Während die Ampelkoalition mit separaten Wirtschaftsgipfeln versucht, den Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft zu stoppen, legt die DIHK eine katastrophale Konjunkturumfrage vor: Der Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft ist nicht gestoppt – längst nicht.
DIHK-Umfrage: „Deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss“
Die Rückmeldungen der Unternehmen ließen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der neuen Konjunkturumfrage in Berlin. Nach einer Stagnation im laufenden Jahr rechnet die DIHK auch für das kommende Jahr lediglich mit einem Null-Wachstum. Dies wäre dann das dritte Jahr in Folge ohne realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt.
Wahljahr 2025: „Null-Wachstum realistisch“
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer rechnet auch im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung der Wirtschaft. Im Gegenteil: Die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage unter rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sind alles andere als gut. Die erwartet nicht nur, dass die deutsche Wirtschaftsleistung 2024 das zweite Jahr in Folge schrumpft. Auch für das Wahljahr 2025 sei nur ein „Null-Wachstum“ realistisch.
Damit sind die Unternehmen deutlich pessimistischer als Wirtschaftsminister Habeck (Grüne), der Anfang Oktober für 2025 ein Wachstum von 1,1 Prozent vorausgesagt hat. „Die deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss“, warnt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die Energiekosten seien drei bis viermal so hoch wie in den Vereinigten Staaten. Bürokratie werde nur selektiv abgebaut.
DIHK: Dramatische Zahlen
Nur 26 Prozent der Firmen melden demnach eine gute Lage. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebewertungen sinke auf lediglich einen Punkt, nach fünf Punkten im Frühsommer.
Der Anteil der Unternehmen mit negativen Geschäftserwartungen steige auf 31 Prozent, nach 26 Prozent bei der vorherigen Umfrage. Häufigste Geschäftsrisiken seien die schwache Inlandsnachfrage, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Arbeitskosten.
Am schlechtesten sei die Lage in der Industrie. Die Anzeichen einer Deindustrialisierung erhärteten sich. „Die schlechten Investitionen zeigen, dass die industrielle Wertschöpfungsbasis sinkt.“
Einen besonders dramatischen Einbruch bei der Geschäftslage verzeichnet lauf DIHK der Kraftfahrzeugbau. Aktuell für Schlagzeilen sorgen vor allem Pläne von Volkswagen. Der Autobauer will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen.
Die Zahlen seien dramatisch, so Wansleben. „Die negative Entwicklung muss gestoppt werden. Dazu brauchen wir schnelle und zielgerichtete Maßnahmen, mit denen vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden.“
Investitionen unter Vor-Corona-Niveau
Auch die Investitionen der Unternehmen liegen der Umfrage zufolge immer noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Der Export dürfte 2024 und 2025 stagnieren. Insgesamt fällt der Ausblick für das kommende Jahr vernichtend aus: „Für 2025 geben es unsere Zahlen nicht her, optimistisch zu werden. Im Gegenteil, an manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte.“
Ausblick: Großunternehmen investieren im Ausland
Die Unternehmensberatung Deloitte hat 185 Finanzvorstände deutscher Großunternehmen nach ihren Investitionsplänen gefragt. Das Ergebnis: Sie wollen in Zukunft mehr Geld im Ausland investieren.
Während aktuell noch eine deutliche Mehrheit der Befragten (82 Prozent) ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland sieht, erwarten das in fünf Jahren nur noch 63 Prozent. Dazu passt, dass Volkswagen sein angekündigtes günstigeres Elektroauto ID.2., das um die 25.000 Euro kosten soll, nicht in Deutschland mit seinen hohen Lohn- und Energiekosten fertigen will, sondern im spanischen Seat-Werk.
Konsequenz: Abwanderung der Arbeitsplätze
Wegen bürokratischer Hürden wollen viele Unternehmen zukünftig im Ausland investieren oder Standorte ins Ausland verlagern. So wie aktuell der Hausgerätehersteller Miele, der ab 2027 alle Haushaltswaschmaschinen in seinem polnischen Werk montieren lässt. Miele begründete die Umstrukturierungen mit einem Einbruch der Nachfrage und mit gestiegenen Kosten.
Auch der französische Zughersteller Alstom hat angekündigt, sein Werk in Görlitz mit 700 Mitarbeitern bis zum Jahr 2026 zu schließen. Grund sei eine strategische Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa. Ein weiteres Beispiel ist der Dax-Konzern BASF. Während am Stammsitz in Ludwigshafen besonders energiehungrige Chemieanlagen stillgelegt werden, investiert das Unternehmen Milliarden in eine riesige Fabrik in China. BASF stören nicht nur die hohen deutschen Energiepreise, sondern auch das bürokratische Umfeld.
Und die Aussichten werden noch düsterer: Die befragten Industrieunternehmen sehen einen Stellenabbau unter den aktuellen Bedingungen als sehr wahrscheinlich oder sogar unausweichlich. Und das liegt nicht nur der wirtschaftlichen Flaute am Heimatmarkt, dass viele Unternehmen im Ausland bessere Rahmenbedingungen suchen. Hinzu kämen hohe Personal- und Energiekosten sowie regulatorische und politische Hürden in Deutschland.