Wirtschaft

Deutsche Exporte brechen ein: Strukturkrise statt Flaute

Deutlicher Dämpfer für Deutschlands Exporteure: Im Oktober sank die Menge der ins Ausland gelieferten Waren erheblich. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden verringerten sich die Exporte im Vergleich zum September um 2,8 Prozent auf 124,6 Milliarden Euro. Damit verzeichneten sie den bislang stärksten Rückgang des Jahres. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat gingen die Ausfuhren um 2,8 Prozent zurück.
15.12.2024 17:38
Lesezeit: 2 min

Einbruch in den USA und China: Welche Märkte betroffen sind

Dabei brachen die Exporte in die USA, dem größte Zielmarkt für deutsche Ausfuhren, im Monatsvergleich um gut 14 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro ein. Die Ausfuhren nach China gingen zugleich um 3,8 Prozent zurück. Im Handel mit EU-Staaten sanken die Exporte um 0,7 Prozent.

Echte Strukturkrise: Warum Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verliert

Der Branchenverband BGA zeigt sich alarmiert. „Unsere Exporte sind nicht wettbewerbsfähig und für Importe fehlt die Nachfrage. Wir haben in Deutschland eine echte Krise. Und zwar nicht vorübergehend, sondern strukturell“, kommentiert BGA-Präsident Dirk Jandura die Zahlen. Wenn nicht schnell gegengesteuert werde, drohten immense Wohlfahrtsverluste und massiver Arbeitsplatzabbau. Jandura verlangte eine Modernisierung des Zolls sowie das weitere Vorantreiben des Mercosur-Abkommens mit Südamerika.

Nach zehn Monaten im laufenden Jahr steht der deutsche Außenhandel damit bei Gesamtexporten von 1,3 Billionen Euro, was einem Rückgang um 1,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum entspricht. Die Importe schrumpften in dieser Zeitspanne um 3,6 Prozent auf 1,1 Billionen Euro. Im Oktober sanken die Einfuhren im Vergleich zum September um 0,1 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Überschuss in der Außenhandelsbilanz von 13,4 Milliarden Euro.

Keine Hoffnung auf Wachstum: Prognosen für die Exportindustrie

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier glaubt nicht mehr an ein schnelles Anspringen des Exportmotors. Die deutsche Industrie stecke in einer handfesten Strukturkrise und habe international an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Treier sagt: „In diesem Jahr wird es kein Exportwachstum geben. Für das kommende Jahr ist allenfalls mit einer Stagnation zu rechnen.“

Die Bundesbank rechnet erst im Verlauf des kommenden Jahres mit einer leichten Erholung der Exportindustrie. Das Wettbewerbsumfeld bleibe aber schwierig und der Anpassungsdruck hoch, sodass die deutschen Exporteure langsamer wachsen dürften als der Weltmarkt, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Zum Wirtschaftswachstum werde der Export absehbar weniger beitragen als in früheren Erholungsphasen.

Trump und Zollstreitigkeiten: Ein Vorgeschmack auf kommende Konflikte

Der Auftakt ins vierte Quartal verheiße mit dem Minus im Oktober nichts Gutes, schrieb VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. „Auch wenn der deutliche Exportrückgang in die USA von Großaufträgen geprägt sein dürfte, gibt das Minus einen Vorgeschmack, was im Falle von handfesten Zollstreitigkeiten mit den USA drohen könnte.“

Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hatte sich zuletzt leicht verbessert. „Die Unternehmen sind verunsichert, warten aber noch ab, welche Handelspolitik Trump letztendlich umsetzen wird“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Umfragen beim Ifo-Institut. „Zudem hat der Dollar nach der Wahl kräftig aufgewertet, wovon die Exporteure profitieren können.“

Branchenausblick: Wer profitiert, wer verliert?

Wachsende Konkurrenz auf den Weltmärkten etwa aus China sowie strukturelle Probleme der deutschen Industrie wie teure Energie und viel Bürokratie machen der Exportnation Deutschland seit längerem zu schaffen. Schon im September waren die Exporte zurückgegangen.

Am stärksten ist laut Ifo-Umfrage weiter die Metallindustrie betroffen. Auch in der Automobilbranche rechnen die Unternehmen mit geringeren Ausfuhren. Die Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken stehen am besten da und erwarten steigende Exporte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Berge, Natur und ganz viel ROBINSON Flair – die perfekte Auszeit in den Alpen.

Manchmal ist das Gute so nah. Keine lange Anreise, kein Jetlag – und trotzdem diese einzigartige Mischung aus Freiheit, Erholung und...

DWN
Panorama
Panorama Ungewisse Dimensionen: Vogelgrippe in den USA alarmiert Fachleute
18.03.2025

Vor einem Jahr wurde die Vogelgrippe in den USA erstmals bei Milchkühen nachgewiesen. Zahlreiche Menschen haben sich infiziert, einer...

DWN
Politik
Politik Trump-Telefonat: Was kann das Telefongespräch mit Putin erreichen?
18.03.2025

US-Präsident Trump setzt sich für ein schnelles Ende des russischen Angriffskriegs ein. Doch Kremlchef Putin steht im Verdacht, eine...

DWN
Politik
Politik Bundestag-Abstimmung über Finanzpaket: Bewährungsprobe für Union und SPD
18.03.2025

Im Bundestag steht für den wahrscheinlichen künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an diesem Dienstag eine bedeutende Entscheidung...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz bringt laut Studie keinen Produktivitätssprung
17.03.2025

Künstliche Intelligenz (KI) wird laut einer aktuellen Studie in den kommenden Jahren kein "Produktivitätswunder" in Deutschland bewirken....

DWN
Politik
Politik Milliarden-Poker im Bundestag: CDU oder SPD - welche Partei profitiert wirklich?
17.03.2025

Auch wenn das milliardenschwere Schuldenpaket kommt, könnte die SPD die Koalitionsverhandlungen mit der Union noch platzen lassen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schwache Konjunkturprognosen: Deutsche Wirtschaft steckt tief in der Krise - was jetzt passieren muss!
17.03.2025

Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland bleibt aus und die Preise steigen weiter: Zwei aktuelle Konjunkturprognosen zeichnen ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Burn-out: Wenn der Job zur Belastung wird
17.03.2025

Ständig müde, antriebslos und innerlich gekündigt? Burn-out ist eine schleichende Gefahr, die jeden treffen kann – doch es gibt Wege...

DWN
Finanzen
Finanzen Steyr Motors-Aktie: Kursrallye hält an – was Anleger jetzt wissen müssen
17.03.2025

Die Steyr Motors-Aktie setzt ihren beeindruckenden Aufwärtstrend fort und bleibt einer der großen Gewinner am deutschen Börsenparkett....