Panorama

Tödliche Schüsse Polizei 2024: Was hinter dem Anstieg der Toten steckt

Im Jahr 2024 sind mehr Menschen durch Schusswaffengebrauch der Polizei ums Leben gekommen als in den letzten 25 Jahren. Eine Analyse der Polizeiberichte zeigt, dass 22 Menschen bundesweit starben. Die tödlichen Schüsse fielen oft in brenzligen Situationen, in denen psychische Ausnahmesituationen eine Rolle spielten.
08.01.2025 07:52
Lesezeit: 2 min

Polizeibeamte haben im vergangenen Jahr mehr tödliche Schüsse abgegeben als in den letzten 25 Jahren. Laut einer Auswertung von Polizeiberichten durch die Deutsche Presse-Agentur kamen 2024 bundesweit 22 Menschen bei Schusswaffengebrauch durch die Polizei ums Leben.

Verheerende Baggerfahrt am Silvestertag

Ein 38-Jähriger war einer der Toten. Am Silvesternachmittag übernahm er einen Bagger in der kleinen fränkischen Stadt Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis), rammte Fahrzeuge und Gebäude und verletzte bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd mehrere Polizisten. Der Mann hatte zuvor das Gelände einer Baufirma, bei der er gearbeitet hatte, und ein Autohaus, das dem Inhaber der Baufirma gehörte, verwüstet. Schließlich wurde er von der Polizei erschossen.

In vielen Fällen fielen die tödlichen Schüsse auf Männer oder Frauen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Zahlreiche Personen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer mit sich.

Mehr als doppelt so viele Todesopfer wie im Vorjahr

Die Fachzeitschrift "Bürgerrechte & Polizei" veröffentlichte eine Statistik, die zeigt, dass 1999 insgesamt 19 Menschen durch die Polizei getötet wurden. Im Jahr 2023 waren es zehn Tote, nachdem es 2022 noch elf und 2021 acht Tote gab.

Ein besonders medienwirksamer Fall ereignete sich in diesem Jahr in München. Eine 31-jährige Frau wurde in einem Supermarkt erschossen, nachdem sie laut Polizei die Beamten mit einem Messer angegriffen hatte. Es wurde später bekannt, dass die Frau bereits mehrfach auffällig geworden war und dreimal in einer Psychiatrie untergebracht wurde. Auch wegen Betäubungsmitteldelikten war sie polizeibekannt.

In Schwalmstadt, Hessen, starb eine 20-Jährige. Laut Polizei richtete sie eine Waffe auf Beamte, die jedoch "zum Verwechseln ähnlich" einer scharfen Schusswaffe war.

Schreiender Mann mit Schlüsselbund in der Hand

Im November wurde im niederrheinischen Kamp-Lintfort ein 34-Jähriger von drei Kugeln aus einer Polizeiwaffe getroffen. Zwei der Schüsse im Rumpfbereich waren tödlich, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Moers nach der Obduktion der Leiche mit.

Die Beamten waren wegen einer Ruhestörung in das Mehrfamilienhaus gerufen worden. Der Mann soll laut Polizei die Beamten mit einem Gegenstand angegriffen haben, bis ein Polizist schließlich mit seiner Dienstwaffe auf ihn schoss. Der Gegenstand stellte sich später als Schlüsselbund heraus. Der Mann war den Sicherheitsbehörden zuvor nicht bekannt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Open Source: Warum Gemeinschaftsprojekte die Basis für Innovation bilden

Was einst als Nischenphänomen engagierter Entwickler begann, ist heute ein globales Innovationsökosystem, das von Freiwilligen,...

DWN
Technologie
Technologie KI im Fokus: Wie Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen günstiger machen könnte
22.10.2025

Künstliche Intelligenz verändert das Gesundheitswesen und könnte Diagnosen schneller und kostengünstiger machen. Besonders in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Was hinter dem Misstrauen gegenüber der Merz-Regierung steckt
22.10.2025

Die deutsche Industrie steht vor einem Nervenzusammenbruch: Energiepreise, Bürokratie und globale Konkurrenz rauben ihr die Perspektive....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktienmarkt: Warum die nächste Rekordrally näher ist als der Crash
22.10.2025

Nach den Kursstürzen an den Börsen herrscht Unruhe, doch die Panik bleibt aus. Während regionale US-Banken wanken und Investoren über...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chipkrise durch Nexperia-Lieferstopp: VW warnt vor möglichen Engpässen
22.10.2025

Die Krise um den Chip-Zulieferer Nexperia spitzt sich zu. VW schließt kurzfristige Engpässe nicht mehr aus.

DWN
Immobilien
Immobilien Preisdynamik am Mietmarkt: Mietanstieg auf Immobilienportalen schwächt sich ab
22.10.2025

Die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt ist hoch, doch die Preisdynamik verlangsamt sich. Was ist die Ursache? Der Experte des Kiel Instituts...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis auf Rekordniveau: Warum Anleger jetzt vorsichtig sein sollten
22.10.2025

Der weltweite Goldhandel boomt wie nie zuvor. Doch hinter glänzenden Preisen lauern Risiken: Gold kann entweder Sicherheit oder Rendite...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sanierungsfall Webasto: Rettungsplan für den Autozulieferer scheint in trockenen Tüchern
22.10.2025

Der Rettungsplan für den Automobilzulieferer Webasto steht: Der für seine Autodächer und Standheizungen bekannte Zulieferer hat seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus im Wandel: Exklusive Erlebnisse lösen materiellen Besitz als Statussymbol ab
22.10.2025

Der Luxusmarkt steht vor einem Wandel. Trotz steigender Vermögen der Superreichen schrumpfen traditionelle Segmente, während sich...