Wirtschaft

Trump und die deutschen Exporte: Auswirkungen hoher Zölle auf die Automobilindustrie

Trump wird wieder Präsident und kündigt an, die europäischen Waren mit Zöllen zu belegen - ein weiterer Horror für die deutsche Industrie. Welche Folgen sind zu befürchten?
13.12.2024 06:01
Aktualisiert: 01.01.2030 11:45
Lesezeit: 3 min
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Trump und die deutschen Exporte: Auswirkungen hoher Zölle auf die Automobilindustrie
Im Bild sind neue Volkswagen T-Cross für den Export am Seehafenterminal. Die Auswirkungen von Trumps geplanter Handelspolitik auf die deutsche Automobilindustrie: Hohe Zölle könnten den Export und die Produktionsstrategien der deutschen Autobauer stark belasten. (Foto: iStock.com, Bjoern Wylezich)

Die Auswirkungen einer zweiten Amtszeit von Donald Trump auf den Welthandel könnten immens sein. Besonders die deutsche Autoindustrie könnte durch die Einführung von hohen Strafzöllen betroffen sein. Trump kündigte bereits an, Zölle in Höhe von 10 bis 20 Prozent auf alle Importe aus Europa einzuführen. Dies hätte schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft, für die die USA der wichtigste Handelspartner ist.

Wie Michael Hüther, Chef des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) bereits mitteilte, würden die Zollerhöhungen das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bereits nächstes Jahr um 0,3 Prozent und in den darauffolgenden Jahren sogar bis 1,2 Prozent reduzieren. Da Deutschland sowie kaum noch Wachstum habe, kann diese Lücke nicht mit dem eigenen inländischen oder auch europäischen Konsum geschlossen werden. Die Zollerhöhungen werden die bereits jetzt schon gebeutelten exportorientierten Branchen wie Maschinenbau und Automobilindustrie besonders stark treffen.

Automobilbranche brechen Absatzmärkte weg

Wie das ifo-Institut bereits berechnete, könnten Strafzölle auf europäische Waren in Höhe von 20 Prozent die deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro kosten. Zusätzlich kündigte Trump an, insbesondere für Autos aus Mexiko sehr hohe Zölle anzusetzen, in einem Interview sprach er hier von 200 oder sogar 500 Prozent. Das trifft vor allen Dingen Unternehmen wie Volkswagen. Volkswagen produziert in Mexiko und beliefert von dort aus den amerikanischen Markt. Macht Trump Ernst, müsste sich Volkswagen aus Mexiko zurückziehen.

Trump will, dass Autos für den amerikanischen Markt auch in den USA produziert werden. Die deutschen Autobauer produzieren bereits in den USA, jedoch werden auch Autos aus Deutschland in großen Mengen in die USA exportiert. Die deutschen Autobauer, deren Erfolg auf dem chinesischen Markt wegbricht, hätten somit keinen Ausgleich durch den Absatzmarkt in den USA.

Wirtschaftliche Herausforderungen verschärfen sich

Setzt Trump seine Handelspolitik um, wären laut der Analyse-Firma Morningstar DBRS vor neben der Automobilindustrie auch die Pharma- und Chemiebranche von den neuen Zöllen betroffen, da sie den Hauptanteil an den EU-Exporten in die USA haben. Wie Nigel Green, CEO der Finanzberatungsfirma deVere Group ebenfalls bestätigte, würde die aggressive Handelspolitik von Trump Europa besonders hart treffen. Europäische Unternehmen würden dadurch Marktanteile auf dem US-Markt verlieren und dann auch in ihrer Gesamtbewertung verlieren. Und das in einer Zeit, in der Europa sowieso schon mit zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen hat – schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Energiekosten und eine instabile geopolitische Lage.

Globales Wachstum in Gefahr

Laut Green würde ein erneuter Handelskrieg mit den USA die Probleme der europäischen Wirtschaft weiter verschärfen und diese zusätzlich destabilisieren. Auch befürchtet Green, dass Europa auf diese US-amerikanische Handelspolitik schnell mit Vergeltungsschlägen reagieren wird und dies insbesondere US-Firmen, die sich stark auf dem europäischen Markt engagieren, treffen würde. Insgesamt würde diese Dynamik das globale Wirtschaftswachstum behindern und könnte auch die Inflation erneut anheizen.

Trübe Aussichten für Deutschland und die EU

Die Wirtschaft in der EU hinkt bereits seit längerem hinter den USA her. Konnten die USA immerhin 0,7 Prozent Wirtschaftswachstum im letzten Quartal ausweisen, waren es in der EU nur magere 0,2 Prozent. Deutschland lag dabei im dritten Quartal 2024 mit ebenfalls 0,2 Wachstum genau im Durchschnitt. Außerhalb der EU sind die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen. Sie exportieren in die USA doppelt so viel wie nach China. Aber auch für die gesamte EU bleibt die USA der größte Exportmarkt. Höhere Zölle treiben dann nicht nur die Preise in den USA selbst, sie führen auf jeden Fall auch zu geringeren Ansatzvolumina. Die Berenberg Bank hat nach dem Wahlsieg von Trump ihre Wachstumsprognose für Deutschland im kommenden Jahr um 0,2 Prozentpunkte gesenkt und erwartet nur noch 0,3 Prozent Wachstum in 2025. Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank sprach in Bezug auf die geplante Handelspolitik von Trump von einer Handelverhinderungspolitik, die Deutschland alleine schon bis zu 0,5 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten könnte.

Kurzfristige positive Effekte denkbar

Er sieht jedoch kurzfristig auch positive Effekte durch den Wahlsieg von Trump. So geht er davon aus, dass der US-Dollar zum Euro steigen werde. Damit werden die Importe aus der EU für die Amerikaner günstiger, was zu einer stärkeren Nachfrage führen würde. Da Trump auch für China hohe Zölle von 60 Prozent in Aussicht stellt, sind auch hier Probleme im Handel absehbar. Dies könnte China dazu veranlassen, das eigene Konjunkturprogramm zu stärken, wovon dann auch deutsche und europäische Exporteure profitieren könnten.

Aus diesem Grund senkt Schmiedling auch seine Wachstumsprognose für Deutschland nicht von bislang 0,5 Prozent auf null, sondern eben nur auf 0,3 Prozent. Allerdings sei dabei vorausgesetzt, dass die deutsche Wirtschaftspolitik keine größeren Fehler mehr mache. Schmiedling hofft auf eine baldige Bundestagswahl und hat auch die Hoffnung, dass eine neue Regierung dann sinnvolle Reformen in der Wirtschaftspolitik anstößt, sowie die Schuldenbremse lockert, um neue Investitionen zu ermöglichen.

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