Immobilien

Mietpreise schießen erneut in die Höhe: Mietmarkt unter Druck – wird Wohnen zum Luxus?

Schon wieder Schocknachrichten vom Immobilienmarkt: Mieter in verschiedenen Großstädten, die neue Mietverträge abschließen, müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen. In nur zwei Jahren sind die Mietpreise für Neuverträge in etlichen deutschen Städten um mindestens zehn Prozent gestiegen. Was sind die Aussichten für den Mietmarkt und wo liegen die Lösungen für die Mietpreisentwicklung, damit Wohnen nicht zum Luxus wird?
06.02.2025 16:03
Aktualisiert: 01.01.2030 00:00
Lesezeit: 2 min
Mietpreise schießen erneut in die Höhe: Mietmarkt unter Druck – wird Wohnen zum Luxus?
Steigende Mietpreise: Wohnungen in vielen Regionen sind immer noch viel zu knapp (Foto: dpa). Foto: Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE

Mietpreise: Neuvertragsmieten deutlich gestiegen laut IW-Wohnungsindex

Die jüngsten Mietmarkt-Nachrichten sind weiter schlecht: In vielen deutschen Städten sind die Mietpreise deutlich gestiegen, während Kaufpreise dagegen stabil bleiben. Laut dem aktuellen IW-Wohnindex sind Neuvertragsmieten im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,7 Prozent gestiegen. Besonders in Berlin sind die Mietpreise bei Neuvermietungen hochgeschossen (8,5 Prozent mehr), gefolgt von Essen (8,2 Prozent plus) und in Frankfurt (8 Prozent). Auch in Leipzig (plus 7,3 Prozent) und Hamburg (plus 5,4 Prozent) müssen Mieter deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Mietpreise explodieren weiter, teilweise weil Wohnungen in vielen Regionen, besonders in den größten Metropolen und anderen Großstädten, noch immer viel zu knapp sind. Der zweite Grund: Viele potenzielle Käufer trauen sich noch nicht zu kaufen, obwohl Zinsen im vergangenen Jahr leicht gesunken sind. „Die Erschwinglichkeit ist derzeit noch deutlich schlechter als im Jahr 2022,“ so Pekka Sagner, IW-Volkswirt für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik. „Dadurch zögern viele potenzielle Käufer den Schritt hinaus oder fragen eher Mietwohnungen nach, was den Mietmarkt zusätzlich unter Druck setzt.“

Noch deutlicher wird diese Entwicklung beim Vergleich mit 2022. In nur zwei Jahren sind die Neuvertragsmieten in etlichen deutschen Städten um mindestens zehn Prozent gestiegen. Spitzenreiter ist Berlin mit mehr als 22 Prozent. „Mieter zahlen für den Mangel“, erklärt Sagner. Entspannung sei nicht in Sicht, denn auch 2025 werden deutlich zu wenige neue Wohnungen gebaut. „Wenn es so weitergeht, wird Wohnen zum Luxus. Dazu darf es nicht kommen“, warnte er.

Auswirkungen der Zinswende von 2022: Steigende Mietpreise und veränderte Preisdynamik im Markt

Die Zinswende im Jahr 2022 hatte erhebliche Auswirkungen auf den Wohnimmobilienmarkt, so die IW-Wohnindex Studie. Die gestiegenen Finanzierungskosten haben zu einer veränderten Nachfrage- und Preisdynamik geführt: Während einige Städte mit hoher Wohnraumnachfrage eine relative Preisstabilität verzeichneten, waren in anderen Städten deutliche Preisrückgänge oder stagnierende Märkte zu beobachten.

Laut dem IW dürften Zinsen in 2025 stabil bleiben und könnten sogar noch etwas fallen – „sofern es keine größeren geo-politischen Verwerfungen gibt“.

  • Anstieg der Neuvertragsmieten bundesweit um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
  • Leichte Abschwächung in der Mietentwicklung in Top-7-Städten aber Wachstum in anderen Großstädten und Umland bleibt dynamisch
  • Mietmarkt bleibt insgesamt stark nachgefragt, während sich das Angebot wegen sinkender Baufertigstellungen immer mehr verknappt

Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immobilienportal ImmoScout24 kommentierte vor Kurzem: „Mit dem Bundestagswahlkampf intensivieren sich die Diskussionen um strengere Mietregulierungen. Doch anstatt das Symptom der steigenden Mieten zu bekämpfen, sollte der Fokus auf das dahinterliegende Problem gerichtet sein: Es fehlt Wohnraum.“

Mietmarkt: Wohnungsbau muss umgesteuert werden, Bauen braucht dringend Deregulierung

Dem IW zufolge sind die größten wohnpolitischen Herausforderungen dieses Jahr die weiter stark steigenden Neuvertragsmieten. Um deren Entwicklung zu bremsen, ist „eine entschiedene Umsteuerung im Wohnungsbau notwendig“. Die Schlussfolgerung der Studien-Autoren: „Kurzfristig können neue Impulse für den Wohnungsbau durch eine Unterstützung der Wohneigentümer gesetzt werden. Schließlich warten viele Baugenehmigungen auf Umsetzung, und Selbstnutzer könnten insbesondere dann Neubauten nachfragen, wenn sie etwa durch Nachrangdarlehen die Eigenkapitalhürde überspringen könnten.“

Mittelfristig brauche man jedoch eine Deregulierung des Bauens, um mehr Innovationen und auch günstigeres Bauen in Deutschland zu ermöglichen.

Die stark steigenden Mietpreise treffen Deutschland besonders: Die Bundesrepublik ist das einzige EU-Land mit mehr Mietern als Eigentümern. Die Eigentümerquote lag laut Statistikbehörde Eurostat 2023 bei unter 47 Prozent. Die Wohnkosten belasten vor allem Mieter, zeigt eine aktuelle Umfrage der Direktbank ING. Demnach finden es 26 Prozent der Mieter "schwierig" oder "sehr schwierig", ihre Wohnkosten zu stemmen. Unter den Eigentümern gaben das nur zwölf Prozent an.

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Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

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