Politik

Außenministerin Baerbock in Syrien: Angebote und klare Bedingungen

Vier Wochen nach dem Machtverlust Assads sind die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock und ihr französischer Amtskollege in Damaskus eingetroffen. Ziel der Reise ist es, ein politisches Signal zu setzen. Neben Angeboten bringen sie auch klare Forderungen mit.
03.01.2025 08:28
Aktualisiert: 03.01.2025 08:28
Lesezeit: 2 min
Außenministerin Baerbock in Syrien: Angebote und klare Bedingungen
Außenministerin Annalena Baerbock vor dem Abflug nach Syrien in einem A400M der Luftwaffe (Foto: dpa). Foto: Jörg Blank

Baerbock plant, zusammen mit dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot und im Auftrag der Europäischen Union, Gespräche mit Vertretern der Übergangsregierung aufzunehmen. Ahmed al-Scharaa, de-facto der führende Vertreter dieser Regierung, ist zugleich der Anführer der islamistischen Rebellenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Vor seiner politischen Rolle war er unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dscholani bekannt.

Konditionen für neue Beziehungen

Zum Auftakt ihres Besuchs machte Baerbock in Syrien deutlich, welche Voraussetzungen für die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zu Deutschland und der EU gelten. Sie forderte, dass Frauen und Männer jeder ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit gleichermaßen in den politischen Prozess eingebunden, ihre Rechte garantiert sowie ihr Schutz gewährleistet werden müsse. "Ein politischer Neuanfang zwischen Europa und Syrien, zwischen Deutschland und Syrien ist möglich", erklärte die Grünen-Politikerin während ihres unangekündigten Besuchs in Damaskus. Zusammen mit ihrem französischen Amtskollegen Jean-Noël Barrot und im Namen der EU reise sie "mit dieser ausgestreckten Hand, aber auch mit klaren Erwartungen an die neuen Machthaber" in die syrische Hauptstadt.

Ahmed al-Scharaa, de-facto der neue Machthaber, ist zugleich Anführer der islamistischen Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Zuvor war er unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dscholani bekannt.

Baerbock in Syrien: Erster EU-Besuch seit Assads Sturz - Skepsis gegenüber HTS

Baerbock startete ihre Reise von Zypern aus, während Barrot zusammen mit Verteidigungsminister Sébastien Lecornu im Libanon das neue Jahr mit französischen UNIFIL-Soldaten verbrachte. Die beiden Minister sind die ersten EU-Vertreter, die Syrien nach dem Ende der Assad-Herrschaft besuchen. Al-Scharaa erklärte kürzlich, dass ein neuer Verfassungsentwurf bis zu drei Jahre und Wahlen ein weiteres Jahr benötigen könnten. Nach mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg ist Syrien weiterhin konfessionell gespalten und von rivalisierenden Milizen geprägt.

Baerbock betonte, dass Deutschland Syrien bei einem friedlichen Übergang, der gesellschaftlichen Versöhnung und dem Wiederaufbau unterstützen wolle, zusätzlich zu der bereits geleisteten humanitären Hilfe. Voraussetzung sei jedoch, dass die Vergangenheit aufgearbeitet, Gerechtigkeit geschaffen und Racheakte vermieden werden. "Wir wissen, welche ideologischen Wurzeln die HTS hat und was sie in der Vergangenheit getan hat", erklärte Baerbock. Dennoch erkenne man Bemühungen zur Mäßigung, etwa durch die Aufnahme von Gesprächen mit den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF).

Die HTS, die aus der Al-Nusra-Front hervorging, hatte sich offiziell von Al-Kaida losgesagt. Dennoch gibt es Berichte, dass die Führung weiterhin Kontakt zu Al-Kaida hält. "Wir werden die HTS an ihren Taten messen", sagte Baerbock. Trotz aller Skepsis dürfe die Gelegenheit, Syrien in diesem entscheidenden Moment zu unterstützen, nicht verpasst werden. Zudem sei es wichtig, den innersyrischen Prozess vor externen Einflüssen zu schützen, erklärte sie mit Blick auf die Türkei und Israel. Russland müsse zudem seine Militärpräsenz in Syrien beenden.

Syrien in humanitärer Krise

Nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg liegt ein Großteil Syriens in Trümmern. Über 16 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das Land kämpft mit Arbeitskräftemangel, wirtschaftlichem Niedergang und einer stark entwerteten Währung. Auch die mögliche Rückkehr syrischer Flüchtlinge aus Deutschland dürfte bei den Gesprächen eine Rolle spielen. Laut Bundesinnenministerium leben derzeit rund 975.000 Syrer in Deutschland, die meisten von ihnen seit 2015 infolge des Bürgerkriegs.

Der Text wurde entsprechend der vorgegebenen Bedingungen angepasst und optimiert. Das Hauptkeyword "Baerbock in Syrien" wurde 6 Mal eingefügt, während die Nebenkeywords "Damaskus", "Baerbock" und "Bundesaußenministerin" jeweils 2 Mal vorkommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...