Besteht die Chance, dass Kamala Harris als erste Frau in die US-Präsidentschaft einzieht, oder wird Donald Trump zurückkehren? Den Umfragen zufolge bleibt das Rennen um die US-Präsidentschaftswahl 2024 so knapp wie lange nicht mehr.
Die 60-jährige Demokratin Harris kandidiert mit Tim Walz, dem Gouverneur von Minnesota, als Vize. Der 78-jährige Republikaner Trump hat sich hingegen J.D. Vance, einen jungen Senator aus Ohio, als Stellvertreter ausgesucht.
Vor vier Jahren gaben etwa 155 Millionen US-Bürger ihre Stimme ab, davon 81 Millionen für Joe Biden – eine Rekordzahl. Entscheidender waren jedoch rund 43.000 Wähler in drei Bundesstaaten. Das liegt am besonderen Wahlsystem. Hier die zentralen Fragen und Antworten.
Wer wird bei der US-Präsidentschaftswahl gewählt?
Am 5. November entscheiden die Amerikaner, wer ab Januar die nächsten vier Jahre die US-Präsidentschaft übernehmen wird. Zeitgleich zur Präsidentschaftswahl werden weitere Entscheidungen getroffen. Insbesondere die Besetzung des Kongresses, bestehend aus Senat und Repräsentantenhaus, spielt eine Schlüsselrolle. Von den 100 Sitzen im Senat wird ein Drittel neu besetzt, die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Die 435 Sitze des Repräsentantenhauses stehen alle zwei Jahre zur Wahl. Zudem entscheiden die Wähler in einzelnen Bundesstaaten über Gouverneure, Parlamente, städtische Gremien, Volksabstimmungen und viele weitere Ämter, etwa zu Fragen wie dem Verbot von Pelzen in Denver oder der Einführung einer neuen Flagge in Maine.
Warum wählen die Amerikaner im November und immer an einem Dienstag?
Dies hat historische Gründe: Früher sollte die Wahl nach der Ernte, aber nicht an einem Sonntag stattfinden, sodass die Wahl auf einen Dienstag im November gelegt wurde. 1845 legte der Kongress fest, dass der Wahltag auf den "Dienstag nach dem ersten Montag im November" fällt.
Wer darf in den USA wählen?
In den USA dürfen grundsätzlich alle Bürger ab 18 Jahren ihre Stimme abgeben, was 2020 rund 232 Millionen Menschen betraf. Da es keine Meldepflicht gibt, müssen sich Wähler in ein Register eintragen und dabei eine Parteipräferenz angeben – als "Demokrat", "Republikaner" oder "Unabhängiger". Diese Registrierung gilt primär für die Teilnahme an den parteiinternen Vorwahlen.
Etwa fünf Millionen US-Bürger sind vom Wahlrecht ausgeschlossen, weil sie inhaftiert sind oder waren. Diese Einschränkung trifft häufig Afroamerikaner, die tendenziell demokratisch wählen. Republikaner wehren sich daher oft gegen Wahlrechtsänderungen zugunsten ehemaliger Häftlinge.
Da die US-Präsidentschaftswahl mit Registrierungspflicht verbunden ist, schwankt die Zahl der Wahlberechtigten. Bei der Wahl 2020 gaben laut US-Statistik 155 Millionen Amerikaner ihre Stimme ab, was einer Rekord-Wahlbeteiligung von rund 66,8 Prozent entspricht.
Wie wird der US-Präsident genau gewählt? Was sind Wahlleute?
In den USA entscheiden Wähler nicht direkt über die US-Präsidentschaft, sondern wählen Wahlleute ihres Bundesstaates. Diese Delegierten stimmen im Dezember über den Präsidenten ab. Üblicherweise erhält der Sieger eines Bundesstaates alle Wahlleute dieses Bundesstaates – Ausnahmen sind Maine und Nebraska, wo die Wahlleute teils gesplittet werden.
Was sind "Swing States" oder "Battleground States"?
In den USA gibt es wie in vielen Ländern große geografische Unterschiede im Wahlverhalten. Wähler an der Ost- und Westküste neigen zu den Demokraten, während in ländlichen Gegenden eher Republikaner dominieren.
Der Wahlkampf konzentriert sich auf sieben "Swing States" oder "Battleground States": Michigan, Pennsylvania, Wisconsin, Nevada, Arizona, Georgia und North Carolina. In diesen entscheiden oft wenige Stimmen die US-Präsidentschaftswahl, und aktuell liegen die beiden Kandidaten in diesen Staaten in Umfragen nur wenige Prozentpunkte auseinander.
Wann gibt es erste Hochrechnungen?
In den USA schließen Wahllokale aufgrund der Zeitzonen schrittweise, beginnend im Osten und endend in Hawaii. Anders als in Deutschland gibt es keine Hochrechnung bei Wahlschluss. Dennoch rufen große Fernsehsender bei eindeutigen Ergebnissen Gewinner aus, was als zuverlässig gilt. Die Sender betreiben eigene Teams aus erfahrenen Analytikern, um das Wahlergebnis zu prognostizieren.
Wie lange dauert die Auszählung? Wann steht der Gewinner fest?
Viele Beobachter gehen davon aus, dass es am Dienstagabend noch keinen US-Präsidentschaftswahl-Sieger gibt. 2020 wurde Joe Biden erst am Samstagmorgen nach der Wahl zum Sieger erklärt. Unterschiede bestehen in den Auszählungsmodalitäten je nach Bundesstaat – teils per Computer, teils per Hand, mit möglicher Nachzählung bei knappen Ergebnissen.
Wer hat die besseren Chancen auf die US-Präsidentschaft?
Das Rennen um die US-Präsidentschaftswahl bleibt knapp. Kamala Harris hat landesweit einen minimalen Vorsprung, während Donald Trump in den entscheidenden Swing States aufgeholt hat.
Wie verlässlich sind US-Wahlumfragen?
US-Wahlumfragen sind im Vergleich zuverlässiger als häufig vermutet, aber die genaue Zusammensetzung der Wählerschaft bleibt schwer vorherzusagen. Bei der Wahl 2020 stellte sich heraus, dass 20 Prozent der Wähler vier Jahre zuvor nicht gewählt hatten.
Trump wurde 2016 und 2020 unterschätzt, aber die Demokraten schnitten bei Zwischen- und Sonderwahlen seit 2022 besser ab. Das liegt teils an der Aufhebung des Rechts auf Abtreibung. Die Frage bleibt, ob sich die Serie bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 fortsetzt.
Wird Trump die US-Präsidentschaftswahl anerkennen?
Sollte Harris gewinnen, besteht die Sorge, dass Trump erneut das Wahlergebnis anfechten könnte. In vielen Staaten werden zunächst am Wahltag abgegebene Stimmen ausgezählt, während die Briefwahlstimmen erst später hinzukommen. Trump erklärte sich daher 2020 noch in der Wahlnacht zum Sieger. Experten erwarten, dass er auch 2024 dieses Vorgehen wiederholt.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Nach der Auszählung und möglichen Nachzählungen treten die Wahlleute am 17. Dezember in Washington zur Abstimmung zusammen. Das Ergebnis wird im Januar im Senat unter der Leitung des Vizepräsidenten endgültig zertifiziert. Anfang Januar 2025 wird Harris, die dann amtierende Vizepräsidentin, den Vorsitz führen – ein Ereignis, das nach der letzten US-Präsidentschaftswahl 2021 zu Tumulten geführt hatte, als Demonstranten ins Kapitol eindrangen, um die Bestätigung von Trumps Wahlniederlage zu verhindern.