Michael Wilson ist bullish für den S&P 500
Die Stimmung an den US-Aktienmärkten ist allgemein positiv. Michael Wilson, Stratege bei Morgan Stanley und bekannter „Bär“ der US-Märkte, zeigt sich für 2025 überraschend optimistisch („bullish“). Er prognostiziert, dass der S&P 500 Index das kommende Jahr bei 6.500 Punkten beenden wird – mehr als 8 Prozent höher als der Stand vom frühen Dienstagshandel. Die treibenden Kräfte hinter der Aktienmarktentwicklung sollen das Wirtschaftswachstum und weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve sein.
„Die Bewertungen der US-Aktien sind hoch, werden jedoch durch eine verbesserte makroökonomische Lage gestützt. Potenzielle US-Zölle dürften dem Rest der Welt mehr schaden als den USA selbst, während der ‚Animal Spirits‘-Effekt dafür sorgt, dass die Rallye immer breitere Marktsegmente erfasst“, erklärt Wilson. Der Begriff „Animal Spirits“, geprägt vom Ökonomen John Maynard Keynes, beschreibt die Rolle von Emotionen bei den Handlungen von Investoren.
David Solomon: Trump-Regierung dürfte Wirtschaftswachstum fördern
Ähnlich schätzt David Solomon, CEO der Investmentbank Goldman Sachs, in einem Interview mit CNBC die Situation an den US-Börsen ein. Er betonte, dass die Märkte davon ausgehen, dass die neue US-Regierung unter Trump regulatorische Vorgaben abbauen wird. Dies weckt Erwartungen, dass die Regierung das Wirtschaftswachstum fördern wird.
„Es ist wichtig, das richtige Maß an Regulierung zu finden. Ich denke, es gibt derzeit zu viele Vorgaben. Die Märkte signalisieren die Hoffnung, dass die neue Regierung diese auf ein vernünftigeres Niveau zurückführen wird“, so Solomon.
David Kelly: US-Aktien legen weiter zu
„Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass die Rallye hier enden muss“, sagte David Kelly, Chefstratege für globale Investments bei JPMorgan Asset Management, in einem Interview mit Bloomberg. US-Aktien, die seit Anfang 2023 um 50 Prozent gestiegen sind, werden seiner Ansicht nach weiter an Wert gewinnen. Das Wachstum werde sich dabei auf breitere Marktsegmente ausdehnen und nicht nur von großen Technologieunternehmen getragen.
„In den nächsten zwei Jahren erwarten wir weiteres Wirtschaftswachstum und insgesamt steigende Unternehmensgewinne“, erklärte Kelly. Allerdings werden die Bewertungen der Unternehmen nach einer langen Wachstumsphase unattraktiver, und die Investitionen konzentrieren sich auf enge Marktsegmente. Zudem bleibe die Politik der Trump-Administration schwer vorhersehbar. „Viele Dinge könnten die Entwicklung negativ beeinflussen. Sollten alle Wahlversprechen Trumps – zu Zöllen, Einwanderung und Steuern – umgesetzt werden, könnte dies zu einer deutlichen Inflation führen“, warnte der Stratege. Er empfiehlt Investoren, ihre Portfolios stärker außerhalb der USA zu diversifizieren.
Bank of America: Kapital in europäische und chinesische Aktien umschichten
Die Strategen der Bank of America (BoA) weisen auf das Verhältnis zwischen dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 hin, das bei etwa 3,5 liegt und damit über dem bisherigen Rekordniveau von etwa 3,3 aus dem Jahr 2000. „Dies zeigt, dass Investoren weiterhin optimistisch sind, was die Aussichten für US-Aktien und den US-Dollar betrifft“, so die Analysten. Sollte das Verhältnis jedoch unter den früheren Rekordwert fallen, könnten Positionen aufgelöst werden, die auf das Konzept des „US-Exzeptionalismus“ setzen – also die Annahme, dass die US-Wirtschaft und -Aktien im globalen Vergleich besonders stark bleiben. BoA empfiehlt, mehr Kapital aus den USA in chinesische und europäische Aktien umzuschichten.
Der S&P 500 ist 2024 bisher um etwa 25 Prozent gestiegen, ähnlich wie im Vorjahr. Weitere Antriebe für die Rallye könnten sinkende Anleiherenditen sein. Angesichts steigender Inflationserwartungen und nachlassender Zinssenkungen durch die Fed ist dies jedoch weniger wahrscheinlich.
Trump-Zölle geben laut Jeffrey Kleintop Anlass zur Sorge
Jeffrey Kleintop, Chefstratege für globale Investments bei Charles Schwab, ging kürzlich noch davon aus, dass Trumps Zölle nicht so hoch ausfallen werden wie angekündigt. Auf der Schwab IMPACT-Konferenz erklärte er, dass die vollständige Umsetzung der Zollpläne den durchschnittlichen US-Zollsatz auf 26 Prozent anheben könnte – weit über die derzeitigen 2,6 Prozent und sogar höher als die Sätze unter dem Smoot-Hawley-Gesetz vor der Großen Depression.
„Das gibt Anlass zur Sorge“, betonte er. Dennoch werde die tatsächliche Politik wahrscheinlich deutlich niedrigere Zölle bringen, und Wechselkurse könnten den Effekt abmildern. „Die realistische Politik dürfte nur zu einem Anstieg um etwa 5 Prozentpunkte führen. Der US-Dollar ist bereits um 5 Prozent gestiegen und mildert so einen Teil der Auswirkungen ab. Große Änderungen an Portfolios sind daher nicht erforderlich“, sagte Kleintop.
Howard Marks: Optimistisch, was Chinas Potenzial betrifft
Howard Marks, Mitgründer von Oaktree Capital Management und erfahrene Investor, warnt, dass Chinas Wachstumsziele enorme Anstrengungen erfordern werden. „Ich bleibe langfristig optimistisch, was Chinas Potenzial betrifft, solange sie weiterhin konstruktiv gegenüber dem Rest der Welt agieren“, sagte Marks gegenüber CNBC. „Selbst wenn das angestrebte Wachstum im Vergleich zu Chinas Vergangenheit bescheiden erscheint, ist es immer noch erheblich höher als das übliche Wachstum in anderen Teilen der Welt. Dennoch stellt es eine Herausforderung dar, die einem Herkules-Akt gleichkommt.“
Peking hat ein Wachstum von annähernd 5 Prozent für dieses Jahr geplant, Analysten erwarten jedoch einen geringeren Wert. „Man kann nicht ewig durch Konjunkturmaßnahmen Wachstum schaffen“, merkte Marks an. „Zu viel Förderung in bestimmten Bereichen, wie dem Immobiliensektor, führt zu Überkapazitäten und Anpassungsphasen.“