Panorama

Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten Plastik um bis zu 91 Prozent reduzieren könnten. Besonders eine hohe Recyclingquote könnte entscheidend sein. Nun rückt das UN-Plastikabkommen in den Fokus.
23.11.2024 15:35
Lesezeit: 2 min
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Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
Plastikmüll auf einer Deponie: Studien zeigen, dass Recycling und Abfall-Management entscheidend sind. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Plastikmüll stellt ein weltweites Problem dar: Ob recycelt, verbrannt oder unsachgemäß entsorgt – viel zu oft landet er in der Umwelt oder auf Deponien. Forschende der University of Berkeley, USA, haben nun eine klare Botschaft: Vier zentrale Maßnahmen könnten die falsche Entsorgung von Plastikmüll um bis zu 91 Prozent senken.

Recyclingquote als Schlüsselmaßnahme

Laut der Analyse wäre die größte Wirkung mit der Einführung einer 40-prozentigen Recyclingquote zu erzielen. Diese Maßnahme allein könnte die Menge des falsch entsorgten Plastikmülls mehr als halbieren, so das Team um Samuel Pottinger in der Fachzeitschrift "Science". Zusätzlich seien Investitionen in das Abfall-Management und eine Begrenzung der Plastikproduktion erforderlich.

Die Vorschläge der Wissenschaftler erscheinen kurz vor den letzten Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen. Ziel des Abkommens ist es, die globale Plastikverschmutzung auf dem Land und in den Meeren einzudämmen. Die abschließenden Gespräche sollen Ende November in Busan, Südkorea, stattfinden.

Ohne Maßnahmen verdoppelt sich das Problem

Simulationen, unterstützt durch künstliche Intelligenz, zeigen alarmierende Ergebnisse: Ohne wirksame Maßnahmen könnte sich die Menge des schlecht gemanagten Plastikmülls bis 2050 nahezu verdoppeln.

Bereits heute ist die Verschmutzung durch Plastik enorm. Jährlich gelangen etwa acht Millionen Tonnen Makroplastik und zusätzlich 1,5 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Meere. Plastik findet sich inzwischen in abgelegenen Polarregionen, tiefen Meeresgräben sowie in Tieren – von Mägen bis Muskelgewebe.

Plastikverbrauch variiert stark zwischen Regionen

Die Forschenden unterteilten die Welt für ihre Analyse in vier Regionen: Nordamerika, EU 30 (inklusive Großbritannien, Schweiz und Norwegen), China und die Mehrheit der Welt. Der Pro-Kopf-Verbrauch variiert stark: Während in Nordamerika 195 Kilogramm und in der EU 30 187 Kilogramm pro Jahr anfallen, sind es in China 138 Kilogramm. In der Mehrheit der Welt liegt der Wert mit 29 Kilogramm deutlich darunter.

Die Prognosen sind ebenfalls unterschiedlich. In der EU 30 könnte der Plastikverbrauch bald sinken, ähnlich in China ab 2030. In Nordamerika und der Mehrheit der Welt wird hingegen ein weiterer Anstieg bis 2050 erwartet.

Der weltweite Kunststoffverbrauch lag 2020 bei 547 Millionen Tonnen, von denen nur 14 Prozent recycelt wurden. Bis 2050 könnten diese Zahlen auf 749 Millionen Tonnen steigen, wobei bis zu 121 Millionen Tonnen schlecht gemanagt würden – hauptsächlich in der Mehrheit der Welt.

Maßnahmen mit dem größten Potenzial

Die Forschenden analysierten, wie sich Maßnahmen auf die Plastikmüll-Problematik auswirken könnten. Am effektivsten wäre eine 40-prozentige Recyclingquote, ergänzt durch eine Begrenzung der Plastikproduktion auf das Niveau von 2020, eine Verpackungssteuer und Investitionen von 50 Milliarden US-Dollar in das globale Abfall-Management.

Das Team ist optimistisch, dass das geplante Plastikabkommen eine echte Chance bietet. "Wir könnten die Plastikverschmutzung mit diesem Vertrag nahezu stoppen", erklärt Douglas McCauley. Dennoch warnt er: "Wir dürfen diese einmalige Gelegenheit nicht verpassen."

Zuspruch und Skepsis

Laura Griestop vom WWF Deutschland sieht die Verhandlungen in Busan als "historische Chance, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen". Sie betont, dass eine Kombination verschiedener Maßnahmen notwendig sei, um das Ziel zu erreichen.

Skepsis äußert hingegen Catharina Bening von der ETH Zürich. Sie hält die 40-prozentige Recyclingquote für zu ambitioniert und verweist darauf, dass selbst die EU mit ihrer Verpackungsdirektive diese Quote nicht erreicht.

Doris Knoblauch vom Ecologic Institute ergänzt: "Ein Grund für die niedrigen Recyclingquoten ist fehlende Infrastruktur, aber auch der Mangel an technischen Möglichkeiten, Kunststoffe effektiv zu recyceln und im Kreislauf zu halten."

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