Die Inflation in Deutschland ist erneut gestiegen und hat im November vor allem in einem Bereich deutlich angezogen. Experten prognostizieren eine weiter anhaltende Preissteigerung.
Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte sich die Teuerungsrate in Deutschland, die im November erneut zulegte, bis ins kommende Jahr hinein über der Zwei-Prozent-Marke halten.
"Allein der Anstieg des CO2-Preises für Benzin, Heizöl und Gas sowie die Verteuerung des Deutschlandtickets, des Briefportos und der privaten Krankenversicherungen werden die Inflation um 0,3 Prozentpunkte erhöhen", sagt der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. Außerdem planen wieder mehr Handelsunternehmen, ihre Preise zu erhöhen.
All dies deutet darauf hin, dass die Inflation in Deutschland auch in den kommenden Monaten über zwei Prozent liegen wird. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Verbraucherpreise im November um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bereits im Oktober war die jährliche Rate nach zwei Monaten mit Rückgängen auf 2,0 Prozent geklettert und liegt nun erstmals seit Juli wieder über der Zwei-Prozent-Marke. Von Oktober auf November 2024 gingen die Verbraucherpreise allerdings um 0,2 Prozent zurück.
Steigende Inflationsrate – aber keine Teuerungswelle
Eine positive Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland: Trotz einiger Preisspitzen, etwa bei Butter im Supermarkt oder bei der Autoversicherung, bleibt die Inflation insgesamt auf einem relativ moderaten Niveau.
Mit einer massiven Teuerungswelle wie 2022, als Energie und Lebensmittel infolge des russischen Ukraine-Angriffs sprunghaft teurer wurden und die Inflationsrate fast neun Prozent erreichte, rechnet derzeit niemand. Hohe Inflation schmälert zwar die Kaufkraft der Verbraucher, da sie sich für ihr Geld weniger leisten können, doch diese Dynamik scheint aktuell begrenzt.
Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, sieht den aktuellen Anstieg als vorübergehend: "Ab dem Frühjahr dürfte die Inflation dann wieder nachgeben. Für 2024 dürfte die Teuerung im Jahresschnitt bei 2,2 Prozent liegen, 2025 dann bei 2,0 Prozent."
Preistreiber Dienstleistungen
Im November legten Dienstleistungen wie Restaurantbesuche, Flugtickets oder Versicherungen in Deutschland weiterhin überdurchschnittlich zu und verteuerten sich insgesamt um 4,0 Prozent. "Der kräftige Lohnanstieg der vergangenen Monate wirkt sich hier weiterhin aus und dürfte auch bis ins Jahr 2025 spürbar bleiben", analysiert Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS.
Für Lebensmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher 1,8 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr. Butter zum Beispiel verteuerte sich um fast 39 Prozent. Im Oktober lagen die Lebensmittelpreise allerdings noch stärker über dem Vorjahresniveau.
Energie günstiger
Ein Lichtblick zeigt sich bei den Energiekosten: Tanken und Heizen waren im November 2024 günstiger als im Vorjahr. Insgesamt sank der Energiepreis binnen Jahresfrist um 3,7 Prozent. In den Monaten zuvor war der Rückgang noch deutlicher und dämpfte somit die Inflationsrate stärker.
Zum 1. Januar 2025 steigt der Preis je Tonne Kohlendioxid (CO2) von 45 Euro auf 55 Euro. Dies könnte den Preis für Kraftstoffe wie Benzin und Diesel anheben. Ein Liter Benzin würde dann umgerechnet 2,4 Cent teurer.