Unternehmen

Stellenabbau 2025: Deutsche Elektroindustrie vor schweren Einschnitten

Stellenabbau in der Elektroindustrie: Die Branche sieht einem schwierigen Jahr entgegen. Hohe Kosten, Überregulierung und schwache Exportmärkte belasten Unternehmen. Der Branchenverband fordert von der neuen Bundesregierung rasche Reformen, um den Standort Deutschland zu retten.
29.01.2025 13:26
Aktualisiert: 29.01.2025 13:26
Lesezeit: 2 min
Stellenabbau 2025: Deutsche Elektroindustrie vor schweren Einschnitten
Roboter arbeiten in einem neuen Werk zur Batterieherstellung der Lion Smart Production GmbH. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Lion E-Mobility AG aus der Schweiz für die Produktion von elektrischen Energiespeichern und Lithium-Ionen-Batteriesystemtechnik, die im südthüringinschen Hildburghausen gefertigt werden. Derzeit sind etwa 15 Mitarbeitende bei Lion Smart in Hildburghausen tätig. Werden auch sie vom drohenden Stellenabbau betroffen sein? (Foto: dpa) Foto: Martin Schutt

Produktionsrückgang und Personalabbau: Die Flaute in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie hält auch 2025 an. "Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen Zuversicht. Die Stimmung zu drehen, ist die wichtigste Aufgabe der neuen Bundesregierung", mahnt der Präsident des Branchenverbands ZVEI, Gunther Kegel.

Bei der preisbereinigten Produktion elektrotechnischer und elektronischer Güter "Made in Germany" erwartet der Verband im laufenden Jahr ein Minus von zwei Prozent. Damit wäre der Einbruch zumindest nicht mehr ganz so stark wie im vergangenen Jahr. Kegel schränkt jedoch ein: "Wir sehen im Moment noch keine Trendumkehr, allenfalls erste Hoffnungszeichen."

Drohender Stellenabbau

Viele Unternehmen hätten bislang notwendige Schritte zum Personalabbau vermieden. "Das wird mit dem trüben Ausblick für 2025 jetzt sicherlich anders werden", sagt der ZVEI-Präsident. "Die Branche holt das jetzt nach, was man 2024 aufgrund des Prinzips Hoffnung noch ein wenig ausgesetzt hat."

Er hoffe dennoch auf weitgehend stabile Beschäftigtenzahlen mit höchstens einem oder zwei Prozentpunkten Rückgang. "Ob sich das bewahrheitet, hängt sehr stark von den politischen Geschehnissen in den nächsten Wochen und Monaten ab", so Kegel.

Zu viele Vorschriften, zu hohe Steuern

Kegel, der den Mannheimer Sensorhersteller Pepperl+Fuchs leitet, betont: "Der Industriestandort Deutschland ist überreguliert und zu teuer. Er behindert unternehmerische Initiative und hat an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren." Seit mittlerweile 15 Jahren wachse die globale Produktion dynamischer als die deutsche, Deutschland drohe die "Verzwergung".

Zu viel Bürokratie bremse Innovationen hierzulande. Die Unternehmenssteuerbelastung müsse "auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau abgesenkt" werden, fordert der ZVEI. Auch die Strompreise seien zu hoch: Die Stromsteuer müsse für alle Verbrauchergruppen – private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen – auf den europäischen Mindestsatz gesenkt werden.

Schwieriges Jahr 2024

Im vergangenen Jahr gab es zahlreiche Dämpfer für Deutschlands Elektro- und Digitalhersteller:

  • Weniger produziert: Die preisbereinigte Produktion brach von Januar bis einschließlich November im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als neun Prozent ein. Damit fällt die Bilanz noch schlechter aus, als die im Oktober bereits auf minus sieben Prozent nach unten korrigierte Produktionsprognose erwarten ließ.
  • Weniger Umsatz: Bei den nominalen Erlösen verzeichnete die Branche in diesem Elf-Monats-Zeitraum einen Rückgang um sechseinhalb Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich nach ZVEI-Hochrechnung somit ein Umsatz von etwa 223 Milliarden Euro – nach 238 Milliarden Euro im Jahr davor.
  • Weniger Exporte: Die Elektroexporte gingen von Januar bis November 2024 um vier Prozent zurück. Alle wichtigen Absatzmärkte drehten ins Minus, darunter auch die beiden größten Märkte China und USA.
  • Weniger Beschäftigte: Zuletzt waren in der Branche in Deutschland gut 892.000 Menschen tätig und somit zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Hoffen auf die neue Bundesregierung

"Um ein weiteres Rezessionsjahr zu vermeiden, muss die kommende Bundesregierung dringend handeln", mahnt ZVEI-Präsident Kegel. "Wir brauchen eine Effizienzwende – nicht nur technologisch, sondern insbesondere auch politisch und regulatorisch: Weniger Bürokratie, mehr Freiheit für Unternehmergeist, mehr Raum für Innovationen." Die neue Bundesregierung müsse "von Tag eins an" für neue Zuversicht in Deutschland sorgen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...

DWN
Politik
Politik Merz und Co.: „Beste Bundesregierung seit Jahrzehnten“? AfD holt auf
18.07.2025

Merz hatte versprochen, dass die Bürger bis zum Sommer merken, wie sich die Lage verbessere. Nun ist es so weit. Doch die Deutschen merken...

DWN
Politik
Politik EU-Diplomaten stellen dem Iran ein Ultimatum – mit Sanktionen
18.07.2025

Europa erhöht den Druck auf Teheran: Sollte der Iran keine Fortschritte im Atomstreit erzielen, drohen umfassende UN-Sanktionen. Doch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel am Bau: Abwanderung von 45.000 Bauarbeitern
18.07.2025

Ein alltägliches Bild in Deutschland: stillstehende Baustellen ohne Bauarbeiter und der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft verschärft...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket der EU gegen Russland verhängt - nach Einigung mit der Slowakei
18.07.2025

In der Europäischen Union war bisher das 18. Sanktionspaket gegen Russland am Widerstand der Slowakei gescheitert. Das mitteleuropäische...

DWN
Politik
Politik Zwei Billionen für Europa: Sicherheit statt Landwirtschaft
18.07.2025

Zwei Billionen Euro für Sicherheit, Digitales und Ukraine – und dafür weniger für Bauern und Regionen? Der neue EU-Haushalt entfacht...

DWN
Politik
Politik EU-Subventionen: Wann Mittelmissbrauch vorliegt – und welche Folgen drohen
18.07.2025

Scheinworkshops, falsch datierte Rechnungen oder fehlerhafte Verträge: Der Missbrauch von EU-Fördermitteln kann schnell passieren – und...