Die USA haben Taylor Swift, Deutschland Herbert Grönemeyer. Popstars spielen auch hier eine Rolle im Bundestagswahlkampf 2025. Manche, wie Grönemeyer, tun dies unfreiwillig. Andere hingegen suchen aktiv den Kontakt zur Politik – so wie kürzlich Dieter Bohlen, der sich als Berater des nächsten Kanzlers anbot. Warum verschmelzen Pop und Politik immer häufiger, und was bedeutet das für den Bundestagswahlkampf 2025?
Eine lange Tradition der Vermischung
"Auch in Deutschland gibt es eine lange Tradition, dass Parteien und Politiker:innen Unterstützung durch (Pop-)Künstler:innen suchen", erklärt Medien- und Kommunikationswissenschaftler Jörg-Uwe Nieland. Er erinnert an Gerhard Schröders enge Beziehungen zu Klaus Meine von den Scorpions, zu Udo Lindenberg sowie zu Maler Markus Lüpertz, ebenso wie an Auftritte von BAP bei Veranstaltungen von Schröder oder Joschka Fischer.
Nieland geht davon aus, dass Pop auch im Bundestagswahlkampf 2025 weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird: "Durch die Unterstützung von (Pop-)Künstler:innen wird Aufmerksamkeit erzeugt, Anschlusskommunikation gefördert und Mobilisierung erleichtert – insbesondere bei jungen Wähler:innen."
Habeck und Swift: Eine Verbindung im Bundestagswahlkampf
Ob Taylor Swift weiß, dass die Grünen auf ihrem Parteitag Armbändchen knüpften, inspiriert von ihren Fans? Oder dass Robert Habeck selbst ein Band mit der Aufschrift "Kanzler Era" trug – in Anlehnung an Swifts "Eras Tour"? Vermutlich nicht. Herbert Grönemeyer hingegen bemerkte aktiv, dass die CDU und die Grünen seinen Song "Zeit, dass sich was dreht" nutzten – und wehrte sich. Doch warum greifen Politiker auf genau diesen Titel zurück?
"Das Lied erinnert an die Fußballweltmeisterschaft 2006", so Nieland. "Es weckt das Gemeinschaftsgefühl und die Energie des Sommermärchens. Es vermittelt den Willen, aktiv zu werden und Krisen zu überwinden." Solche Botschaften passen perfekt zur Stimmung eines Bundestagswahlkampfs. Musik erreicht Menschen auf emotionaler Ebene oft direkter als Reden – ein Vorteil, den Politiker:innen gezielt nutzen. Doch hinter dieser Verbindung steckt mehr als bloße Inszenierung.
Bundestagswahlkampf 2025: Stars als Unterstützer
Die starke Personalisierung im Bundestagswahlkampf hat eine neue Dimension erreicht, wie Lenz Jacobsen in der Zeit schrieb: "Die Parteien wirken zunehmend wie das Backoffice einzelner Starpolitiker." Nieland stimmt zu: "Die Personalisierung nimmt zu. Statt Programme stehen zunehmend Personen und deren Performance im Fokus." Während dies in den USA besonders ausgeprägt ist, zeigt sich auch im Bundestagswahlkampf 2025 diese Tendenz deutlich. Die wachsende Unterhaltungskultur führt dazu, dass Politiker auf prominente Unterstützung setzen, in der Hoffnung, deren Popularität übertrage sich auf sie. "Es geht darum, Prominenz aus der Popkultur für politische Zwecke zu nutzen", erklärt Nieland.
Politiker möchten nahbar wirken. Musik kann helfen, eine Verbindung zu schaffen. Markus Söder pflegt beispielsweise auf Spotify die Playlist "Söder Songs", mit Titeln von Abba bis zum "Bayerischen Defiliermarsch". Auch seine Auftritte, wie in der ARD-Show Inas Nacht, bleiben im Gedächtnis: Dort sang Söder Freddy Quinns "Sie hieß Mary-Ann", während Habeck "Die Moritat von Mackie Messer" aus Brechts Dreigroschenoper vortrug.
Soziale Medien und die "Verpoppung" der Politik
Die Verbindung zwischen Popkultur und Politik hat Tradition. Politiker:innen inszenieren sich als "normale" Menschen, sei es beim Sport oder mit Fotos in Freizeitkleidung. "Diese 'Verpoppung' der Politik zeigt, dass ihr Leben nicht nur aus politischen Aufgaben besteht", erläutert Nieland.
Durch soziale Medien hat sich diese Entwicklung verstärkt. "Es braucht ständig Content. Ein Post über ein Konzertbesuch oder ein Backstage-Foto mit einer prominenten Person ist oft wirkungsvoller als ein Zitat aus dem Parteiprogramm." Doch welchen Einfluss hat Pop im Bundestagswahlkampf 2025?
Bundestagswahl 2025: Kann Pop den Ausgang beeinflussen?
Seit der Unterstützung von Kamala Harris durch zahlreiche Stars bei der US-Wahl ist klar: Popstars gewinnen keine Wahlen. Der Politikwissenschaftler David J. Jackson betont, dass prominente Unterstützung meist "bescheidene Auswirkungen" auf Wählerentscheidungen hat. Sie steigert vor allem die Begeisterung bei bestehenden Anhängern.
Auch Nieland sieht den Hauptnutzen in der Kommunikation: "Solche Aktionen fördern Diskussionen – in klassischen Medien, auf sozialen Plattformen oder privat. Der Effekt auf die Wahlentscheidung ist schwer messbar, aber die Bedeutung für den Bundestagswahlkampf 2025 ist nicht zu unterschätzen." Eines ist sicher: Ob Söder mit Schlager oder Habeck mit Brecht – diese Momente bleiben im Gedächtnis und prägen den Bundestagswahlkampf 2025.