Wirtschaft

Datendiebstahl bei Facebook: 533 Millionen Nutzer betroffen

Das BGH stärkt die Rechte von Betroffenen eines massiven Datendiebstahls bei Facebook. 533 Millionen Nutzer waren 2021 weltweit betroffen. Ein neues Urteil zeigt: Auch ohne Missbrauchsnachweis können Opfer Schadenersatz fordern.
19.11.2024 08:55
Lesezeit: 1 min
Datendiebstahl bei Facebook: 533 Millionen Nutzer betroffen
Warnung vor Datendiebstahl: Der BGH erleichtert Betroffenen Schadenersatzforderungen nach dem Facebook-Hack von 2021. (Foto: iStock.com, PUGUN SJ) Foto: PUGUN SJ

Betroffene eines umfassenden Datendiebstahls bei Facebook haben laut einem aktuellen Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) künftig geringere Hürden für Schadenersatzforderungen. Nach dem Urteil des sechsten Zivilsenats in Karlsruhe genügt es, den Nachweis zu erbringen, Opfer des Vorfalls zu sein. Ein missbräuchlicher Einsatz der Daten muss nicht belegt werden, ebenso wenig eine konkrete Beeinträchtigung wie Ängste oder Sorgen.

Erstmalige Anwendung des Leitentscheidungsverfahrens

Mit dem Urteil hat der BGH erstmals das neue Leitentscheidungsverfahren angewendet. Es bietet eine höchstrichterliche Klärung für Tausende ähnliche Fälle an Landes- und Oberlandesgerichten in Deutschland. (Az. VI ZR 10/24)

Vorsitzender Richter Stephan Seiters betonte jedoch, dass der Schadenersatz bei reinem Kontrollverlust nicht hoch ausfallen könne. Als Richtwert nannte er im vorliegenden Fall eine Summe von 100 Euro. Das Oberlandesgericht Köln muss nun prüfen, ob tatsächlich ein Datenschutzverstoß vorlag und wie der Schaden im Detail zu bemessen ist.

533 Millionen Facebook-Accounts betroffen

Der Datendiebstahl ereignete sich im April 2021, als Unbekannte Informationen von rund 533 Millionen Facebook-Nutzeraus 106 Ländern im Internet veröffentlichten. Die Täter hatten eine Schwachstelle in der Freunde-Suche des Netzwerks ausgenutzt. Daraufhin wurden zahlreiche Klagen eingereicht, die bisher häufig an Landes- und Oberlandesgerichten abgewiesen wurden.

Der Mutterkonzern Meta beharrt darauf, dass keine Datenschutzverletzung vorgelegen habe. Laut Meta-Anwalt Martin Mekat von der Kanzlei Freshfields sei das Facebook-System nicht gehackt worden. Meta verwies zudem auf mehr als 6.000 gewonnene Verfahren, was einer Erfolgsquote von über 85 Prozent entspreche.

Dieses Urteil könnte jedoch Signalwirkung für die rechtliche Bewertung künftiger Datendiebstähle haben und den Datenschutz in der digitalen Welt stärken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stilles Sterben der Betriebe: Handwerkermangel trotz Wirtschaftskrise - auch Chefs gesucht
13.03.2025

Überall fehlen Handwerker – und vielen Betrieben demnächst auch die Führung. Und das sind nicht die einzigen Sorgen, die die Branche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsunfähigkeit: Geldprämie anstatt Krankmeldung? Unternehmen verlost Anwesenheitsprämie
12.03.2025

Arbeitgeber beklagen Milliardenkosten durch Krankschreibungen: Um Fehlzeiten zu reduzieren, greifen manche Unternehmen zu Maßnahmen wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chemiebranche kämpft mit hohen Kosten – Hoffnung auf die Bundesregierung
12.03.2025

Hohe Energiepreise und eine schwache Konjunktur setzen der Chemieindustrie zu. Während die Pharmabranche wächst, bleibt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Biontech Rekordumsatz während Corona: Jetzt Rekordverluste und Stellenabbau beim Corona-Impfstoffhersteller
12.03.2025

Einst Milliardengewinne, nun Millionenverlust: Nach Rekordumsätzen mit dem Corona- mRNA-Impfstoff ist Biontech in die Verlustzone...

DWN
Panorama
Panorama Coronavirus Wuhan-Labor: BND kannte unbequeme Wahrheit zum Ursprung der Pandemie
12.03.2025

Jahrelang als Verschwörung abgetan, jetzt wahrscheinlich: Hat ein Laborunfall die Corona-Pandemie ausgelöst? Der BND geht seit fünf...

DWN
Politik
Politik Stoppt Karlsruhe noch das Finanzpaket von CDU/SPD?
12.03.2025

Union und SPD wollen noch im alten Bundestag milliardenschwere Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur beschließen. Doch mehrere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Prognose: Verdeckte Hinweise auf ein Rekordjahr
12.03.2025

Rheinmetall gibt sich in seiner offiziellen Prognose für 2025 zurückhaltend – doch zwischen den Zeilen zeigt sich ein anderes Bild. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilieninvestoren: Ist es sinnvoll, ein Aktienportfolio zu hebeln?
12.03.2025

Immobilieninvestoren nutzen häufig Fremdkapital, um die Rendite zu steigern. Macht der Einsatz eines Hebels auch bei Aktien Sinn?