Ast" wahrgenommen
21.05.2025

Deutschland werde von jungen Menschen derzeit eher als Gesellschaft „auf dem absteigenden Ast“ wahrgenommen, schreiben die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bayer-Aktie: Soll Monsanto pleitegehen?
21.05.2025

Seit vielen Jahren schon kämpft die Bayer AG mit Milliardenklagen gegen die Tochterfirma Monsanto und deren Unkraut-Vernichter Glyphosat....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...