Panorama

Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der mit Spionage und Sabotage die Gesellschaft verunsichern will. Ermittler gehen davon aus, dass die Täter finanziert wurden. Papierschnipsel am Tatort deuteten auf radikale Klimaaktivisten hin – möglicherweise eine gezielte Inszenierung.
05.02.2025 14:13
Aktualisiert: 05.02.2025 14:13
Lesezeit: 2 min
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Die Polizei geht dem konkreten Verdacht nach, dass eine Serie von Sabotageakten gegen Autos in mehreren Bundesländern von Moskau aus gesteuert wurde. Nach ersten Ermittlungen sei davon auszugehen, dass die Saboteure für ihre Taten Geld von einem russischen Auftraggeber erhalten hätten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Zuerst hatte der "Spiegel" über die Ermittlungsergebnisse berichtet. Demnach geht es um mehr als 270 Fahrzeuge in Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge fiel einer Polizeistreife im brandenburgischen Schönefeld im Dezember 2024 ein Transporter mit drei jungen Männern auf, die mehrere Kartuschen mit Bauschaum bei sich hatten, wie er beispielsweise zum Abdichten von Fenster- und Türrahmen verwendet wird. Kurz nach der Kontrolle gingen Anzeigen von Autobesitzern ein. Bei insgesamt 43 Fahrzeugen war jeweils das Auspuffrohr mit Bauschaum verstopft worden. Am Tatort lagen Papierschnipsel mit Slogans, die auf die Grünen hinweisen sollten — womöglich ein Versuch, die Tat als Aktion radikaler Klimaaktivisten darzustellen.

Staatsanwaltschaft Ulm kennt vier Tatverdächtige

Die Staatsanwaltschaft in Ulm hat nach eigenen Angaben inzwischen vier Tatverdächtige im Visier. Es handele sich um insgesamt 123 Sachbeschädigungen, sagte ein Sprecher. Die vier Männer seien 17, 18, 20 und 29 Jahre alt. Ihren Ausweispapieren zufolge handelt es sich um einen Deutschen, einen Serben, einen Rumänen und einen Staatsbürger Bosnien-Herzegowinas. Die Ermittler in Baden-Württemberg gingen im Dezember zunächst von drei Tatverdächtigen aus. Bei den aus dem Raum Ulm stammenden Personen wurden Bauschaum und weitere Beweismittel beschlagnahmt, wie die Ermittler berichteten.

Bei Wohnungsdurchsuchungen in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis sowie im Landkreis Günzburg im Beisein der mutmaßlichen Verdächtigen wurden den Angaben zufolge mehrere Dosen Bauschaum sowie weitere Beweismittel beschlagnahmt. Die jungen Männer machten bei der Vernehmung nur wenige Angaben, wie die Polizei damals weiter mitteilte. Das Trio kam nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß. Dem Bundesinnenministerium lägen bisher keine konkreten Hinweise auf russische Auftraggeber vor; die Ermittlungen dazu dauerten noch an, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Nach "Spiegel"-Informationen sollen die Verdächtigen per Chat angeworben worden sein.

Durch Sabotage die Gesellschaft weiter spalten

"Seit Monaten wird durch Spionage und Sabotage gezielt versucht, Verunsicherung zu schüren, bestehende Konflikte anzuheizen und uns als Gesellschaft zu spalten", kommentierte der Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz die Sabotageserie. Der Verfassungsschutz beobachtet bereits seit Monaten eine Tendenz, russischer Akteure — teils aus dem kleinkriminellen Milieu — anzuwerben, die für Geld Spionage- und Sabotageaktionen durchführen. Ein Grund für diese Entwicklung ist nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden, dass der Einsatz professioneller Spione für Russland durch Sanktionen und eine erhöhte Wachsamkeit westlicher Nachrichtendienste erschwert ist.

Beispiele für solche Aktionen, bei denen im Auftrag Russlands ein gesellschaftlicher Konflikt zusätzlich befeuert werden sollte, waren nach Einschätzung westlicher Nachrichtendienste auch das Anbringen von Davidsternen auf Häuserwänden in Paris sowie eine Farbattacke auf eine Holocaust-Gedenkstätte in der französischen Hauptstadt.

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