Finanzen

Bundesbank-Präsident fordert - für mehr Wachstum - späteren Renteneintritt

Joachim Nagel fordert einen späteren Renteneintritt, um Deutschlands Wirtschaft wieder flott zu machen. Die Politik müsse die Anreize abschaffen, die derzeit zur massenhaften Frühverrentung der sogenannten Boomer führen.
26.11.2024 10:16
Lesezeit: 1 min

Angesichts der schwachen Wirtschaft in Deutschland spricht sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel für eine spätere Rente aus. Die Politik solle mit Blick auf den Fachkräftemangel "Anreize für einen vorgezogenen Rentenbeginn abbauen und auch ab 2031 ein schrittweise höheres Rentenalter erwägen, indem dieses an die Lebenserwartung gekoppelt wird", sagte Nagel in einer Rede in Dortmund.

"Ein Mann, der 1974 mit 65 Jahren in Rente ging, hatte im Durchschnitt noch fast zwölfeinhalb vor sich. Wer heute mit 66 Jahren in Rente geht, hat durchschnittlich noch fast 17,5 Jahre vor sich", sagte Nagel laut Redetext. "Außerdem kann er davon ausgehen, dass er die zusätzlichen Lebensjahre überwiegend bei besserer Gesundheit verbringen kann." Sollte die Lebenserwartung im Trend weiter steigen, "dann erscheint es mir durchaus vertretbar, wenn ein Teil der dann hinzukommenden Lebensjahre in Arbeit verbracht wird".

Strukturelle Hürden für deutsche Wirtschaft

Wie es mit der schwachen Wirtschaft in Deutschland weitergehe, sei nicht nur eine Frage der Konjunktur, betonte Nagel. Die aktuelle Wachstumsschwäche habe auch strukturelle Ursachen wie gestiegene Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs, hohe Kosten für den Umbau zu einer CO2-neutralen Wirtschaft, den demografische Wandel sowie eine zunehmende Abschottung in der Weltwirtschaft.

Um die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern, schlug Nagel ein Bündel von Maßnahmen vor. So sollten im Kampf gegen den Fachkräftemangel Menschen, die wegen der Betreuung von Angehörigen nur eingeschränkt erwerbstätig seien, stärker in Arbeit kommen. "Mit besseren, erweiterten Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und pflegebedürftige Angehörige könnte diesen Personen ermöglicht werden, mehr zu arbeiten, sofern sie dies wünschen", sagte Nagel. Auch müsse Deutschland attraktiver für ausländische Fachkräfte werden.

Nötig sei zudem weniger Bürokratie, etwa schnellere Genehmigungsverfahren, forderte der Bundesbank-Präsident. Zudem brauchten Unternehmen wie Haushalte mehr Planungssicherheit in der Energiepolitik und die EU müsse beim Zusammenwachsen der Kapitalmärkte vorankommen, damit Unternehmen leichter an Kapital gelangten.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...