Politik

Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und plündern. Der Oppositionsführer meldet sich aus dem Ausland zu Wort.
26.12.2024 07:05
Lesezeit: 1 min

Zwei Tage nach der Verkündung des Wahlergebnisses in Mosambik spitzt sich die Lage in dem südostafrikanischen Land zu. Nach Angaben der zivilgesellschaftlichen Organisation Plataforme Decide sind seit Montag bei Protesten mindestens 56 Menschen ums Leben gekommen, 380 weitere wurden verletzt. Besonders betroffen sind die Hauptstadt Maputo sowie die Städte Beira und Nampula. Mosambiks Innenminister hatte am Dienstagabend von 21 Toten und 25 Verletzten gesprochen.

Die Unruhen begannen, nachdem der Verfassungsrat am Montag die Wahl von Daniel Chapo, Kandidat der seit 49 Jahren regierenden Frelimo-Partei, mit 65 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten bestätigte. Oppositionsführer Venâncio Mondlane, der demnach auf 24 Prozent der Stimmen kam, wies das Ergebnis als manipuliert zurück. Er kündigte in einer Rede via Facebook an, sich am 15. Januar zum Präsidenten zu erklären. Er hält sich seit Beginn der Unruhen nach der Wahl im Oktober im Ausland auf.

Chaos in der Hauptstadt Maputo

In Maputo und anderen Städten wurden Geschäfte geplündert und Fahrzeuge und Gebäude, darunter Polizeistationen und Parteizentralen der Frelimo, in Brand gesetzt. Aus einem Gefängnis entkamen 86 Häftlinge, nachdem es von Demonstranten gestürmt wurde. Am Mittwoch kam es zu einem weiteren Gefängnisausbruch, bei dem Hunderte Häftlinge befreit worden sein sollen.

Die Proteste lähmen das öffentliche Leben. In Maputo errichteten Demonstranten Straßensperren, zerstörten Strommäste und raubten Banken aus, wie ein dpa-Reporter vor Ort berichtete. Viele Bewohner der Hauptstadt blieben am Weihnachtstag zu Hause, da sie Übergriffe befürchteten. Die Regierung setzt neben der Polizei auch Spezialkräfte des Militärs und des Grenzschutzes ein.

Südafrika bietet Vermittlung an

Die Lage bleibt angespannt. Oppositionsführer Mondlane forderte seine Anhänger auf, friedlich zu protestieren. Das Außenministerium des Nachbarlands Südafrika rief die Konfliktparteien zu einem politischen Dialog auf und bot Unterstützung bei einer Vermittlung an.

In Mosambik leben rund 35 Millionen Menschen, von denen viele unter Armut und Misswirtschaft sowie den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Die Partei Frelimo regiert die frühere portugiesische Kolonie seit 1975. Seit 1994 finden regelmäßige Wahlen statt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...