Unternehmen

Arbeitsunfähigkeit: DGB gegen Teilzeit-Krankschreibungen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund lehnt Überlegungen zu sogenannten „Teilzeit-Krankschreibungen“ für nur einige Stunden am Tag ab. Sollte auch in Zeiten des digitalen Arbeitens mehr Flexibilität möglich sein, wenn Beschäftigte sich krankmelden?
31.10.2024 14:37
Lesezeit: 1 min
Arbeitsunfähigkeit: DGB gegen Teilzeit-Krankschreibungen
Teilzeit-Krankschreibungen: Sollte man dosiert von zu Hause arbeiten, wenn man krank ist? (Foto: dpa) Foto: Hannes P Albert

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt Überlegungen zu „Teilzeit-Krankschreibungen“ für einige Stunden am Tag ab. Die Idee sei „schlicht absurd“, sagte Vorstandsmitglied Anja Piel der DPA. „Wer krank und arbeitsunfähig ist, soll sich vollständig auskurieren. Ansonsten steigt das Risiko, länger und ernsthafter zu erkranken.“ Schon heute gingen viel zu viele krank zur Arbeit oder arbeiteten krank im Homeoffice. „Sie gefährden damit sich und andere und setzen auf Dauer ihre Gesundheit und Erwerbsfähigkeit aufs Spiel.“

DGB: „Teilzeit-Krankschreibungen sind absurd.“

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hatte sich angesichts des Wandels der Arbeitswelt und der Digitalisierung offen für „eine praktikable Form von Teilzeit-Krankschreibung für einige Stunden täglich“ gezeigt. Dies könnte den neuen Möglichkeiten Rechnung tragen und für mehr Flexibilität sorgen, sagte der Chef der Bundesärztekammer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. So solle etwa bei Bagatellinfekten der direkte Kontakt mit Kollegen im Büro vermieden werden. „In solchen Fällen bietet das Arbeiten im Homeoffice aber unter Umständen die Möglichkeit, im begrenzten Umfang berufliche Aufgaben wahrzunehmen und sich dennoch zu erholen.“

Belegschaften mit längeren Krankheitszeiten

DGB-Vorstand Piel mahnte, auch der demografische Faktor müsse bedacht sein. „Älter werdende Belegschaften mit mehr Beschäftigten, die später in Rente gehen, haben im Vergleich zu jüngeren Belegschaften absehbar längere Krankheitszeiten.“ Die richtige Antwort darauf seien mehr betriebliche Gesundheitsvorsorge, altersgerechte Arbeitsplätze und gute Reha-Maßnahmen, damit Krankheiten sich nicht weiter verschlechterten oder gar chronisch würden. „Kluge Arbeitgeber haben das längst begriffen und die Weichen dafür gestellt.“

Auch der Sozialverband Deutschland äußerte sich ablehnend zu Teilzeit-Krankschreibungen, die keine ausreichende Möglichkeit zur Erholung böten. „Wir befürchten, dass die Durchsetzung der verkürzten Arbeitszeit bei den Arbeitnehmern liegen würde und dies erkrankte Personen unnötig unter Druck setzt“, sagte die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Unklar seien auch Auswirkungen auf Regelungen zur Lohnfortzahlung. Natürlich sei der Vorteil von Homeoffice, dass man bei leichten Infektionen und Schreibtischtätigkeiten von zu Hause arbeiten könne. Man sollte Homeoffice-Arbeit aber nicht gemäß dem Motto diskreditieren, dort könne man auch krank oder halb krank arbeiten. „Das ist eben nicht so.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

 

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...