Panorama

Größerer Stellenabbau geplant an Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden

Stellenabbau an deutschen Flughäfen: Leipzig, Dresden und andere Standorte stehen unter Druck, während Ryanair an kleinen Flughäfen expandiert. Teure Infrastrukturinvestitionen, weniger innerdeutsche Flüge und steigende Gebühren verstärken die Krise. Wie die Luftfahrtbranche zwischen Stellenkürzungen und Wachstum bei Billigfliegern balanciert, erfahren Sie hier.
10.01.2025 07:24
Aktualisiert: 10.01.2025 07:34
Lesezeit: 2 min
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Die finanziellen Probleme der Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden führen zu einem weitreichenden Stellenabbau. Wie die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG) mitteilte, könnten bis Ende 2026 bis zu 250 Arbeitsplätze gestrichen werden. Ursprünglich war von 122 Stellen die Rede. Die Unternehmensgruppe beschäftigt derzeit rund 1200 Mitarbeiter. Zuerst berichtete die "Leipziger Volkszeitung" über die höheren Zahlen.

Führungsebene und Verwaltung besonders betroffen

Der Abbau soll schrittweise erfolgen. Besonders die Führungsebene und die Verwaltung an den beiden Standorten werden betroffen sein, während der operative Bereich weitgehend verschont bleibt.

Die MFAG befindet sich seit Jahren in einer angespannten finanziellen Lage. Hohe Verluste, bedingt durch Abschreibungen auf Infrastrukturinvestitionen, belasten das Unternehmen. Zudem verweigerten Banken die Auszahlung vereinbarter Kredite, da wichtige Sanierungsziele nicht erreicht wurden.

Finanzlücke von 145 Millionen Euro geschlossen

Im vergangenen Jahr konnte eine akute Finanzkrise abgewendet werden. Durch neue Bankkredite und Zuschüsse der Gesellschafter Sachsen und Sachsen-Anhalt wurde eine Finanzierungslücke von 145 Millionen Euro geschlossen. Damit ist die Finanzierung bis Ende 2026 gesichert. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Situation der Flughäfen schwierig.

Innerdeutsche Flüge halbiert – Ryanair setzt auf Regionalflughäfen

Fliegen innerhalb Deutschlands ist teurer geworden, was weiterhin das Angebot beeinflusst. Besonders innerdeutsche Verbindungen bleiben dauerhaft eingeschränkt, wie aus einer Flugplan-Auswertung des Branchenverbands BDL hervorgeht.

Angebot bei Inlandsflügen drastisch reduziert

Von Januar bis Juni 2025 liegt das Sitzplatzangebot bei innerdeutschen Flügen nur bei 50 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Dezentrale Verbindungen außerhalb der Drehkreuze München und Frankfurt erreichen lediglich 20 Prozent. Insgesamt bietet der Flugverkehr in Deutschland 86 Prozent der Plätze vor der Pandemie an. Der Europaverkehr liegt bei 91 Prozent, während Verbindungen nach Übersee mit 96 Prozent fast das alte Niveau erreichen.

Ryanair setzt auf kleinere Flughäfen

Anders sieht es bei Ryanair aus. Der irische Billigflieger reagiert auf die hohen Steuern und Gebühren an großen Flughäfen, indem er verstärkt kleinere Regionalflughäfen anfliegt. Besonders aktiv ist Ryanair in Memmingen, Weeze, Karlsruhe/Baden-Baden und Hahn im Hunsrück. Memmingen verzeichnet mit 197 Prozent des Aufkommens von 2019 einen Rekordwert.

Für den Sommerflugplan 2025 plant Ryanair 14 neue Strecken, darunter von Münster, Karlsruhe, Bremen, Weeze und erstmals Lübeck. Zwei zusätzliche Flugzeuge sollen in Karlsruhe und Weeze stationiert werden. Mit rund 800.000 zusätzlichen Plätzen kann Ryanair die zuvor gestrichenen 1,8 Millionen Plätze an anderen deutschen Flughäfen jedoch nicht vollständig kompensieren.

Forderung nach niedrigeren Steuern und Gebühren

Ryanair-Chef Eddie Wilson fordert die Abschaffung der Luftverkehrssteuer sowie niedrigere Gebühren für Lotsenleistungen und Passagierkontrollen. Er stellt in Aussicht, bei verbesserten Bedingungen die Passagierzahl in Deutschland innerhalb von sieben Jahren von derzeit 17 Millionen auf 34 Millionen zu verdoppeln.

Ausblick: Herausforderungen und Chancen

Während die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden mit einem Stellenabbau kämpfen, zeigt Ryanair, wie Regionalflughäfen trotz steigender Kosten Wachstumschancen nutzen können. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich der deutsche Flugverkehr langfristig entwickelt und ob Anpassungen in der Steuer- und Gebührenpolitik für eine Stabilisierung sorgen können.

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