Finanzen

Inflation über Zwei-Prozent-Marke

Die Inflation in Deutschland bleibt hartnäckig über der Zwei-Prozent-Marke und belastet Verbraucher weiter. Besonders Dienstleistungen und der CO2-Preis treiben die Kosten spürbar in die Höhe, während Energie etwas günstiger wird. Experten erwarten erst 2025 eine Entspannung. Was das für Ihre Kaufkraft bedeutet, welche Zahlen überraschen und warum es trotzdem Hoffnung gibt, erfahren Sie hier.
10.12.2024 10:44
Lesezeit: 2 min

Die Inflation in Deutschland ist erneut gestiegen und hat im November vor allem in einem Bereich deutlich angezogen. Experten prognostizieren eine weiter anhaltende Preissteigerung.

Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte sich die Teuerungsrate in Deutschland, die im November erneut zulegte, bis ins kommende Jahr hinein über der Zwei-Prozent-Marke halten.

"Allein der Anstieg des CO2-Preises für Benzin, Heizöl und Gas sowie die Verteuerung des Deutschlandtickets, des Briefportos und der privaten Krankenversicherungen werden die Inflation um 0,3 Prozentpunkte erhöhen", sagt der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. Außerdem planen wieder mehr Handelsunternehmen, ihre Preise zu erhöhen.

All dies deutet darauf hin, dass die Inflation in Deutschland auch in den kommenden Monaten über zwei Prozent liegen wird. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Verbraucherpreise im November um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bereits im Oktober war die jährliche Rate nach zwei Monaten mit Rückgängen auf 2,0 Prozent geklettert und liegt nun erstmals seit Juli wieder über der Zwei-Prozent-Marke. Von Oktober auf November 2024 gingen die Verbraucherpreise allerdings um 0,2 Prozent zurück.

Steigende Inflationsrate – aber keine Teuerungswelle

Eine positive Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland: Trotz einiger Preisspitzen, etwa bei Butter im Supermarkt oder bei der Autoversicherung, bleibt die Inflation insgesamt auf einem relativ moderaten Niveau.

Mit einer massiven Teuerungswelle wie 2022, als Energie und Lebensmittel infolge des russischen Ukraine-Angriffs sprunghaft teurer wurden und die Inflationsrate fast neun Prozent erreichte, rechnet derzeit niemand. Hohe Inflation schmälert zwar die Kaufkraft der Verbraucher, da sie sich für ihr Geld weniger leisten können, doch diese Dynamik scheint aktuell begrenzt.

Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, sieht den aktuellen Anstieg als vorübergehend: "Ab dem Frühjahr dürfte die Inflation dann wieder nachgeben. Für 2024 dürfte die Teuerung im Jahresschnitt bei 2,2 Prozent liegen, 2025 dann bei 2,0 Prozent."

Preistreiber Dienstleistungen

Im November legten Dienstleistungen wie Restaurantbesuche, Flugtickets oder Versicherungen in Deutschland weiterhin überdurchschnittlich zu und verteuerten sich insgesamt um 4,0 Prozent. "Der kräftige Lohnanstieg der vergangenen Monate wirkt sich hier weiterhin aus und dürfte auch bis ins Jahr 2025 spürbar bleiben", analysiert Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS.

Für Lebensmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher 1,8 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr. Butter zum Beispiel verteuerte sich um fast 39 Prozent. Im Oktober lagen die Lebensmittelpreise allerdings noch stärker über dem Vorjahresniveau.

Energie günstiger

Ein Lichtblick zeigt sich bei den Energiekosten: Tanken und Heizen waren im November 2024 günstiger als im Vorjahr. Insgesamt sank der Energiepreis binnen Jahresfrist um 3,7 Prozent. In den Monaten zuvor war der Rückgang noch deutlicher und dämpfte somit die Inflationsrate stärker.

Zum 1. Januar 2025 steigt der Preis je Tonne Kohlendioxid (CO2) von 45 Euro auf 55 Euro. Dies könnte den Preis für Kraftstoffe wie Benzin und Diesel anheben. Ein Liter Benzin würde dann umgerechnet 2,4 Cent teurer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Urlaubsplanung: Wann sind halbe Urlaubstage erlaubt?
29.05.2025

Handwerkertermin, Arztbesuch oder Gang zur Behörde – in vielen Fällen reicht es aus, wenn Arbeitnehmer lediglich einen halben Tag frei...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Einer der einflussreichsten Manager Europas warnt: „China ist gefährlicher als Trump“
29.05.2025

China ist längst mehr als nur Werkbank – es ist der größte Stresstest für Europas Wirtschaft. Ex-Mærsk-Chef Nils Smedegaard Andersen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street kapituliert vor Krypto: Coinbase knackt den S&P 500
28.05.2025

Bitcoin steigt, Coinbase stürmt in den S&P 500 – und die Wall Street macht plötzlich auf Krypto. Doch ist das der Durchbruch oder nur...

DWN
Politik
Politik Grönland stellt den Westen kalt: "China wartet schon"
28.05.2025

Grönland droht dem Westen offen mit einem Schulterschluss mit China – aus Frust über mangelnde Investitionen in seine Rohstoffe. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tesla stürzt ab, China übernimmt – Litauen wird zum Diesel-Paradies Europas
28.05.2025

Während Tesla in Europa dramatisch Marktanteile verliert und chinesische Hersteller wie BYD das Steuer übernehmen, feiert Litauen ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nur schwache Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt
28.05.2025

Die Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt ist in diesem Jahr fast ausgeblieben – trotz saisonaler Impulse. Fachkräftemangel,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands Milliarden-Trick: Subventionen trotz EU-Verbot?
28.05.2025

Berlin will energieintensive Konzerne mit Milliarden entlasten – und pfeift dabei auf EU-Regeln. Ist das wirtschaftliche Notwehr oder ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Vorsicht vor Trickbetrügern: So schützen sich Wohnungssuchende vor Mietbetrug
28.05.2025

Der deutsche Wohnungsmarkt ist angespannter denn je. Das zieht Opportunisten an, welche die verzweifelte Suche nach Mietwohnungen...