Seit dem 1. Januar dieses Jahres werden sie geboren – die Angehörigen der Generation Beta. So berichten es englischsprachige Medien, die sich auf Demografen und Soziologen stützen. Auch in Deutschland findet diese Einteilung zunehmend Beachtung.
Die Generation Beta stellt die nächste Alterskohorte bis etwa 2040 dar. Vor ihr waren die Generationen Alpha und Z (auch Gen Z genannt) die Vorgänger. Doch wie fundiert und sinnvoll sind solche Etiketten eigentlich?
"Es handelt sich eher um populärwissenschaftliche Kategorien", sagt der Generationenforscher Rüdiger Maas, Autor des Buches "Konflikt der Generationen".
Der Soziologe und Jugendforscher Klaus Hurrelmann erklärt: "Die Einteilungen haben sich besonders im Marketing und in der Werbung etabliert, aber auch in der Wissenschaft."
Boomer und Millennials
Alle etwa 15 Jahre erscheint eine neue Generation. Auf die zahlreichen und selbstbewussten Babyboomer folgte von 1965 bis 1979 die Generation X oder Generation Golf, die von hoher Arbeitslosigkeit geprägt war.
Es folgte die Generation Y, auch Millennials genannt, die zwischen 1980 und 1994 oder bis Ende der 90er Jahre geboren wurde. Sie erlebte in ihrer Jugendphase nicht mehr den Ost-West-Konflikt, aber dafür die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die Finanzkrise.
Die zwischen 1995 und 2010 Geborenen gehören zur Gen Z, die in den letzten Jahren häufig in den Schlagzeilen war, unter anderem aufgrund von Vorwürfen, es fehle ihr an guter deutscher Arbeitsmoral.
Glaube an Generationen hat etwas von Sternzeichen
Natürlich sind diese Einteilungen teilweise willkürlich – die Kinder, die seit dem 1. Januar zur Welt kamen, unterscheiden sich nicht von denen, die Ende 2024 geboren werden. "Das hat eher etwas von Sternzeichen", meint Maas.
Auch werden häufig Phänomene mit bestimmten Altersgruppen verbunden, die diese gar nicht im Ganzen kennzeichnen. Maas nennt als Beispiel die Gleichsetzung der Gen Z mit Fridays for Future und Nachhaltigkeit. Eine Studie seines Instituts für Generationenforschung zeigt, dass sich nur etwa 15 Prozent der jungen Menschen damit identifiziert haben.
Kriege und technische Neuerungen prägen die Persönlichkeit
Unbestreitbar ist, dass es Generationenunterschiede gibt. Dies zeigt sich schon in alltäglichen Dingen: Die älteren Generationen klingeln noch an Haustüren, anstatt eine WhatsApp-Nachricht zu schicken: "Stehe unten." Sie telefonieren gerne und häufig, anstatt Sprachnachrichten zu senden.
"Die Grundidee von Alterskohorten ist nachvollziehbar", sagt Hurrelmann im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Kriege, Umwälzungen und technische Neuerungen hinterlassen Spuren in der Persönlichkeit von Menschen, vor allem in der Jugendzeit, in der sie für ihr Leben geprägt werden. Natürlich ist jeder einzigartig, doch es gibt viele Gemeinsamkeiten." Besonders die Generation, die um 2020 in die Pubertät kam, wurde stark von der Corona-Pandemie beeinflusst.
Heutige Teenager – eine Generation Corona?
"Studien zeigen, dass dies zu erheblicher Verunsicherung geführt hat. Man könnte sogar von einer 'Generation Corona' sprechen." Dabei ist zu beachten, dass die Erfahrungen nicht für alle gleich waren: "Es spielt eine große Rolle, ob man die Pandemie in einem stabilen Elternhaus erlebt hat, in dem die Eltern gut verdienten und Homeoffice möglich war, oder ob die Eltern wirtschaftliche Probleme hatten." Solche Unterschiede werden durch die stereotypen Einteilungen in Generationen leicht übersehen.
Was die Generation Beta erleben wird
Maas erklärt: "Von einer neuen Generation kann man sprechen, wenn sich die Lebensbedingungen deutlich verändern." Die Generation Z – geboren zwischen 1995 und 2010 – ist beispielsweise die erste Generation, die von Anfang an mit Social Media und dem Cyberraum vertraut ist. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind kaum abzuschätzen.
"Die Angehörigen der Generation Z fassen ihr Smartphone 4000- bis 5000-mal am Tag an und entsperren es Hunderte Male", sagt Maas. "Man kann wohl sagen, dass noch nie in der Geschichte ein Objekt so oft genutzt wurde."
Für die, die seit dem 1. Januar den Namen "Generation Beta" tragen, erwartet Maas, dass sie noch stärker digitalisiert sein werden, vor allem durch den Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI). "Sie werden überwiegend in Berufen arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt. Sie werden in einen Arbeitsmarkt eintreten, in dem es keine Erfahrungswerte gibt und niemanden, der sie einarbeitet – sie sind die Ersten."
In einer Welt, in der es immer schwieriger wird, zu wissen, welchen Daten man vertrauen kann, wird die Unterscheidung zwischen echten und KI-generierten Inhalten immer wichtiger. Maas ist überzeugt: "Die Lebensrealität der heutigen Babys wird durch KI nicht einfacher, sondern deutlich komplexer und herausfordernder."
Hurrelmann meint, dass man über die Generation Beta noch nicht viel Verlässliches sagen kann – abgesehen von einem Punkt: Es wird voraussichtlich eine sehr kleine Generation werden, da die Geburtenzahlen sinken. "Schon bei der aktuellen Bundestagswahl waren 60 Prozent der Wahlberechtigten 50 Jahre oder älter. Die Generation Beta wird daran nichts ändern."