Politik

Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn auch großen – Minderheit wider, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
05.02.2025 13:16
Aktualisiert: 05.02.2025 13:16
Lesezeit: 2 min

Abstimmungen zur Migration: Jeder Zweite sieht kein Problem

Dass die Union im Bundestag zur Durchsetzung ihrer Migrationspolitik-Vorschläge eine Mehrheit mit der AfD in Kauf genommen hat, finden etwa die Hälfte der Deutschen in Ordnung. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.

Laut der Umfrage halten 38 Prozent der Wahlberechtigten dieses Vorgehen für falsch oder eher falsch. 52 Prozent der Befragten finden es richtig oder eher richtig, dass Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) Vorschläge zur Verschärfung der Migrationspolitik und einen Gesetzesentwurf zur Abstimmung stellte, für den eine Mehrheit nur mit Hilfe der AfD wahrscheinlich war. Elf Prozent der rund 2.500 Befragten machten keine Angaben oder entschieden sich für keine der Antwortmöglichkeiten.

Mehrheit für generelle Zurückweisungen

Den Vorschlag der Union, an deutschen Grenzen auch Menschen ohne Einreiseerlaubnis, die Asyl beantragen wollen, zurückzuweisen, befürworten 63 Prozent der Deutschen. Jeder vierte Wahlberechtigte (25 Prozent) ist dagegen.

Die Fraktionen von SPD, Grünen und Linkspartei hatten die Union scharf kritisiert, weil sie am vergangenen Mittwoch einen Antrag zu umfassenden Zurückweisungen an der Grenze zur Abstimmung gestellt hatte, der dann mit den Stimmen von FDP und AfD beschlossen wurde. Ein Gesetzentwurf der Union, der unter anderem vorsah, den Familiennachzug für Menschen mit eingeschränktem Schutzstatus bis auf Weiteres zu beenden, fand am Freitag trotz der AfD-Stimmen keine Mehrheit.

Glaubwürdigkeit mit Fragezeichen

SPD, Linke und Union hatten zuvor vergeblich versucht, Merz von der Idee abzubringen, die Vorschläge der Union zur Abstimmung zu stellen und damit zu riskieren, dass die AfD erstmals einem Vorhaben zu einer Mehrheit verhilft. Merz hatte seinerseits mehrfach betont, er schließe eine Zusammenarbeit mit der AfD aus. Deren Ziel sei es schließlich, die CDU zu zerstören. Ob diese Beteuerung von Merz wirklich so gilt, ziehen einige Wählerinnen und Wähler jedoch infrage.

Auf die Frage „Halten Sie die Aussage von Friedrich Merz, dass er eine Koalition mit der AfD ausschließt, für glaubwürdig oder nicht?“ antwortete knapp die Hälfte der Teilnehmer (49 Prozent) der YouGov-Umfrage mit „glaubwürdig“. Etwas weniger als jeder Dritte (32 Prozent) hält die Beteuerung des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion für nicht glaubwürdig. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) traute sich in dieser Frage kein Urteil zu oder wollte sich nicht dazu äußern.

62 Prozent gegen Regierungsbeteiligung der AfD

Nicht nur die Union, sondern auch SPD und Grüne schließen Koalitionen mit der AfD generell aus – sowohl im Bund als auch in den Ländern. Wie aus den Ergebnissen der Umfrage hervorgeht, findet das die Mehrheit der Wahlberechtigten ebenfalls gut so. Auf die Frage, ob die AfD Teil der nächsten Bundesregierung sein sollte, antworteten 52 Prozent der Teilnehmer mit „Nein“, weitere 10 Prozent mit „eher nein“. 21 Prozent der Befragten entschieden sich für „Ja“. Das entspricht in etwa dem Zustimmungswert, den die AfD zuletzt in Wahlumfragen erreichte. Elf Prozent der Befragten beantworteten die Frage nach einer AfD-Regierungsbeteiligung mit „eher ja“. Nur sechs Prozent äußerten zu dieser Frage keine Meinung.

Am stärksten war die Ablehnung einer möglichen AfD-Beteiligung an der nächsten Bundesregierung laut YouGov unter denjenigen, die bei der Bundestagswahl 2021 die Grünen wählten. Doch auch bei den Anhängern von CDU/CSU, Linkspartei und SPD lag der Anteil derjenigen, die strikt oder eher dagegen sind, bei jeweils mehr als zwei Dritteln.

Dass die Ereignisse rund um die Abstimmungen der vergangenen Woche Auswirkungen auf den Ausgang der Bundestagswahl haben werden, glauben laut Umfrage 41 Prozent der Wahlberechtigten. 49 Prozent der Wählerinnen und Wähler gehen nicht davon aus. Die YouGov-Befragung lief von Freitagabend bis einschließlich Dienstag.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...