Private Aktienrente: FDP mit Aktien-Offensive
Der FDP-Bundesvorstand hat eine „Aktien-Offensive“ in der Altersvorsorge beschlossen. Im Zentrum des Zehn-Punkte-Papiers steht die Einführung einer gesetzlichen Aktienrente nach schwedischem Vorbild, bei der ein Teil der Rentenbeiträge in einem unabhängig verwalteten Rentenfonds angelegt wird. Die FDP will außerdem ein steuerlich gefördertes Altersvorsorgedepot für die private Altersvorsorge einführen und höhere Aktienanteile in der betrieblichen Altersvorsorge ermöglichen. Die FDP-Pläne sehen auch vor, dass nicht ausgeschöpfte Sparer-Freibeträge auf die Folgejahre übertragen werden können. Für private Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren soll die früher geltende Spekulationsfrist wieder eingeführt werden. Neue Steuern und Abgaben, die die Altersvorsorge mit Aktien unattraktiver machen würden, lehnen die Liberalen ab.
„Normale Menschen, die sparen, die etwas zurücklegen, sei es für eine Immobilie in der Altersvorsorge, sei es für einen Fonds, um im Alter nicht der Armut anheimzufallen, diese Menschen muss man unterstützen“, sagte der designierte FDP-Generalsekretär Marco Buschmann.
Neu ist das natürlich nicht, „Aktienrente“ war eines der prägenden Schlagworte, mit dem die FDP – voller Elan - 2021 in die Ampel-Koalition mit Grünen und SPD gestartet war. Nach dem Ampel-Aus und dem D-Day-Desaster der Liberalen war Christian Lindners glorreiche Idee, die Rente per Aktienrente krisenfest zu machen, wieder in der Versenkung verschwunden. Ökonomen halten das tatsächlich für tragisch, denn nicht nur der Blick in die USA oder auch nach Norwegen zeigt, wie wichtig der private Vermögensaufbau durch ein Aktien-Portfolio oder die Ersparnisse in ETFs für Alterssicherung und Rentenstabilität wäre.
Aktienrente: Lindners nächster Anlauf für eine sinnvolle Rentenreform
Die FDP-Fraktion möchte die während der Ampel-Koalition in Angriff genommene Reform der privaten Altersvorsorge jetzt im kommenden Bundestag angehen – und am liebsten mit der Union durchsetzen. Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Johannes Vogel, hatte angekündigte, das mit Aktienrente zügig neu aufzuarbeiten. Die jetzt vorgelegte „Aktien-Offensive“ ist das sichtbare Resultat und Angebot an die Bürger. Nicht nur Vogel ist überzeugt, dass das Altersvorsorgedepot auch Aktien-basierte Kapitalanlagen einschließen sollte und der Schlüssel für eine krisensichere Altersvorsorge ist.
Mit offenem Widerspruch wäre sicherlich nicht zu rechnen. Auch die meisten Ökonomen des Landes halten das im Kern für einen sinnvollen Vorschlag. Doch gibt es erhebliche Zweifel, dass die Reform tatsächlich durchdringt – ohne die FDP im Parlament. Die Partei droht gerade, der Bedeutungslosigkeit entgegenzustreben, liegt bei den Umfragen klar unter fünf Prozent. Unterstützung muss also erst einmal von den Wählern kommen, dann womöglich vom Koalitionspartner CDU/CSU. Doch das hört sich derzeit noch sehr nach Zukunftsmusik an.
Tragisch, wenn man bedenkt, dass es wohl das Kernstück von Finanzminister Christian Lindner in der vergangenen Legislaturperiode hätte werden können. Doch „Hätte, hätte Fahrradkette“, wie Ex-Finanzminister Peer Steinbrück von der SPD so gerne zu sagen pflegte, bringt keine Punkte mehr im Berliner Politbetrieb.
„Das sollten wir noch beschließen“, warnte Vogel geradezu verzweifelt gegen Ende des Jahres. Doch niemand mochte sich erbarmen. Seiner Fraktion schwant geradezu, dass die FDP-Aktienrente für weitere Jahre auf Eis gelegt wird, nur weil es mit der politischen Wahrnehmung mit der FDP verbunden ist. Vogel erinnerte, dass die Arbeiten am Gesetz weit fortgeschritten gewesen sind. Lindner hatte bereits einen Referentenentwurf vorgelegt. Der erfuhr nun als „Aktien-Offensive“ den Overhaul – im Kern wohl für eine späte Offensive der FDP, mehr denn für die Aktienkultur.
