Rekordzahlen in Deutschland: Keuchhusten-Fälle deutlich erhöht
Das RKI verzeichnet 2024 eine ungewöhnliche Zunahme von Keuchhusten-Erkrankungen, die weit über die üblichen Schwankungen hinausgeht. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 gab es lediglich rund 3.430 Fälle. Der bisherige Höchstwert der letzten Jahre wurde 2017 mit etwa 16.829 Fällen erreicht.
Der Direktor der Infektiologie an der Berliner Charité, Leif Erik Sander, beschreibt die Situation als außergewöhnlich: „Dieses Jahr liegt deutlich außerhalb der normalen Schwankungen.“ Eine solche Welle sei jedoch nicht mit einer Pandemie vergleichbar.
Wer ist besonders betroffen? Hohe Infektionszahlen bei Teenagern
In den Kinderarztpraxen zeigt sich die Belastung durch Atemwegserkrankungen deutlich. Laut der Kinderärztin Tanja Brunnert sind vor allem Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren betroffen. Daten des RKI bestätigen diese Beobachtung: Viele Teenager litten in diesem Jahr an anhaltendem, quälendem Husten, der für Keuchhusten typisch ist.
Warum steigen die Keuchhusten-Fallzahlen?
Eine mögliche Ursache für die Rekordzahlen sind sogenannte Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie. Während der Pandemie führten Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen zu einem Rückgang der allgemeinen Exposition gegenüber Keuchhusten-Erregern. Dadurch hat die Immunität in der Bevölkerung abgenommen, sodass nun mehr Menschen anfällig für eine Infektion sind. Zusätzlich könnte eine verstärkte Diagnostik und Testung eine Rolle spielen.
Auch auf globaler Ebene zeigt sich ein ähnliches Bild: In den USA meldete die Gesundheitsbehörde CDC bis November 2024 etwa 23.500 Keuchhusten-Fälle, was einem Fünffachen der Zahlen aus dem gleichen Zeitraum 2023 entspricht.
Symptome und Risiken: Für wen ist Keuchhusten gefährlich?
Keuchhusten beginnt oft mit Erkältungssymptomen wie Schnupfen und leichtem Husten. Nach der akuten Phase kann jedoch ein hartnäckiger Reizhusten auftreten, der über Wochen anhält. Für bestimmte Gruppen birgt die Krankheit erhebliche Risiken:
- Säuglinge: Besonders gefährdet sind Babys unter sechs Monaten, da schwere Hustenanfälle, Atemaussetzer und Erbrechen auftreten können. Der Großteil der Krankenhausaufenthalte und fast alle Todesfälle betreffen ungeimpfte Säuglinge.
- Menschen mit Vorerkrankungen: Patienten mit chronischer Bronchitis oder einem Lungenemphysem riskieren eine Verschlechterung ihres Zustands, die lebensbedrohlich sein kann.
Laut RKI sind in diesem Jahr bislang vier Menschen an Keuchhusten gestorben – darunter Säuglinge, ältere Kinder und Erwachsene mit schweren Vorerkrankungen.
Impfempfehlung: Warum der Schutz so wichtig ist
Experten wie Tanja Brunnert raten dringend zur Keuchhusten-Impfung, da sie zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen schützt. Für Neugeborene sieht der Impfkalender drei Dosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten vor. Auffrischungen werden im Alter von 5 bis 6 Jahren und 9 bis 17 Jahren empfohlen.
Auch Schwangeren wird eine Impfung nahegelegt, da sie den Säugling indirekt schützen können. Dennoch ist die Impfquote in dieser Gruppe nach wie vor niedrig.
Fazit: Vorsorge und Impfung als Schlüssel
Die aktuellen Rekordzahlen machen deutlich, dass Keuchhusten trotz seines oft milden Verlaufs eine ernstzunehmende Erkrankung bleibt. Besonders für Säuglinge und Menschen mit Vorerkrankungen ist die Impfung ein essenzieller Schutz. Der Anstieg der Fallzahlen zeigt zudem, wie wichtig es ist, die Immunität in der Bevölkerung durch konsequente Impfprogramme aufrechtzuerhalten.