Mit dem Ampel-Aus war der Kabinettsbeschluss sang- und klanglos untergegangen. Wobei nachträglich die Frage aufkommt, warum erst drei Jahre verstreichen mussten und die FDP auf den letzten Metern dermaßen ins Straucheln gekommen ist. Warum hat die FDP die Sache mit der Aktienente nicht mit Hochdruck vorangestellt, als noch ein Rest von Verständnis und Harmonie herrschte – im Umgang des Kabinetts untereinander.
Warum Deutschland bei kapitalgedeckter Altersvorsorge mit Scheuklappen unterwegs ist
Die Initiative der FDP zeigt einmal mehr, wie dringlich eine Reform unseres Rentensystems ist. Während andere Länder längst auf kapitalgedeckte Altersvorsorge setzen, dümpelt Deutschland vor sich hin und hadert mit der Frage, ob die Börse nicht Teufelszeug ist und das bisschen Rente nun auch nicht verzockt wird. Die Blockadehaltung und Beharrungskräfte in Reihen von SPD und Grünen, vor allem bei Linken und BSW sind enorm. So ganz hat Deutschland den Sozialismus auf deutschen Boden noch nicht überwunden.
Doch selbst bei der ernsten Auseinandersetzung mit dem Thema hapert es bereits. Wer etwa hat schon einmal mal die Chiffre 401(k) gegoogelt. Der wüsste, warum angestellte Amerikaner nicht nur bereitwillig, sondern geradezu enthusiastisch ihr Vermögen mit deinem Börsensparplan aufzubessern versuchen - und das zumeist mit riesigem Erfolg. Das Kürzel 401(k) verweist auf die entsprechende Steuervorschrift und den internen Code der amerikanischen IRS – dem Internal Revenue Service. Denn auch in den USA greift der verflixte Taxman nicht nur immer tief in die Taschen der Steuerzahler, sondern ermöglicht ihnen eine Altersvorsorge aufzubauen. Wie das geht?
Wie Amerikaner dem Taxman ein Schnippchen schlagen und per 401(k) ihr Altersdepot mehren
„Es gibt viele Möglichkeiten, sich für die Rente abzusichern. Eine der beliebtesten Formen der Altersvorsorge in den USA ist der 401 k Altersvorsorgeplan. Dabei handelt es sich um ein von einem Arbeitgeber gesponsertes Programm, bei dem ein Teil des Gehalts des Mitarbeiters automatisch auf ein spezielles Konto überwiesen wird. Diese Überweisungen werden von der Bundesregierung steuerlich begünstigt, was bedeutet, dass die eingezahlten Beträge von der Einkommensteuer abgezogen werden können. Zudem wächst das angesparte Vermögen steuerfrei, solange es im 401 k Konto verbleibt. Durch die steuerlichen Begünstigungen und das Wachstum des Vermögens aufgrund der Steuerfreiheit können im Laufe der Zeit beträchtliche Summen angesammelt werden. Darüber hinaus bietet der 401 k eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg, was das Risiko von Verlusten minimiert.“
Doch die Vorurteile gegen das amerikanische Gesellschaftssystem sind so hartnäckig, hat die Lernkurve einfach nicht steigt in Deutschland. Selbst der Verweis auf Norwegen, wo ein Staatsfonds seine Bürger absichert, lockert nicht die Vorbehalte. Stattdessen sind Milliarden in sinnlosen Riester-Sparplänen gebunkert, die sich nach und nach auflösen und nicht in der Substanz vermehren.
Die FDP scheint sich mit dem harten Oppositionskurs im letzten Jahr der Ampel-Koalition schwer verzockt zu haben. Nicht nur strategisch, sondern auch inhaltlich mit ein Thema, das zur Profilierung der kleinen Partei beigetragen hätte. Johannes Vogel ahnt das, kämpft zwar wacker und befürchtet dennoch, dass die Aktienrente der FDP im Orkus der Geschichte landet. Es sei denn, am 23. Februar 2025, dem drohenden Doomsday der FDP bei den Wahlen, gibt es doch noch eine Wähler-Hausse.